"Lebenslänglich", titelt Het Belang van Limburg. Der Serienmörder Ronald Janssen muss lebenslang in Haft. "Bis zum letzen Atemzug", fügt Het Laatste Nieuws auf Seite 1 hinzu.
Het Nieuwsblad zitiert den Vorsitzenden Richter auf seiner Titelseite mit den Worten: "Die Gesellschaft wünscht Sie nicht mehr in ihrer Mitte".
Für Ronald Janssen gab es gestern bei der Urteilsverkündung in Tongern keine mildernden Umstände. Wegen drei Morden an jungen Menschen muss der ehemalige Lehrer für immer hinter Gittern.
Zum ersten Mal durften gestern im Gerichtsaal auch Fotos des Serienmörders geschossen werden und die sind heute auf den Titelseiten der flämischen Zeitungen zu sehen.
Gazet van Antwerpen zeigt Janssen, wie er seinem Anwalt zulächelt und titelt: "Mit einem Lächeln ins Gefängnis". Für Het Belang van Limburg war die Verurteilung zu einer lebenslangen Haftstrafe die einzigmögliche Lösung, denn die "Gefahr" Ronald Janssen ist groß. Psychiater, Psychologen und andere Experten sind sich einig: Janssen begreift immer noch nicht, was er getan hat.
Gazet van Antwerpen betont, dass nicht nur der Täter bestraft wurde, sondern auch die Familien der drei Opfer. Mit dem Tod von Annick, Shana und Kevin haben auch sie lebenslänglich erhalten.
Assisenprozess noch zeitgemäß?
Het Nieuwsblad fragt: Ist ein Schwurgerichtsprozess noch zeitgemäß? Teuer, aufwendig, überholt, theatralisch und voyeuristisch, lauten die Hauptargumente der Kritiker. Und ja, es stimmt: Vier Wochen für einen Prozess, dessen Ausgang vor Beginn schon auf der Hand lag, sind eine lange Zeit.
Doch die Zeitung meint, Prozesse vor dem Schwurgericht sind eine Art Ritual und haben deswegen etwas Tröstendes. Wer dabei gewesen ist in Tongern, hat den heilenden Effekt bemerken können, vor allem für die Familien der Opfer. Sie haben die Möglichkeit erhalten, zu erfahren, was wirklich passiert ist. Wenn das ihnen bei der Trauerbewältigung hilft, war der Prozess jeden Eurocent und auch jede Sekunde wert, findet Het Nieuwsblad.
"Europas Banken sind pleite"
Anderes großes Thema ist der EU-Schuldengipfel vom Wochenende. L'Echo titelt: "Rennen gegen die Zeit in Brüssel". De Morgen meint, der Euro brauche eine Schocktherapie. La Libre Belgique schreibt: "Angst um den Euro", und De Standaard zitiert einen einflussreichen Wirtschaftsexperten auf Seite 1: "Die europäischen Banken sind pleite", sagt Willem Buiter. Der Chefökonom bei Citigroup führt aus: "Der europäische Bankensektor ist bankrott, aber die Politiker bestreiten das weiterhin."
De Standaard fügt hinzu: Europa sendet ein katastrophales Bild an die Außenwelt. Ein EU-Gipfel reicht nicht aus, jetzt braucht es sogar ein zweites Krisentreffen, um Angela Merkel und Nicolas Sarkozy auf eine Linie zu bringen. Seit fast zwei Jahren "wurstelt" Europa nun schon mit der Euro-Krise. Das Problem dabei: Die Zeit für Diskussionen und Konflikte ist längst verstrichen. Das Einzige, was uns jetzt noch retten kann, ist ein starkes Europa, das sofort gegen die Katastrophe angeht und sich erst danach fragt, wer wie viel zahlen muss.
EU sucht Ausweg aus der Krise
Ähnlich sieht es La Libre Belgique: Die EU hat vor der Krise geglaubt, ihre Institutionen seien unantastbar, hat nicht agiert. Jetzt muss die Union auf die immer größer werdenden Probleme reagieren - mehr schlecht als recht. Ernüchtert trifft der Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker den Nagel auf den Punkt, wenn er meint, die Außendarstellung der Euro-Zone sei desaströs.
Das Börsenblatt L'Echo beschäftigt sich mit dem Streit zwischen Berlin und Paris über den Euro-Rettungsschirm und seine sogenannte Hebelwirkung. Der Rettungsanker wird plötzlich zur Gefahr. Wer will dieses "Ding" am Ende noch, fragt die Zeitung. Wegen einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts werden die deutschen Abgeordneten über jede Änderung abstimmen müssen. Auch die Finnen wollen ein Wörtchen mitreden. Die slowakische Regierung ist am Rettungsschirm bereits zerbrochen.
Auch das sind keine positiven Signale an die Außenwelt. Le Soir und Het Laatste Nieuws sind überzeugt: Jetzt erst recht brauchen wir mehr Europa. Eine Rückkehr zu den nationalen Währungen wäre wie ein Rückfall in die Steinzeit. Bricht die Euro-Zone zusammen, würde nur Deutschland überleben, mit viel Mühe als kleine regionale Wirtschaftsmacht umrandet von Satellitenstaaten wie Dänemark, Österreich und den Niederlanden.
Kinostart: Weltpremiere für "Tim und Struppi"
Auf allen Titelseiten sind heute auch die belgischen Comic-Helden Tim und Struppi zu sehen. In Brüssel findet am Abend die Weltpremiere der Hollywood-Verfilmung der Abenteuer des jungen Reporters statt. Dazu wird auch Regisseur Steven Spielberg erwartet. Der 3D-Animationsfilm ist eine amerikanische Großproduktion. 135 Millionen Dollar soll der Kinofilm bislang gekostet haben.
Im Mittelpunkt stehen die Geschichten und Figuren von Hergé. Der kleine belgische Reporter hat in seinen Comics schon Millionen Menschen weltweit verzaubert. Auf der Leinwand wird er für noch mehr Begeisterung sorgen, ist La Dernière Heure überzeugt.
Bild: Benoît Doppagne (belga)