Während in Brüssel noch verhandelt wird, sind die Posten für die neue Regierung offenbar schon so gut wie vergeben. La Libre Belgique veröffentlicht heute eine Übersicht des möglichen Kabinetts. Die Zeitung titelt "Gouvernement papillon" in Anlehnung an die Fliege des zukünftigen Premierministers Elio Di Rupo.
Mit oder ohne die Grünen?
Nach den Informationen von La Libre Belgique werden die Grünen höchstwahrscheinlich nicht Teil der neuen Koalition. Die Regierung Di Rupo I würde dann aus sechs Parteien bestehen. Jede Formation würde einen Vize-Premierminister stellen.
Genannt werden Laurette Onkelinx, Didier Reynders, Jöelle Milquet, Steven Vanackere, Johann Vande Lanotte und Vincent Van Quickenborne. Hinter den Kulissen wird bereits hochgepokert, meint die Zeitung. Ein großes Rätsel ist auch, wer Elio Di Rupo an der Spitze der sozialistischen PS ersetzt.
De Morgen meint, die Verhandlungen sind noch nicht beendet, da dreht das Pöstchen-Karussell schon auf Hochtouren. In der Öffentlichkeit hat das meist einen bitteren Beigeschmack, doch sind die Personalfragen besonders wichtig. Neben Parteienprogrammen und großen Strategien bedarf es nämlich auch Menschen, die sie vernünftig umsetzen. Die richtige Frau oder der richtige Mann an der richtigen Stelle spielt also eine wichtige Rolle, findet De Morgen.
Weniger Geld für Abgeordnete
Alle flämischen Zeitungen kommen auf den Start der Sitzungsperiode am Montagnachmittag im flämischen Parlament zurück. Het Laatste Nieuws stellt fest, gleich am ersten Tag haben die Abgeordneten ihre Diäten und Bezüge gekürzt. Parlamentspräsident Jan Peumans verzichtet in Zukunft jeden Monat auf 4.000 Euro. Vor zwei Jahren hatte der N-VA-Politiker die Diskussion losgetreten, indem er erklärt hatte, er verdiene zu viel Geld. Die Zeitung hat nachgerechnet: Das neue Nettogehalt von Parlamentspräsident Peumans beträgt jetzt 10.000 Euro monatlich. In Zukunft wird es auch keine Abfindungen mehr geben, wenn ein Abgeordneter das flämische Parlament verlässt.
Das Dilemma der N-VA
Überall zu sehen sind heute auch Fotos eines unglücklichen Bart De Wevers. Er war am Montag ebenfalls im flämischen Parlament zugegen. "N-VA tanzt auf zwei Hochzeiten", titelt De Standaard.
Auf föderaler Ebene harte Opposition führen und in Flandern mitregieren: Das ist der komplizierte Spagat, den die Nationalisten seit Monaten betreiben. Auch gegenüber der Wählerschaft ist das problematisch. Tritt die N-VA zu hart auf, vertreibt sie ihre gemäßigten Neuwähler. Ist sie zu lasch, verärgert sie die Hardliner an der Basis. Das ist das große Problem von Bart De Wever und Co., findet auch Het Belang van Limburg. Die Zeitung geht aber nicht davon aus, dass die N-VA die flämische Regierung verlassen wird. Die Partei wird wohl kaum zweimal denselben Fehler machen. Bei den föderalen Verhandlungen hat sie sich bereits ins Aus katapultiert. Das hat auch innerhalb der N-VA für Ärger gesorgt.
Geschenk aus Flandern?
Le Soir glaubt zu wissen, dass Flandern über 200 Millionen Euro für den föderalen Haushalt auf Seite legt. Das hat Ministerpräsident Kris Peeters der Zeitung erklärt. Allerdings bestreitet die N-VA das. Ein Geschenk, schreibt Le Soir, denn der Föderalstaat könne dadurch vom flämischen Wohlstand profitieren. Trotz der Krise legt Flandern bereits den zweiten ausgeglichenen Haushaltsentwurf vor. Beeindruckend, findet De Standaard. Die flämische Regierung gehört zu den wenigen in Europa, die nicht sparen müssen. Wohl auch, weil sie in den letzten Jahren enorme Anstrengungen unternommen hat.
Föderation Wallonie-Brüssel feiert sich
L'Avenir berichtet über den heutigen Feiertag der Französischen Gemeinschaft, die mittlerweile den Namen "Föderation Wallonie-Brüssel" trägt. Vor 40 Jahren, ganz zu Beginn des föderalen Belgiens, war das politische Konstrukt als Französische Kulturgemeinschaft entstanden. Anlass für den Feiertag ist der 27. September 1830. Damals hatten sich die Holländischen Truppen aus Brüssel zurück gezogen. Heute feiern die Politiker 40 Jahre Solidarität zwischen der Wallonie und Brüssel.
Dexia-Bank vor dem Aus?
Das Wirtschaftsblatt L'Echo beschäftigt sich auf Seite 1 mit den Umstrukturierungsplänen bei der Dexia-Bank. Seit der Finanzkrise von 2008 hat es das französisch-belgische Institut nicht mehr aus den roten Zahlen geschafft. Offenbar wird im Hintergrund über eine Spaltung des Finanzinstituts nachgedacht - in eine belgische Bank, eine Französische und eine "Bad Bank" zur Abwicklung der schlechten Geschäfte. La Libre Belgique findet, die Reform der Dexia-Bank ist längst überfällig. Dexia retten ist auch ein Stück weit Belgien retten.
Spätsommer macht krank
Het Laatste Nieuws macht mit einer erstaunlichen Schlagzeile auf: das gute Spätsommerwetter macht uns krank. Die hochsommerlichen Temperaturen locken uns ins Freie, oftmals nur leicht bekleidet. Die Mischung ist gefährlich, warnen Ärzte. Tagsüber Hochsommer, am Abend herbstlich. Da drohen Halsschmerzen und im schlimmsten Fall sogar eine Grippe.
Bild: Eric Lalmand (belga)