Muammar al-Gaddafi Blut überströmt: Das Bild des getöteten Diktators ist auf fast allen Titelseiten zu sehen.
De Standaard schreibt: "Gaddafi tot, Libyen befreit". "Gnadenlos erschossen", meint Het Nieuwsblad auf Seite 1. Und Le Soir schreibt: "Das Ende des Wahnsinns". De Morgen ist besonders zynisch, zeigt ganzseitig den getöteten Machthaber und zitiert ihn mit den Worten: "Mein Volk liebt mich".
Das Grenz-Echo hält fest: Es ist ein historischer Tag für Libyen - Gaddafi ist tot. Im ganzen Land feierten die Menschen frenetisch das Ende der knapp 42 Jahre langen Herrschaft. Le Soir findet: Es ist "das gemeine Ende eines vernichtenden Diktators".
Ähnlich wie Saddam Hussein und Osama Bin Laden hat auch Muammar al-Gaddafi kein Anrecht auf einen gerechten Prozess vor Gericht. Stattdessen wurde der Tyrann kaltblütig hingerichtet. Auch La Libre Belgique bedauert das. Gerechtigkeit in einer Demokratie heißt nicht, den Menschen zu töten, der andere getötet hat. Die Opfer von 40 Jahren Terror und Diktatur hätten ihren Henker lieber vor Gericht gesehen, beim Internationalen Gerichtshof in den Haag oder vor einem Sondertribunal in Libyen.
Zukunft ungewiss
De Morgen sorgt sich unterdessen um die Zukunft des krisengeschüttelten Libyens. Der Nationale Übergangsrat hat hin zu einer demokratischen Bewegung noch einen langen Weg vor sich. Denn auch die Methoden der Rebellen sind äußerst fraglich. Von Menschenrechten fehlt hier oft jede Spur. Gaddafi-Anhänger werden gefoltert und misshandelt - ähnlich wie politische Gegner zur Zeit der Diktatur. Das zeigen alarmierende Berichte großer Menschenrechtsorganisationen.
Auch das müssen die westlichen Staaten im Auge behalten und sich nicht blenden lassen vom Wiederaufbau und den lukrativen Geschäften, die in Libyen winken. Auffallend, schlussfolgert die Zeitung, sei, dass die Freunde des neuen Libyens vor einem Jahr noch die Freunde von Gaddafi waren. Bleibt zu hoffen, dass unsere Politiker sich in Zukunft etwas weiser verhalten. Ansonsten sieht es weiterhin nicht gut aus für die libysche Bevölkerung.
Der Westen und Gaddafi: erst Freund, dann Feind
Auch L'Avenir nimmt die Beziehungen des Westens zum getöteten Diktator näher unter die Lupe. Wohl kein Staatschef ist im Verlauf seiner Herrschaft so unterschiedlich bewertet worden wie Muammar al-Gaddafi. Im eigenen Land wurde er erst als Retter gefeiert, später kämpfte er gegen das eigene Volk.
Von den Mächtigen anderer Länder wurde er mal geächtet, mal umworben. Amerikaner, Europäer - sie alle machten gerne Geschäfte mit dem libyschen Machthaber. Dann kam der Arabische Frühling und da drehte der Wind plötzlich wieder.
Auch Het Belang van Limburg stellt fest, es sei schon erstaunlich, wie schnell die libyschen Rebellen von NATO-Staaten aus der Luft unterstützt worden seien. Im Jemen und in Syrien spielten sich derzeit ähnlich blutige Revolutionen ab, aber der Westen greife nicht ein.
Janssen in allen Anklagepunkten schuldig
Anderes großes Thema, vor allem in der flämischen Presse, ist die Verurteilung des Serienmörders Ronald Janssen. "Schuldig auf der ganzen Linie, in allen neun Anklagepunkten", hält Gazet van Antwerpen fest. Die Geschworenen sehen es als erwiesen an, dass Janssen Shana Appeltans vergewaltigt, gefoltert und anschließend getötet hat. Auch die Morde an Kevin Paulus und Annick Van Uytsel hat er begangen.
Gerechtigkeit, titelt Het Laatste Nieuws in Großbuchstaben auf Seite 1. Nach den drei sinnlosen Morden an jungen Menschen gibt es jetzt endlich Gerechtigkeit. Das Strafmaß für Ronald Janssen wird heute in Tongern bekanntgegeben.
Dexia: Belgien wusste nichts von der französischen Warnung
Das Wirtschaftsblatt L'Echo beschäftigt sich mit den Folgen der Dexia-Rettung. Premierminister Yves Leterme will nichts von einer akuten Schieflage bei der Bank gewusst haben und die Zeitung unterstreicht, dass die Franzosen für das Debakel verantwortlich sind. Zahlreiche Risikogeschäfte seien vom französischen auf den belgischen Teil der Großbank übertragen worden.
Bereits Mitte vergangenen Jahres hatte die französische Finanzaufsicht die Dexia-Bank gewarnt. Darüber sei die belgische Regierung aber nicht informiert worden, beteuert Leterme. Het Laatste Nieuws glaubt dem Premierminister. Die Franzosen bei Dexia hätten die alarmierenden Berichte unter den Teppich gekehrt. Die Opposition will, dass sich eine parlamentarische Untersuchungskommission mit den Vorfällen befasst.
Gazet van Antwerpen fordert, dass die Bankenaufsicht europäisch wird. Nur so könne das derzeitige Chaos in Zukunft vermieden werden.
Belgier sparen fleißig weiter
Le Soir schließlich schreibt auf Seite 1, dass die Belgier ihrem Ruf als Weltmeister im Sparen erneut gerecht werden. Nach einer Umfrage der Zeitung geben fast 90 Prozent der Belgier an, ihr Geld anzulegen. Fast jeder zweite belgische Haushalt speist sein Sparbuch Monat für Monat mit Beträgen von 100 bis 500 Euro.
Bild: Mohamed Messara (epa)