Die Belgier gehen zu früh in die Rente, heißt es in L'Avenir, und Le Soir fügt dem hinzu, dass bei uns in den nächsten vier Jahren rund 500.000 50- bis 65-Jährige den Arbeitsmarkt verlassen werden.
Eigentlich könnte man meinen, dass sei eine gute Neuigkeit, denn das gibt Arbeitsplätze für die Stellungsuchenden. In Wirklichkeit jedoch, so ergab eine Untersuchung der Universität Löwen, ist ein Mangel an Arbeitskräften zu erwarten, insbesondere in den Pflegeberufen sowie im Hotel- und Gaststättengewerbe. Am stärksten wird Flandern das zu spüren bekommen.
Frühpensionierung gefährdet Generationenpakt
La Libre Belgique lässt zum gleichen Thema den Präsidenten des belgischen Arbeitgeberverbandes zu Wort kommen. Seines Erachtens sollte die Frühpensionierung vor dem 60. Lebensjahr in Belgien verboten werden, denn der Generationenpakt, der eigentlich für einen späteren Eintritt in den Ruhestand gedacht war, hat sein Ziel verfehlt. In Belgien sind nämlich von den über 55-Jährigen nur noch 37 Prozent berufstätig, in Deutschland sind es immerhin 58 Prozent. Deshalb plädiert die Arbeitgeberseite für eine Anhebung des gesetzlichen Rentenalters, denn ohne eine solche Maßnahme werden in absehbarer Zeit bis zu 100.000 Stellen nicht mehr zu besetzen sein.
Het Laatste Nieuws befasst sich mit den belgischen Lohnkosten, die im ersten Quartal dieses Jahres ein wenig unter denen Deutschlands lagen, weil in der benachbarten Bundesrepublik eine Reihe von Löhnen aufgrund neuer Tarifabkommen angehoben worden sind. Dies löst allerdings nicht das Problem der überhöhten belgischen Lohnkosten, das nach Ansicht der Zeitung auf die Lohnbindung an den Index der Lebenshaltungskosten zurückzuführen ist. Deshalb ist es enorm wichtig, dass bei uns die Preise unter Kontrolle bleiben. Steigen sie nämlich zu stark, dann steigt auch der Index und damit die Löhne. Dadurch geraten die Unternehmen in Schwierigkeiten und müssen Arbeitsplätze abbauen, so urteilt die Zeitung.
Soziale Sicherheit durch zu viel Asylanten bedroht
Einige Blätter beschäftigen sich mit der Asylproblematik. So zum Beispiel befasst sich De Morgen mit der schwierigen Unterbringung von Asylbewerbern, vor allen Dingen in Brüssel. Dort leben Dutzende Roma-Flüchtlinge auf der Straße, obwohl in der Hauptstadt etwa 20.000 Wohnungen leer stehen.
Im gleichen Zusammenhang beleuchtet Het Belang van Limburg die Auswirkungen einer zu großen Zahl von Asylanten auf die soziale Sicherheit. Wenn Belgien weiterhin so viele Flüchtlinge aufnimmt wie bisher, wird es schon bald noch mehr Spannungen zwischen den Einheimischen und den Neuankömmlingen geben. Deshalb haben unsere Politiker die Pflicht, so schnell wie möglich Maßnahmen für eine besser organisierte Einwanderung und gegen den Missbrauch unserer Sozialgesetzgebung zu ergreifen. Belgien ist einfach zu klein, um zum öffentlichen Sozialhilfezentrum für die ganze Welt zu werden.
Die fetten Jahre sind vorbei
Das Grenz-Echo widmet seinen Leitartikel dem Beginn der neuen Sitzungsperiode im PDG und schreibt dazu unter anderem: Die fetten Jahre sind vorbei. Machen wir uns nichts vor: Womöglich wird die DG auch 2015 und 2016 Sparhaushalte beschließen müssen. Schon heute kann man die künftigen Gemeinschaftsregierungen nur bedauern. Sie werden wohl kaum noch die Möglichkeit haben, etwas Sinnvolleres zu tun, als Zinsen zu zahlen und Schuldenberge abzubauen.
Brüssel-Abkommen: Ein erster aber unzureichender Schritt
Das bei den Regierungsverhandlungen erzielte Abkommen über die Vereinfachung der Brüsseler Institutionen ist ebenfalls Gegenstand einiger Kommentare.
Het Nieuwsblad schreibt dazu, Brüssel steht vor enormen Herausforderungen. Der Bevölkerungszuwachs in den kommenden Jahren wird die Stadt weiter unter Druck setzen. Zusätzliches Geld für Brüssel ist zu verantworten, doch dafür muss dieses Geld unbedingt besser genutzt werden. In diesem Sinne ist das jetzt erzielte Abkommen ein erster wichtiger Schritt, dem jedoch weitere folgen müssen.
Zum gleichen Thema schreibt De Morgen: Das Problem in Brüssel ist nicht, dass sich dort nichts verändert. Im Grunde verändert sich alles, doch leider nicht genug. Die Antwort der Politik kann mit den rasend schnellen Veränderungen in unserer Gesellschaft, vor allen Dingen in Brüssel, nicht Schritt halten.
Jugendliche: Lieber online als high
Zum Schluss noch ein Blick auf La Dernière Heure, die zu berichten weiß, dass die Jugendlichen dank dem Internet nur noch halb so viel Drogen nehmen wie früher. Die neuen Drogen heißen nicht mehr Cannabis oder Ecstasy, sondern Computer und Internet. Damit beschäftigen sich die 12- bis 20-Jährigen im Schnitt vier Stunden am Tag. Selbst der Fernsehkonsum ist bei den Jugendlichen erstmals deutlich zurückgegangen.
Bild: Dirk Waem (belga)