So berichtet Le Soir in großer Aufmachung, dass die meisten Landsleute sich beim Einkauf im Supermarkt heute viel mehr als früher am Preis orientieren. Dazu ergab eine kürzlich durchgeführte Umfrage, dass für 43 Prozent, also fast für die Hälfte der Konsumenten, mittlerweile der Preis entscheidend ist.
Hauptsache billig
Die Qualität, die früher auf Platz 1 stand, spielt nur noch für 20 Prozent eine ausschlaggebende Rolle. Doch das ist nicht alles, denn auch der Verkauf der Nahrungsmittel in den Supermärkten ist letztes Jahr zum ersten Mal zurückgegangen.
Die Verantwortlichen der Großwarenhäuser machen sich zunehmend Sorgen über die Rentabilität, denn einerseits sind die Rohstoffpreise gestiegen, doch, um konkurrenzfähig zu sein und zu verkaufen, sind sie gezwungen, ihre Preise so niedrig wie möglich zu halten.
Reynders: Schluss mit Frühpensionen
La Libre Belgique lässt ihrerseits den Finanzminister der geschäftsführenden Regierung, Didier Reynders, zu Wort kommen. Dabei kommt dieser mit einem für viele wahrscheinlich schockierenden Vorschlag: Mit den Frühpensionen in Belgien muss Schluss sein. Wenn man das gesetzliche Pensionsalter bei 65 halten will, also auf Dauer nicht gezwungen werden will, es auf 67 Jahre zu erhöhen, dann müssen die Frühpensionen unmöglich gemacht werden, so urteilt der liberale Spitzenpolitiker.
Allerdings räumt er ein, dass dies nicht von heute auf morgen möglich ist, sondern schrittweise erfolgen sollte. Außerdem spricht er sich dafür aus, die Über-65-Jährigen, sofern sie dies möchten, uneingeschränkt weiter arbeiten zu lassen, ohne ihre Pension zu beschneiden. Angesichts des Mangels an qualifizierten Arbeitskräften könnte dies unserer Wirtschaft nur zugutekommen.
Regierungsbildung: Jetzt geht's ans Portemonnaie
Verschiedene flämische Zeitungen befassen sich mit den zurzeit stockenden Verhandlungen über die Regierungsneubildung.
Dazu heißt es in De Standaard: Wenn das Kapitel Staatsreform erst einmal abgeschlossen sein wird, dann rücken ohne Zweifel die unser Portemonnaie betreffenden Fragen in den Mittelpunkt des Interesses. Ob eine Regierung Di Rupo für Belgien etwas bringen kann, wird davon abhängen, ob sie in der Lage ist, die sich aufdrängenden Reformen durchzuführen.
Wird sie die Arbeitslosenkosten verringern können? Wird sie die Lohn-Index-Bindung zur Debatte stellen? Kann sie die Kosten der Arbeit verringern und die Pensionen langfristig garantieren? Wenn darauf nach fast 500 Tagen Verhandlung keine positive Antwort kommt, dann muss man sich fragen, wozu das Ganze gedient hat.
Mit oder ohne Grün?
Het Laatste Nieuws will wissen, dass Di Rupo sich bei der Frage "Mit oder ohne Grüne in der Regierung" für die Teilnahme der Grünen entschieden hat. Dies ist ihm auch deshalb wichtig, weil somit auch eine Mehrheit unter den flämischen Abgeordneten gewährleistest wäre. Einfach wird das allerdings nicht sein, denn bekanntlich will man den Ausstieg aus der Atomenergie noch eine Zeitlang hinausschieben. Und sicherlich wird es nicht leicht sein, die Grünen davon zu überzeugen.
L'Echo macht sich Gedanken über die Sparpolitik fürs kommende Jahr, die im Prinzip nächste Woche auf der Agenda des Regierungsbildners steht. Glaubt man der Zeitung, dann gilt es, zur angestrebten Verringerung des Defizits von unter drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts, nicht sechs bis acht, sondern sogar zehn Milliarden Euro aufzutreiben.
Von großen und kleinen Fischen
Ein weiteres Schwerpunktthema in verschiedenen flämischen Zeitungen hat zum Gegenstand das internationale Textilunternehmen Beaulieu in Flandern. Der Besitzerfamilie wird vorgeworfen, das Finanzamt um etwa 400 Millionen Euro Steuern betrogen zu haben, und jetzt kommt der Hammer: Laut Gerichtsbeschluss erhalten sie eine Entschädigung von 22.500 Euro. Der Grund: Die Untersuchungen des Gerichts haben zu lange gedauert.
Dazu heißt es kommentierend in Het Nieuwsblad: Das ist Kafka. Wer soll da noch in diesem Land an eine Gerechtigkeit glauben?
Gazet van Antwerpen meint ihrerseits: Juristisch mag das ja in Ordnung sein, aber gerecht ist es nicht. Der Steuerzahler hat ein Recht zu wissen, ob die Besitzerfamilie geschummelt hat oder nicht. Wenn ja, dann muss sie bestraft werden, und so etwas darf nie und nimmer zwanzig Jahre dauern.
Het Belang van Limburg notiert zum gleichen Thema: Wer die Steuer im Kleinen betrügt, der wird, falls er erwischt wird, schwer zur Kasse gebeten. Die großen Fische hingegen bleiben ungeschoren, beziehungsweise ungeschuppt, weil es beim Finanzamt angeblich nicht genügend Personal gibt, um sich mit solchen komplizierten Fällen zu befassen.
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