"Lüttich unter Schock: Arcelor Mittal schließt Hochöfen", heißt es im Grenz Echo. L’Avenir spricht von einer sozialen Katastrophe und verweist darauf, dass wohl an die tausend Arbeitsplätze verloren gehen.
Die "Enthauptung der Lütticher Stahlindustrie", das ist die Schlagzeile in La Libre Belgique und auch Le Soir rückt das Thema in den Blickpunkt seiner Titelseite, wobei die Brüsseler Zeitung ebenfalls die dramatischen sozialen Folgen dieser Entscheidung von Arcelor Mittal hervorhebt.
Lütticher Stahlindustrie: Ende einer Epoche
Kommentierend heißt es dazu in Le Soir: Seit zehn Jahren bereits befürchtet man in Lüttich das Ende der Warmstahlproduktion. Jetzt ist der Moment gekommen, diese Seite umzudrehen und sich nicht länger an die Hochöfen zu klammern. Natürlich ist es ein fürchterlicher Schock für eine Region, die über Jahrzehnte von Kohle und Stahl gelebt hat. Seit knapp zehn Jahren jedoch hat diese Industrie in Lüttich keine Zukunft mehr, und eigentlich müsste die Gegend heute besser gewappnet sein, um mit diesem Rückschlag wirtschaftlich fertigzuwerden.
Zum gleichen Thema notiert La Libre Belgique: Die Furcht vor einer Rezession lässt die Stahlproduzenten heute mehr denn je vorsichtig sein. Sie fahren ihre Produktion zurück, um Überkapazitäten zu vermeiden und somit den Preis einigermaßen stabil zu halten. Andererseits ist es eine Tatsache, dass auch die Stahlbranche die Folgen der Bankenkrise ganz erheblich spüren bekommt. Deshalb ist es so wichtig, dass Europa bei der Rettung des Euro und der Banken endlich Nägel mit Köpfen macht, damit das Vertrauen auch in die Wirtschaft zurückkehrt.
L'Avenir wirft der Direktion von Arcelor Mittal Heuchelei vor. Noch vor wenigen Tagen wurden in Lüttich neue Arbeitskräfte eingestellt, so dass die Arbeitnehmer wieder an die Zukunft der Branche zu glauben begannen. Doch nicht nur das ist heuchlerisch, sondern nach Ansicht der Zeitung auch die Tatsache, dass man möglichst wenig Stahl produziert, um das Angebot knapp zu machen und somit die Preise und die Rendite hoch zu halten.
Grüne: Mit Rückenwind in die Opposition?
Ein zweites Kommentarthema in mehreren Zeitungen ist die Frage, ob die Grünen der neuen Regierung angehören werden oder nicht. Dazu notiert De Standaard auf seiner Titelseite: Di Rupo hat keine andere Wahl, als die Grünen fallenzulassen. Andernfalls würden auf flämischer Seite sowohl die Liberalen als auch die Christlichsozialen der neuen Koalition nicht angehören wollen.
Dazu heißt es im Kommentar von Het Laatste Nieuws: Bei den jetzt anstehenden Entscheidungen geht es um Dinge, die der Bürger im Alltag zu spüren bekommt. Es geht um Steuern, Einsparungen, eventuell längere Arbeitszeiten, Justiz, Asyl, Energiepreise und noch einige andere Dinge, für die es einer starken, kohärenten Koalition bedarf. Ob dies möglich ist, mit programmatisch so entgegengesetzten Parteien wie den Grünen und den Liberalen, ist nach Ansicht der Zeitung doch eher fraglich.
Zum gleichen Thema notiert Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel: Für die Grünen ist eine Oppositionskur zwar eine Enttäuschung, aber sicherlich keine Katastrophe. Aus den jüngsten Meinungsumfragen geht hervor, dass sie ganz besonders in Flandern den Wind in den Segeln haben. Außerdem bekämen sie damit das Monopol im linken Oppositionsspektrum. Wahrscheinlich werden sie bei dieser Entwicklung bei den nächsten Wahlen noch besser abschneiden als beim letzten Mal.
N-VA will im Fokus bleiben
Gazet van Antwerpen kommentiert das Verbleiben der N-VA in der flämischen Regierung, obwohl die Nationalisten das föderale Abkommen über die Staatsreform scharf kritisieren. Dazu heißt es unter anderem: Bart De Wever will auf keinen Fall den Ruf des ewigen Wegläufers bekommen. Außerdem hat er verstanden, dass mit einem Dauerprotest gegen die Staatsreform in Flandern nichts zu gewinnen ist. Die meisten Durchschnittsflamen sind zufrieden, wenn das flämisch-wallonische Gerangel endlich ein Ende findet, selbst wenn das entsprechende Abkommen für Flandern hätte besser sein können.
Het Belang van Limburg schreibt im gleichen Zusammenhang: N-VA-Chef De Wever wurde bereits kritisiert, nachdem er die Di Rupo Note als Grundlage einer neuen Staatsreform abgeschossen hatte. Diesen Fehler will er ein Jahr vor den Gemeinderatswahlen nicht wiederholen. Er weiß nur allzu gut, dass eine Partei, die zur flämischen Regierung gehört, in den Medien viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt bekommt als eine in der Opposition.
Archivbild: Michel Krakowski (belga)