"Belgiens Super-Zwillinge"
"Kevin Borlée ist Gold wert", titelt Het Laatste Nieuws, Belgiens größte Zeitung. Ausnahmslos alle Blätter haben heute das erfolgreiche Zwillingspaar aus Brüssel auf Seite 1.
Kevin Borlée hat gestern die Sensation geschafft: Im 400 Meter-Finale bei der Leichtathletik-WM im koreanischen Daegu holte er eine Bronzemedaille. Sein Bruder Jonathan wurde Fünfter.
Nach dem Erfolg bei der WM wollen die Geschwister es bis ganz nach oben schaffen. La Dernière Heure schreibt: "Und jetzt eine Medaille bei den Olympischen Spielen". Ganz Belgien träumt bereits von der möglichen Sensation im kommenden Jahr bei Olympia in London.
Le Soir und De Morgen gehen der Frage nach, warum die Borlée-Zwillinge so erfolgreich sind. Und die Antwort lautet: hartes Training, eiserner Wille und gute Gene. Hinter dem Erfolgs-Duo, ist sich Le Soir sicher, steckt der Vater Borlée. Er ist wie besessen davon, arbeitet hart und hat nur den Erfolg seiner Kinder vor Augen. Für ihn ist das Beste gerade so gut genug. Dieser Ehrgeiz und das jahrelange Durchhaltevermögen zahlen sich jetzt aus, meint die Zeitung.
Elio Di Rupo gibt Gas
"Regierungsbildner Elio Di Rupo schaltet einen Gang höher", titelt La Libre Belgique. "Di Rupo muss jetzt Farbe bekennen", meint De Morgen. Nach dem Treffen gestern Nachmittag mit König Albert will der Regierungsbildner das Verhandlungstempo jetzt erhöhen und bis zum Wochenende eine echte Kompromissnote vorlegen.
Die Note soll der Grundstein für die zwischengemeinschaftliche Einigung sein. Darin geht es um die wichtigsten Streitpunkte: BHV, weitere Befugnisse für die Teilstaaten und eine neues Finanzierungsgesetz. Im Kommentar meint La Libre Belgique: Damit die Di Rupo-Mission gelingt, braucht es jetzt vor allem eins - Diskretion und Zurückhaltung. Nur so kann ein Kompromiss entstehen.
Das findet auch De Morgen und verurteilt die neuen Aussagen von FDF-Spitzenpolitiker Olivier Maingain. Im Zusammenhang mit der Spaltung von Brüssel-Halle-Vilvoorde hatte Maingain erklärt: Die Flamen fordern einen Ferrari, wollen aber nur für einen Skoda zahlen. Maingain gießt immer wieder Öl ins Feuer, meint De Morgen. Wenn er nicht aufpasst, stehen am Ende alle mit einem Fahrrad da.
Zeit für Ergebnisse
Het Nieuwsblad meint: Nach 433 Tagen wird es höchste Zeit, Gas zu geben. Doch das Blatt kann Di Rupos Zögern nachvollziehen. Scheitert sein Auftrag, ist das Elend nicht auszumalen. Doch jetzt muss gehandelt werden. Die Unterhändler dürfen Olivier Maingain keine Gelegenheit mehr geben, weiter herumzustochern, und sie dürfen Bart De Wever keine Zeit mehr geben, die anderen flämischen Parteien noch nervöser zu machen.
Het Laatste Nieuws bemerkt: "Die neuen Drohungen vom Nationalisten-Chef haben die acht Parteien am Verhandlungstisch einfach ignoriert". Auf ihrer Titelseite schreibt die Zeitung: "Sie haben Bart De Wever links liegen gelassen". Der N-VA-Vorsitzende hatte gedroht, falls die Zugeständnisse an die Französischsprachigen zu weit gingen, werde er die flämische Regierung zu Fall bringen.
Het Belang van Limburg erklärt im Kommentar: "Bart De Wever spielt ein riskantes Spiel". Kommt es zu einer Einigung, bleibt die N-VA für immer in der Opposition. Bart De Wevers Rolle in der Geschichte, auf die er so viel wert legt, wird dann auf eine Fußnote reduziert.
Milquet gibt cdH-Vorsitz ab
Alle französischsprachigen Zeitungen beschäftigen sich heute mit dem Stabwechsel bei der cdH. Nach über zehn Jahren gibt Jöelle Milquet den Parteivorsitz heute an Regionalminister Benoît Lutgen ab. Nach der Pleite der alten PSC war Milquet an die Spitze der Partei gekommen, hatte sie gründlich umgekrempelt und ihr den neuen Namen cdH verpasst. Das C im Parteinamen steht seitdem nicht mehr für "christlich", sondern weltoffen für humanistische Zentrumspartei.
"Die letzten zehn Jahre waren kein Zuckerschlecken", meint Jöelle Milquet im Gespräch mit Le Soir. Sie berichtet über einen echten Hindernislauf. Im Interview kommt die Politikerin auf die Ausrichtung der Partei, die enge Zusammenarbeit mit der sozialistischen PS und auf ihren Spitznamen "Madame Non" zurück.
Dem Wirtschaftsblatt L'Echo sagte Milquet, sie überlasse ihrem Nachfolger eine gut funktionierende Partei. Im Gespräch mit La Libre Belgique erklärt die Spitzenpolitikerin, sie werde sich nicht wie eine Schwiegermutter aufführen. Sie wolle loslassen und ihrem Nachfolger eine echte Chance geben.
In L'Avenir berichtet Milquet, sie werde sich nicht ständig einmischen. Wörtlich sagte sie: "Ich werde Benoît Lutgen mit Sicherheit nicht jeden Tag zehn SMS schicken und ihm auch nicht 23 täglich gutgemeinte Vorschläge machen".
Schon wieder Panne bei Armeeflugzeug
De Morgen berichtet auf Seite 1 von der anhaltenden Pleiteserie bei den Flugzeugen der belgischen Armee. Schon wieder steckt eine Maschine am Boden fest, meint die Zeitung. Diesmal in Aserbaidschan. Ein Transportflugzeug kann wegen einer technischen Panne nicht mehr aus der Hauptstadt Baku weg - und die Reparaturarbeiten sollen noch eine Woche dauern. Die Soldaten kommen morgen mit einer Linienmaschine zurück nach Belgien. Zusammenfassend meint die Zeitung: Die Flugzeuge der Armee schaffen es einfach nicht, aus den Negativ-Schlagzeilen herauszukommen.
Bild: Eric Lalmand (belga)