Die Rettung der Dexia-Bank sorgt erneut für Schlagzeilen.
"Pokerspiel um Dexia Belgien" titelt De Standaard", und meint: Das Endspiel hat begonnen. Belgien hat alles in Bewegung gesetzt, um den Franzosen die Stirn zu bieten. Jetzt geht es darum, die starke belgische Sparte aus dem Morast zu ziehen.
Auch das Grenz-Echo meint: "Dexia steht vor Zerschlagung" und fügt hinzu: Die belgisch-französische Bank wird das erste große Opfer der europäischen Schuldenkrise.
Dexia: Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen
"Was geschieht jetzt mit der Dexia-Bank?" fragt sich auch La Libre Belgique und liefert gleich mehrere Antworten. Die schlechten Kredite sollen in eine so genannte "Bad Bank" ausgelagert werden, mit Bürgschaften der belgischen und französischen Staaten. Die französischen Aktivitäten sollen an die Banque Postale abgetreten werden, und die gesunde Dexia Belgien soll zunächst verstaatlicht und anschließend wieder verkauft werden. Das zumindest ist nach Ansicht der Zeitung das wahrscheinlichste Lösungsszenario für die in Not geratene Bankengruppe.
Das Wirtschaftsblatt L'Echo hat unterdessen ein Déjà-vu: Die Akte Dexia wird immer mehr zum Fortis-Gate. 2008 hatte der Staat die Großbank mit Steuermitteln vor dem Abgrund gerettet. Am Ende kam es zu einem juristischen Gerangel und selbst zum Rücktritt der Regierung wegen der Nichtgleichbehandlung von Groß- und Kleinaktionären. Jetzt gilt es, die Fehler der Vergangenheit nicht noch einmal zu begehen.
Belgier misstrauen möglicher Dexia-Rettung
Die Belgier haben Angst vor der kriselnden Bank, meint Het Nieuwsblad und titelt: "Dexia-Kunden heben 400 Millionen Euro ab". Die Panikreaktion ist zwar nachvollziehbar, aber nicht besonders hilfreich. L'Echo, Gazet van Antwerpen und Het Belang van Limburg loben dann auch die Regionen, Städte und Gemeinden, die die Dexia-Bank trotz der Probleme weiter unterstützen.
De Morgen geht mit der Kommune Vilvoorde hart ins Gericht. Der Vorsitzende des Sozialhilfezentrums hatte das Konto der Einrichtung geräumt und das Geld zu einer anderen Bank gebracht. Diese Aktion ist äußerst dumm und dazu noch unverantwortlich, findet De Morgen. Jetzt ist der Moment, um sein Geld zu Dexia zu bringen, nicht um es von dort wegzuholen.
Mehrere Zeitungen fordern inzwischen Konsequenzen an der Spitze der Dexia Bank. Die Manager müssten für das Fiasko bei der Bankengruppe geradestehen, allen voran CEO Pierre Mariani und der Verwaltungsratsvorsitzende Jean-Luc Dehaene.
Staatsreform: Elio Di Rupo glorifiziert
Le Soir und Het Laatste Nieuws loben das Abkommen über die Spaltung des Gerichtsbezirks BHV. Auf einer ganzen Seite hebt die flämische Zeitung Regierungsbildner Elio Di Rupo in den Himmel. Er wird regelrecht als Held gefeiert. Wörtlich heißt es: Wenn es zum Ende der Woche eine Einigung zum Gesamtpaket Staatsreform gibt, wird Di Rupo als "Mr. Wunder" in die Geschichte eingehen. Belgien ist von seiner Krankheit geheilt. Nach jahrelangem Gerangel gibt es keine Flickschusterei mehr, sondern endlich transparente und geradlinige Einigungen. Die neue Politikergeneration hat vielleicht lange gebraucht, schreibt Het Laatste Nieuws, aber am Ende stehen gute Kompromisse.
Das sieht Het Belang van Limburg ganz anders: Die Einigung ist vielleicht vertretbar, aber sie ist dafür noch lange nicht gut. Das Grundproblem ist seit Jahrzehnten dasselbe. Französischsprachige lassen sich in Flandern nieder und sind nicht bereit, Niederländisch zu sprechen. Und das Schlimme ist, der Unwille wird noch belohnt. Die Zweisprachigkeit in Halle-Vilvoorde wird verstärkt, während sie in Brüssel weiter abnimmt. Das wird für neue zwischengemeinschaftliche Probleme sorgen, ist die Zeitung überzeugt. Auch Gazet van Antwerpen meint: Die zweite Spaltung von BHV birgt große Risiken.
Bei den Verhandlungen geht es jetzt noch um die politische Erneuerung und um die Frage, ob die Wahltermine in Belgien zusammengelegt werden sollen. Alle Parteien am Verhandlungstisch sind dafür, außer die flämischen Christdemokraten. La Libre Belgique kritisiert die Haltung der CD&V. Gleichzeitige Wahlen für Teilstaaten und föderale Ebene hätten viele Vorteile: Vor allem würden sie unser Land stabiler machen, schlussfolgert die Zeitung.
Studienrichtung Medizin "infektiös populär"
Le Soir berichtet über den aktuellen Trend bei der Wahl der Studienrichtung. Obwohl die Einschreibefrist an den Unis und Hochschulen noch nicht abgelaufen ist, sind die Zahlen eindeutig: Die medizinischen Studiengänge stehen erneut hoch im Kurs. In Lüttich, Brüssel, Neu-Löwen, Mons und Namur verzeichnen die Universitäten bis zu 20 Prozent mehr Studenten, und das sowohl in den Fächern Medizin, Pharmazie wie auch biomedizinische Wissenschaften. Experten führen den Zuwachs auf den Erfolg von Fernsehserien wie "Dr. House" oder "Emergency Room" zurück, - aber auch auf den wachsenden Bedarf an Medizinern in der Gesellschaft.
Drei Viertel der Flamen vor allem Belgier - und stolz darauf
Die erstaunlichste Meldung des Tages hat Het Nieuwsblad auf Seite 1: Drei Viertel der Flamen sind in erster Linie stolze Belgier. Das hat eine Umfrage der Zeitung ergeben. Das Blatt titelt: "Sire, es gibt noch Belgier". 75 Prozent der Befragten wollen kein unabhängiges Flandern und sehen ihre Zukunft in Belgien.
Bild: Dirk Waem (belga)