"Der König setzt Di Rupo unter Druck" titelt Het Nieuwsblad. L'Avenir schreibt: "Albert rüttelt die acht Parteien wach". "Der König sagt: schneller!", schreibt Le Soir auf Seite 1. Und Het Laatste Nieuws fasst es so zusammen: "Der König will, dass es schnell vorangeht".
Regierungsbildner Elio Di Rupo hat dem Staatsoberhaupt gestern Abend einen Zwischenbericht vorgelegt. Danach folgte eine Mitteilung des königlichen Palasts. Darin mahnt König Albert die Unterhändler zu einer raschen Einigung in Sachen Staatsreform. Die acht Parteien müssten sich so schnell wie möglich mit den dringenden wirtschaftlichen und sozialen Fragen beschäftigen.
Der König macht Druck auf die Verhandlungspartner
Het Laatste Nieuws meint: Der Vorstoß des Königs ist zugleich eine Ermutigung und eine Warnung. Eine Ermutigung, weil das Staatsoberhaupt noch an den Erfolg der Verhandlungen glaubt. Eine Warnung, weil sich an den Finanzmärkten ein echtes Chaos abzeichnet. Albert II. hat recht, wenn er eine rasche Lösung fordert, findet die Zeitung.
Het Belang van Limburg gibt zu bedenken: Der Schuss könnte auch nach hinten losgehen. Sollten die Politiker jetzt eine Art Notregierung auf die Beine stellen, nur um schnell zu handeln, wird das Dauerproblem Brüssel-Halle-Vilvoorde nicht gelöst. Das Blatt weiß: BHV kehrt seit Jahrzehnten immer wieder zurück, es ist der Bumerang der belgischen Politik.
Gazet van Antwerpen bemerkt: Wir leben in "Absurdistan". Überall in der Welt verabschieden Staaten Notmaßnahmen, um den Wirbelsturm an den Finanzmärkten irgendwie noch in den Griff zu bekommen. Unsere Politiker allerdings diskutieren weiter gelassen über die drei nicht ernannten Bürgermeister.
Griechenland-Rettung: Eine Sisyphos-Aufgabe?
Europa steht derzeit vor einer wichtigen Herausforderung. De Standaard ist sogar überzeugt: In diesen Tagen wird über die Zukunft Europas entschieden. Die Krise wird jeden Tag aussichtsloser, und wir können dabei nur zusehen. Das Ende des Elends ist dabei noch nicht in Sicht.
Für das Wirtschaftsblatt L'Echo steht fest: Das Schicksal Griechenlands ist besiegelt, die Staatspleite nicht mehr abzuwenden. Trotz der Beschwichtigungen von EU, Zentralbank und Regierung in Athen bleiben die Börsen skeptisch. Sie glauben nicht mehr an die Rettung des Landes. Das Wirtschaftsblatt schiebt in der Griechenlandfrage Deutschland den Schwarzen Peter zu. Führende Politiker der Regierungsparteien FDP und CSU hatten erklärt, ein möglicher Staatsbankrott sei kein Tabu mehr. Das Land ist damit zugleich Brandstifter und Feuerwehrmann. Damit muss jetzt Schluss sein, meint L'Echo und fordert Angela Merkels Kabinett auf, die Karten auf den Tisch zu legen. Sie müsse klar machen, wozu Deutschland bereit ist. Die Zeitung ist sich sicher: Alleine schaffen die Griechen es nicht aus ihrer misslichen Lage.
Davon ist auch L'Avenir überzeugt und vergleicht das Land mit dem Mythos des antiken Sisyphus. Der griechische Held musste einen Felsblock einen steilen Hang hinaufrollen, doch kurz bevor er das Ende des Hangs erreicht, entgleitet ihm der Stein, und er muss immer wieder von vorn anfangen. Mit der Staatsschuld Griechenlands ist das genauso. Athen muss immer wieder bei null beginnen, neue Sparmaßnahmen beschließen und seiner Bevölkerung weitere Steuern aufbrummen. Auch hier ohne Ergebnis.
Auch La Libre Belgique ist überzeugt: Heute ist nicht mehr nur Griechenland bedroht, sondern die gesamte Eurozone. Die Griechen zeigen uns derzeit die gravierenden Fehler auf, die in den letzten zehn Jahren überall in Europa begangen worden sind.
Die Lady Macbeth von Belgacom?
Auf zahlreichen Titelseiten ist heute Concetta Fagard zu sehen. Belgacom-Chef Didier Bellens will seine rechte Hand heute wieder einstellen. Das sorgt beim Telekommunikationsunternehmen aber für mächtig viel Ärger. Die umstrittene Managerin hatte Belgacom vor drei Monaten verlassen und dafür eine Abfindung von 600.000 Euro kassiert. Das Geld darf Fagard behalten, schreibt De Morgen, auch wenn sie heute ihren Dienst wieder antritt. Fagard ist bei Belgacom unbeliebt, sie soll Mitarbeiter gemobbt und teilweise sogar terrorisiert haben.
In Het Laatste Nieuws berichten Belgacom-Mitarbeiter: Wenn diese Frau zurückkommt, treten wir in den Streik. Rund 40 ehemalige Manager-Kollegen hatten gestern bereits die Arbeit niedergelegt. Die Zeitung beschreibt Concetta Fagard als italienische Furie, als Femme Fatale von Belgacom-Chef Didier Bellens. Er soll ihr völlig unterworfen sein. Die beiden kennen sich schon lange. Bereits 2001 war Fagard die rechte Hand von Bellens an der Spitze der luxemburgischen Mediengruppe RTL.
Gazet van Antwerpen schließlich weiß zu berichten, dass die muslimischen Frauen aus Antwerpen Europas glücklichste sind. Fast 90 Prozent der Musliminnen fühlen sich wohl in der Scheldestadt. In Paris, Marseille oder Hamburg sind es mit 50 Prozent deutlich weniger.
Archivbild: Benoit Doppagne (belga)