"Alle sind bereit für den Schulanfang", titelt heute L'Avenir. "Millionen Schüler müssen zurück in die Schule", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite 1.
Für die meisten jungen Menschen zwischen sechs und achtzehn Jahren sind die Ferien heute zu Ende. Fast alle Zeitungen beschäftigen sich denn auch heute mit dem Schulanfang, beleuchten aber dabei naturgemäß vor allem die Situation in ihrer jeweiligen Gemeinschaft.
Im französischsprachigen Landesteil etwa steht eine Neuerung an: Die cdH-Unterrichtsministerin Marie-Dominique Simonet will die Schulen dazu anhalten, die Schüler nicht mehr durchfallen zu lassen, wie La Libre Belgique auf ihrer Titelseite berichtet. Ein Jahr wiederholen zu lassen, sei pädagogisch nicht sinnvoll.
Der Ministerpräsident der Französischen Gemeinschaft und der Wallonischen Region, Rudi Demotte, wird in Le Soir mit derselben Forderung zitiert.
Die Zukunft des Lehrerberufs
In Flandern droht derweil mittelfristig ein akuter Lehrermangel. Nach Informationen von De Standaard und Het Nieuwsblad werden im Jahr 2020 in Flandern wohl 20.000 Lehrer fehlen. Der Grund: Auf der einen Seite steigen die Schülerzahlen, auf der anderen Seite treten viele Lehrer in den Ruhestand.
Für die junge Generation sind das paradoxerweise gute Neuigkeiten, meint De Standaard in seinem Leitartikel. Sämtliche Statistiken sagen für die nächsten Jahre Personalmangel in einer ganzen Reihe von Berufen voraus: Mittelfristig fehlen Lehrer, Hausärzte, Ingenieure, Pflegekräfte, Bio-Bauern oder Kinderpsychiater.
So wie es aussieht, müssen die jungen Menschen von heute sich morgen nicht um einen Job sorgen. Das bedeutet aber auch, dass kein Talent auf der Strecke bleiben darf, dass Schulen und Eltern ihre Kinder maximal fördern müssen.
Gazet van Antwerpen und Het Belang van Limburg machen in diesem Zusammenhang mit einer Geschichte auf, die nachdenklich stimmt: "30.000 Lehrer sind gegen Gewalt versichert", so die Schlagzeile. Es gibt demnach eine Versicherung, die Lehrer gegen Übergriffe innerhalb und außerhalb der Schulmauern absichert. Und diese Police boomt, wie ein Sprecher der Versicherungsgesellschaft Ethias zitiert wird.
Eine mögliche Folge dieses Phänomens ist in La Dernière Heure nachzulesen: Der Lehrerberuf verliert an Attraktivität. 40 Prozent der Lehrkräfte verlassen den Beruf innerhalb der ersten fünf Jahre ihrer Laufbahn. Grund: insbesondere die Arbeitsbedingungen.
Von den Schulen wird heutzutage schlicht und einfach viel zu viel erwartet, analysiert Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. Schulen verkommen mehr und mehr zu Erziehungsanstalten. Es reicht aber nicht, wenn man Kinder zwischen halb neun und vier Uhr erzieht. Eltern sollten sich nicht als Kunden von Schulen betrachten, vielmehr hätten Schulen und Eltern sich gegenseitig nötig.
L'Avenir sagt einfach nur "Danke". Ungeachtet der widrigen Arbeitsumstände gibt es immer noch sehr viele motivierte Lehrer, die ihr Wissen vermitteln möchten. Man sollte den heutigen Schulanfang auch mal zum Anlass nehmen, diese Menschen zu würdigen, die jeden von uns auf ihre Weise geprägt und geformt haben.
"Madame Adieu"
Fast alle Zeitungen bringen heute Fotos von der Verabschiedungsfeier für Jöelle Milquet, die gestern Abend offiziell den Vorsitz ihrer Partei an Benoît Lutgen abgegeben hat. De Morgen nennt sie ironisch "Madame Adieu". Die Ära von "Madame Non", wie Milquet vor allem in Flandern genannt wurde, diese Ära ist aber noch lange nicht vorbei, notiert Gazet van Antwerpen. Benoît Lutgen wird es schwer haben, aus dem Schatten seiner "Schwiegermutter" Jöelle Milquet herauszutreten, glaubt das Blatt.
EU macht Druck
Jöelle Milquet will weiterhin ihre Partei am Brüsseler Verhandlungstisch vertreten. Und in diesem Zusammenhang will die EU jetzt offensichtlich Druck machen. Wie Le Soir auf seiner Titelseite berichtet, will die EU-Kommission Mitte September eine offizielle Warnung an Belgien richten. Das Land brauche schnellstens eine handlungsfähige Regierung, um die notwendigen Strukturreformen auf den Weg zu bringen.
"Mehr Druck von außen geht kaum", meint Le Soir dazu in seinem Leitartikel. Sollte es wirklich eine Rüge von der EU-Kommission geben, dann sollte das die Rue de la Loi zum Nachdenken bringen. Vielleicht wäre das sogar der entscheidende Impuls, um die Verhandlungen in eine Stromschnelle zu bringen.
"Goldener Handschlag für Parlamentarier"
In Flandern sorgt ein "goldener Handschlag" der besonderen Art für Aufregung. Der Open-VLD-Politiker Sven Gatz hat unlängst das flämische Parlament verlassen. Er hat dabei von einer Regelung Gebrauch gemacht, wonach einem scheidenden Parlamentarier eine Abschiedsprämie von 300.000 Euro zusteht.
Het Laatste Nieuws widmet der Geschichte einen wütenden Kommentar: Dies ist ein unannehmbares Vorrecht einer Gruppe von Menschen, die zudem selbst über das eigene Gehalt entscheidet. Wo ist denn hier die Glaubwürdigkeit? Auf der einen Seite werden die Bürger auf harte Sparmaßnahmen vorbereitet, auf der anderen Seite bekommen Parlamentarier eine Abschiedsprämie, selbst wenn sie freiwillig den Hut nehmen. Das gibt es nirgendwo anders.
Es wird Zeit, dass die Politik mit gutem Beispiel vorangeht, meint auch Het Belang van Limburg. In allen Bereichen des Alltags erfindet die Politik immer wieder neue Gesetze und Regeln. Nur wenn's um Missstände in der eigenen Zunft geht, dann passiert plötzlich nichts mehr. Respekt muss man sich verdienen.
Räumung von Unfallstellen
Viele Zeitungen berichten heute auch über den umstrittenen Vorschlag des Automobilclubs Touring. Demnach sollen unter anderem Unfallstellen möglichst schnell geräumt werden, selbst wenn Verletzte oder Todesopfer noch nicht aus dem Unfallwrack befreit wurden. Het Laatste Nieuws macht daraus seine Titelgeschichte.
Der Vorschlag wurde aber schon mit Pauken und Trompeten abgeschossen, bringt es L'Avenir auf den Punkt und ein Verantwortlicher von Touring muss in De Standaard kleinlaut zugeben: "Diesen Vorschlag hätten wir besser nicht gemacht".
Bild: BRF