"Dexia kämpft ums Überleben", titelt heute De Morgen. "Dexia am Rand des Abgrunds", so die Schlagzeile von La Dernière Heure. Der Aktienkurs der französisch-belgischen Dexia Bank ist am Montag erneut dramatisch eingebrochen - um mehr als zehn Prozent.
Die Bank kämpft mit einer ganzen Reihe von Problemen. Unter anderem verfügt die Dexia über ein verhältnismäßig großes Portfolio an griechischen Staatsanleihen. Und weil die Griechenlandkrise weiter schwelt, sich offenbar weiter verschärft, wächst das Misstrauen Dexia gegenüber. Die Folge: Andere Banken zögern, der Dexia Geld zu leihen, wie unter anderem Het Laatste Nieuws hervorhebt.
Wird Dexia zerschlagen?
Nach dem rabenschwarzen Börsentag wurde noch am Montagabend eine Krisensitzung des Aufsichtsrates einberufen. Im Anschluss hieß es, Hauptgeschäftsführer Pierre Mariani solle alle nötigen Schritte einleiten, um die Probleme zu lösen. Was das in der Praxis bedeuten kann, das steht in Blockbuchstaben auf der Titelseite von La Libre Belgique und L'Echo: "Dexia auf dem Weg hin zur Zerschlagung", titeln beide Blätter fast gleichlautend. Das heißt also: Man teilt die Bank auf in ihre gesunden Teilbereiche einerseits - dazu gehört Dexia-Belgien, und auf der anderen Seite die unrentablen Filialen. Die faulen Bestandteile werden ausgelagert, in eine so genannte Bad Bank, wie L'Echo spekuliert. Für diese Bad Bank bürgen würden der belgische und der französische Staat, wie auch De Standaard glaubt.
Und was passiert mit den belgischen Aktivitäten? Dazu heißt es auf der Titelseite von De Standaard: "Dexia-Belgien wird verkauft" und "Het Nieuwsblad fügt quasi hinzu: "Der Verkauf muss Dexia retten."
Déjà-vu
Die jüngsten Ereignisse kamen für viele Leitartikler zu spät. Allein De Morgen und L'Echo greifen das Thema in ihren Kommentaren auf. Die belgische Bankenwelt wird um 10 bis 15 Jahre zurückgeworfen, notiert etwa L'Echo. Mitte der 1990er galt: "big is beautiful". Einige belgische Geldhäuser wollten über Fusionen wachsen. Das ist ihnen teuer zu stehen gekommen, erst der Fortis und jetzt der Dexia. Die BBL ist ihrerseits in der ING-Gruppe aufgegangen. Im Nachhinein muss man nicht fragen, welche die bessere Option war.
De Morgen hat seinerseits so ein Gefühl von Déjà-vu. Es ist, als seien wir in den September 2008 zurückkatapultiert worden. Wieder stehen Banken vor dem Abgrund, wieder könnte am Ende der Steuerzahler dafür gerade stehen müssen. "Hat niemand die Lehren aus der Krise von 2008 gezogen? Sind Bonuszahlungen vielleicht nicht etwas verfrüht erfolgt?", fragt sich De Morgen.
Griechenland und kein Ende
Dexia könnte jedenfalls, so ist vielerorts zu lesen, die erste Bank sein, die der Griechenland-Krise zum Opfer fällt. De Morgen bezeichnet Dexia gar als die "Symbolbank der Euro-Krise".
Derweil scheint sich in Athen das Schulden-Karussell noch immer weiter zu drehen. Griechenland wird seine Sparziele offensichtlich nicht einhalten können. Und das ist eigentlich auch nicht verwunderlich, meint De Standaard in einem düsteren Leitartikel. Das Land muss sich buchstäblich kaputt sparen. Durch die Umsetzung der knallharten Vorgaben von EU und IWF wird die Wirtschaft abgewürgt.
Jetzt dürfte wirklich jedem klar sein, dass das europäische Krisenmanagement in puncto Griechenland schlichtweg katastrophal war. Und machen wir uns nichts weiß, Griechenland kann nicht gerettet werden. Für die EU aber auch für die Mitgliedsstaaten, die möglicherweise bald wieder Banken retten müssen, können die Folgen desaströs sein.
Die Europäer sind zu Geiseln der Griechen geworden, notiert dazu Het Belang van Limburg. Die Griechen wissen genau, dass Europa sie nicht fallen lassen wird. Doch gilt umgekehrt auch, dass die Griechen die Gefangenen der Europäer sind. Mit jeder Sparmaßnahme schrumpft die Wirtschaft weiter. Resultat von dem Ganzen: Die Euro-Zone, Europa insgesamt erscheinen mit jedem Tag ohnmächtiger.
… und in Belgien streitet man über BHV
Erst Griechenland, jetzt Dexia: Es wütet ein verheerender Sturm über Europa, sorgt sich auch Gazet van Antwerpen. Jeder weiß: Der Eurorettungsfonds, der gerade erst auf die Schienen gesetzt wird, ist zu klein. Hier steht die Euro-Zone auf Dauer vor einer neuen Zerreißprobe und in der Zwischenzeit diskutiert man in der Rue de la Loi über gemeinschaftspolitischen Kleinkram.
Die Brüsseler BHV-Verhandlungen treten ja weiter auf der Stelle. "Durchbruch oder Kühlschrank", so bringt es Het Belang van Limburg mit seiner Schlagzeile auf den Punkt. Will heißen: Entweder, die Partner finden doch noch einen Weg zur Spaltung des Gerichtsbezirkes BHV, oder die Akte wird auf Eis gelegt.
Für so manchen gibt es da noch eine dritte Möglichkeit: Bei der CD&V geht das "Egmont-Pakt-Syndrom" um, notiert Le Soir, benannt also nach dem gemeinschaftspolitischen Abkommen von 1977, das wegen des Zögerns des damaligen CVP-Premier Leo Tindemans unter dem Druck der flämischen Nationalisten nicht zustande kam. Für Gazet van Antwerpen wäre ein solches Szenario durchaus eine Option. "Besser keine Lösung für BHV als eine schlechte", fasst es das Blatt in seiner Schlagzeile zusammen.
Warum Pflastersteine auf Busse?
L'Avenir befasst sich heute auf seiner Titelseite mit der Welle von Übergriffen auf Busse der Nahverkehrsgesellschaft TEC in Charleroi. Dort wurden ja in den letzten Tagen immer wieder Fahrzeuge mit Pflastersteinen beworfen.
Was steckt dahinter?, fragt sich auch Le Soir in seinem Leitartikel: Perspektivlosigkeit, das Scheitern der Präventionspolitik, jugendlicher Leichtsinn? Derartige Fragen hagelt es derzeit, man könnte sagen wie Pflastersteine.
µ
Das Phänomen ist unheimlich schwer zu bekämpfen, räumt auch L'Avenir ein. Dies, zumal die Täter mitunter gerade mal 12 Jahre alt sind. Klar hat sinnlose Gewalt auch mit Perspektivlosigkeit zu tun, doch läge es nicht auch an den Eltern, ihre Kinder zur Vernunft zu bringen?
Archivbild: belga