"Na bitte, geht doch!" titelt Het Nieuwsblad. Gleich daneben ist ein Foto von überglücklichen Roten Teufeln zu sehen. Die belgische Fußballnationalmannschaft hat gestern Abend in Brüssel mit 4:1 gegen Kasachstan gewonnen.
Die Belgier landen damit auf Platz 2 der Gruppe A und sind plötzlich wieder im Rennen um die Teilnahme an der Europameisterschaft 2012.
Teilnahme an Fußball-EM 2012 im Bereich des Möglichen
"Die Roten Teufel können wieder von der EM träumen", meint das Grenz-Echo. Dafür muss aber am Dienstag ein Sieg gegen Deutschland her, und das dürfte äußerst schwierig werden.
Fast gleichlautend meinen L'Avenir, Het Laatste Nieuws, Het Belang van Limburg und La Dernière Heure Les Sports: Nur ein Sieg in Düsseldorf, und wir sind wieder dabei.
Ausschlaggebend war aber auch die Niederlage der Türken gestern gegen Spitzenreiter Deutschland. Nach 101 Jahren können die Roten Teufel für ein Wunder sorgen: So lange liegt der letzte belgische Sieg auf deutschem Boden schon zurück.
"Schade", schreibt La Dernière Heure, hätte die belgische Fußballnationalmannschaft nicht so viele Fehler zu Beginn der EM-Qualifikation gemacht, hätte das Spiel am Dienstag gegen Deutschland eine echte Gala-Partie werden können. Doch jetzt wird die letzte Begegnung in der Gruppenphase für die Roten Teufel zum alles entscheidenden Finale.
Dexia-Rettung: Düstere Aussichten für die Kommunen
Großes Thema heute ist erneut die Rettung der angeschlagenen Dexia-Bank. Das Wirtschaftsblatt L'Echo notiert: Dieses Wochenende wird sich alles klären. Die nächsten Stunden werden entscheidend für die belgisch-französische Großbank.
Das Krisen-Szenario ist mittlerweile bekannt: Belgien wird seinen Teil der Aktivitäten aufkaufen. Für Het Laatste Nieuws steht damit fest: Dexia wird zur Staatsbank. Die Föderalregierung wird das gut funktionierende Kreditinstitut aus der maroden Dexia-Gruppe retten und alle Anteile übernehmen. Die Regionen können später in das Konstrukt einsteigen.
De Standaard findet das Prinzip eigentlich nicht gut. Es ist nicht die Aufgabe eines Staates, eine Bank zu betreiben. Doch andererseits erfordern besondere Umstände auch besondere Maßnahmen. Gut ist das allerdings noch lange nicht. Der große Verlierer werden die Kommunen sein. Sie müssen künftig auf Dividenden verzichten und ihre Anteile werden weniger wert sein.
Auch das ist nicht gut. Aber Städte und Gemeinden, die in Not geraten, nur weil die Dividenden ihrer Bank sich verringern, betreiben eine falsche Finanzpolitik. Kommunen, die darauf angewiesen sind, dass ihre Hausbank große Gewinne verbucht, gehen ebenfalls fragwürdig mit Steuermitteln um.
Le Soir meint: Der Fall Dexia könnte auf dem ganzen Kontinent einen gefährlichen Domino-Effekt auslösen. Die Zeitung beschreibt die Dexia als europäisches Pendant zur Pleitebank Lehman Brothers, die 2008 die erste Bankenkrise in den USA ausgelöst hatte.
De Standaard hat in diesem Zusammenhang eine erschreckende Meldung auf seiner Titelseite: Die Rating-Agentur Moody's droht damit, wegen der Dexia-Rettung die Kreditwürdigkeit Belgiens herunterzustufen. Seit fast 500 Tagen verhandeln Politiker über die Staatsreform, und nichts passiert. Jetzt droht eine Bank über die Wupper zu gehen, und schon drohen die Ratingagenturen mit einer Herabstufung.
Zusammenlegung der Wahltermine - oder doch nicht?
La Libre Belgique berichtet über die Regierungsverhandlungen in Brüssel und titelt: "Endlich eine Staatsreform". Die acht Parteien sind sich in der Nacht einig geworden, auch über die strittige Frage des gemeinsamen Wahltermins. Den Kompromiss beurteilen die Zeitungen allerdings ganz verschieden.
De Morgen titelt: "In Belgien wird künftig am selben Tag gewählt". Gazet van Antwerpen hingegen meint: "Doch kein gemeinsamer Urnengang". Fest steht: Die Legislaturperiode des föderalen Parlaments wird auf fünf Jahre erhöht und ist damit gleich lang wie die der Regionalparlamente. Die Wahlen könnten also gleichzeitig stattfinden, müssen aber nicht. Vor allem die flämischen Christdemokraten waren dagegen.
Der Schein trügt, meint De Morgen. Das Abkommen über die Zusammenlegung der Wahltermine bedeutet nicht automatisch, dass die Wahlen auch gleichzeitig stattfinden werden. Dafür muss es eine Zweidrittelmehrheit im Parlament geben, und die ist äußerst fraglich.
Politbarometer: N-VA weiter mit Hochdruck, Frühlingsluft für CD&V
De Standaard veröffentlicht heute sein traditionelles Politbarometer. Trotz ihrer aktuellen Außenseiterposition legt die N-VA von Bart De Wever weiter zu und erreicht ein historisches Hoch, mit 35 Prozent der Wahlabsichten. Die Nationalisten sind nicht zu stoppen, hält die Zeitung fest. Aber auch der Versuch der CD&V, ohne die N-VA zu verhandeln, trägt Früchte. Zum ersten Mal seit Monaten steigen auch die Wahlabsichten zugunsten der flämischen Christdemokraten.
Tariferhöhungen bei der Bahn
Die Bahn muss sparen, doch sie weiß nicht, wie. Die für gestern geplanten Entscheidungen hat sie erst mal verschoben. Allerdings hat die SNCB beschlossen, ihre Tarife zum 1. Februar um knapp drei Prozent anzuheben. Bemerkenswert, findet Gazet van Antwerpen, bereits jetzt pumpen die Steuerzahler jedes Jahr rund drei Milliarden Euro in die belgische Eisenbahn. Und trotzdem kommen die Züge ständig zu spät oder werden gestrichen, und die Reisenden werden im Regen stehen gelassen.
Bild: Virginie Lefour (belga)