"Im Zentrum der Feiern standen die Hinterbliebenen - nicht die Politik", schreibt das Grenz-Echo. Mit bewegenden Feiern haben die USA der Opfer der Terroranschläge von 9/11 gedacht.
"Tränen, Musik und Gebete - zehn Jahre danach sind die USA und die Welt im Leid vereinigt", titeln De Standaard und Gazet van Antwerpen. "Der 11. September wird in Zukunft ein Tag für den Frieden sein", meint La Libre Belgique.
Gedenken an 9/11 - kritischer Blick auf die Medien
L'Avenir und Het Belang van Limburg werfen ein anderes Licht auf die Gedenkfeiern. Natürlich waren die Anschläge mit vier gekaperten Flugzeugen und 3000 Toten die schlimmsten der Geschichte. Aber wir müssen unsere Sichtweise überdenken. Der anschließende "Krieg gegen den Terror" war mindestens genau so grausam. In Afghanistan, im Irak und in Pakistan sind mehr als eine Million Menschen ums Leben gekommen. Wann wird der Opfer dieser Bluttaten gedacht?, fragt der Leitartikler im Belang van Limburg.
L'Avenir kritisiert die Berichterstattung der Medien. 2004, zehn Jahre nach dem grauenhaften Tutsi-Massaker durch die Hutus in Ruanda, gab es bei den Gedenkfeiern vor Ort noch nicht einmal halb so viele Fernsehkameras. Und wie viele werden es wohl sein, wenn sich die Welt an die tausenden Erdbebenopfer auf Haiti erinnert? L'Avenir gehört heute zu den wenigen Zeitungen, die 9/11 keinen prominenten Platz auf der Titelseite einräumen.
Belgien statt FDF
Im Brüsseler Regierungsviertel wurde bis tief in die Nacht verhandelt. Bislang noch ohne Ergebnis. Fast alle Zeitungen blicken pessimistisch auf die Gespräche. Wegen des Grabenkriegs bei den französischsprachigen Liberalen befürchtet Le Soir sogar ein Ende mit Schrecken. Bis zum Sommer klebten die flämischen Christdemokraten an den Nationalisten. Jetzt diktiert die kleine FDF den Marsch, und die große MR kann sich noch nicht von ihr lösen. Doch parteiintern gibt es immer mehr Stimmen, die den Rausschmiss von Olivier Maingain & Co. fordern, allen voran der ehemalige Senatsvorsitzende Armand De Decker. Der erklärt im Gespräch mit Le Soir: Wenn ich zwischen der FDF und meinem Land wählen muss, entscheide ich mich für Belgien. Die Zeitung fasst zusammen: Zwischen der MR und der FDF läuft es nicht mehr rund. Der Bruch ist noch nicht - aber fast - da.
Auch La Dernière Heure spricht vom "unhaltbaren Spagat", den MR-Parteichef Charles Michel macht. Sollten die Verhandlungen scheitern, trägt die MR eine große Mitschuld. Daran werden sich die flämischen, aber auch die französischsprachigen Wähler beim nächsten Urnengang erinnern.
Überarbeitete Di Rupo-Note sorgt für Aufregung
Völlig überraschend ist gestern Abend die überarbeitete Note von Regierungsbildner Elio Di Rupo aufgetaucht. Demnach wird BHV auf die lange Bahn geschoben. Frühestens 2013 kann der umstrittene Wahl- und Gerichtsbezirk geteilt werden, konstatiert De Standaard. Zuerst müssten die neuen Wahlmodalitäten für die Französischsprachigen aus den Brüsseler Randgemeinden in die Verfassung verankert werden.
Het Nieuwsblad schreibt: Die Note sorgt bereits jetzt für Erschütterung im Regierungsviertel. Die Zeitung fragt sich aber zugleich: Wer lässt das Papier von Anfang letzter Woche jetzt an die Öffentlichkeit? Offenbar fühlen sich einige Unterhändler am Verhandlungstisch so sehr in die Enge getrieben, dass sie keinen anderen Ausweg mehr sehen.
Volkspartei N-VA
Het Nieuwsblad macht heute auf seiner Titelseite mit einer beeindruckenden Zahl auf: Seit dem Beginn des Jahres gewinnt die N-VA Monat für Monat 1000 neue Parteimitglieder dazu. Die Nationalisten zählen 23.000 Anhänger, zweimal mehr als noch vor zwei Jahren. Das Blatt kommentiert: Die N-VA ist keine kleine Formation mehr, sie ist zur größten Volkspartei in Flanderns Mitte geworden. Die kleine Gruppe von einst könnte schon bald das gesamte Regierungsviertel zum Beben bringen.
Zwei Unruhestifter
Het Laatste Nieuws gibt zwei Unruhestiftern die Schuld an den schwierigen Verhandlungsgesprächen: Auf beiden Seiten der Sprachengrenze gibt es Menschen, die alles dafür tun, die Beratungen von Di Rupo scheitern zu lassen. Auf der einen Seite Olivier Maingain und seine FDF, auf der anderen Seite Bart De Wever, der nicht an den Gesprächen teilnimmt, aber trotzdem für Ärger sorgt. De Wever spricht immer vom Bruch an der flämischen Front. Wenn aber CD&V, OpenVLD, SP.A und Groen! gemeinsam am Tisch sitzen, sind es wohl kaum diese vier Parteien, die den Zusammenhalt gefährden, gibt Belgiens größte Zeitung zu bedenken.
Attraktiver öffentlicher Dienst
De Morgen titelt auf Seite 1: "Die öffentliche Hand zahlt besser als der Privatsektor". Die Zeitung hat die Grundlöhne von Beamten mit denen von Beschäftigten aus der freien Wirtschaft verglichen und stellt fest: In fast allen Fällen ist das Grundgehalt der Staatsangestellten höher. Nicht eingerechnet sind darin die so genannten extra-legalen Vorteile, wie Firmenwagen, die es vor allem in der Privatwirtschaft gibt. In den nächsten fünf Jahren müssen in Belgiens Privatwirtschaft fast eine halbe Million Stellen neu besetzt werden. Dass junge Menschen wegen des höheren Einstiegsgehalts jetzt vermehrt in den öffentlichen Dienst einsteigen wollen, ist nach Ansicht der Zeitung neu.
Bild: David Handschuh (epa)