New York kommt mit blauem Auge davon
"Irene", der Wirbelsturm, der über die USA hinweg fegt, ist heute auf fast allen Titelseiten zu sehen. "Orkan legt New York lahm", schreibt De Morgen auf Seite 1. "Irene verwandelt New-York in eine Geisterstadt", meint La Libre Belgique. "Lahmgelegt, aber nicht verwüstet", titeln Het Laatste Nieuws und das Grenz-Echo.
Nach Ansicht von Le Soir ist die amerikanische Großstadt mit einem blauen Auge davongekommen. Wohl auch, weil die Behörden drastische Vorsichtsmaßnahmen getroffen hatten. Bürgermeister Bloomberg hat vielleicht überreagiert aber wer weiß, vielleicht hat gerade das in New York Menschenleben gerettet. Die Behörden hatten aus Furcht vor dem Wirbelsturm hunderttausende Menschen evakuiert, die U-Bahnen geschlossen, und ganze Straßenzüge räumen lassen.
New York ist das Schlimmste zwar erspart geblieben, dafür hat "Irene" aber in anderen Städten der US-Ostküste schwere Verwüstungen hinterlassen, meint De Morgen und zählt auf: mindestens 15 Tote, vier Millionen Menschen ohne Strom und ein Gesamtschaden in Höhe von fünf Milliarden US-Dollar.
Regierung bis Mitte Oktober?
La Libre Belgique schaut auf seiner Titelseite auf die laufenden Koalitionsverhandlungen und meint, eine Regierung für den 11. Oktober, das sei das erklärte Ziel von Regierungsbildner Elio Di Rupo und seinen acht Freunden. Aber es ist kompliziert, notiert das Blatt: BHV, weitere Kompetenzübertragungen und das neue Finanzierungsgesetz. Trotzdem, meint die Zeitung im Kommentar, der "Parasit" N-VA sitzt nicht mehr am Verhandlungstisch. Es besteht also die kleine Chance auf einen Kompromiss. Dafür muss aber jeder am Tisch einen Teil seiner Forderungen und seiner Symbole fallen lassen. Nur so können der zwischengemeinschaftliche Frieden wieder hergestellt und die dringenden Probleme des Landes angepackt werden.
Ähnlich sieht es Het Laatste Nieuws. Am Wochenende gab es keine Provokationen, die Unterhändler sind trotz großer Parteiveranstaltungen diskret geblieben. Für den Leitartikler ein Zeichen dafür, dass die Parteichefs den Willen haben, eine Einigung zu erzielen - wie schwer das auch fallen mag. Vor allem die französischsprachigen Parteien, auch die MR müssen begreifen, dass die aktuellen Verhandlungen die beste und wahrscheinlich letzte Möglichkeit sind, die sie bekommen. Das bedeutet aber auch, dass sie ihre Ansprüche, die sie in flämischen Gemeinden erheben, fallen lassen müssen.
Auch Le Soir meint, dass es Zeit für eine Einigung wird. Nach Ansicht der Zeitung brauchen insbesondere die flämischen Christdemokraten ein gutes Ergebnis, ansonsten kann die CD&V einpacken: "eine Lösung oder es gibt gleich zwei Beerdigungen", glaubt Le Soir. Sollte kein Nord-Süd-Abkommen zustande kommen, bedeutet das das Aus für die CD&V, doch die Christdemokraten wollen nicht alleine sterben. Sollten die Französischsprachigen die Chance zur Einigung nicht ergreifen, werden sie den Untergang Belgiens vorbereiten müssen.
Gazet van Antwerpen und Het Belang van Limburg glauben nicht mehr an eine Einigung. Im Kommentar sprechen die Zeitungen von falschem Optimismus. Dass die Unterhändler wieder gemeinsam um einen Tisch sitzen, reicht nicht aus. Dass die N-VA nicht mehr dabei ist, offenbar auch nicht. Denn: 14 Monate nach den Wahlen wird immer noch nicht verhandelt. Die acht Parteien hängen über der Di-Rupo-Note und machen die Knackpunkte deutlich. Nach 14 Monaten Dauerkrise hat langsam auch das beste Argument ausgedient: Es gibt keine Alternative.
Nach finanzieller Krise, jetzt eine Soziale?
In L'Avenir ruft die christliche Gewerkschaft heute zu einer raschen Einigung auf, warnt die acht Parteien allerdings: Nach den politischen und finanziellen Krisen braucht das Land jetzt keine Soziale. Für die CSC gibt es drei Tabus: Finger weg von der sozialen Sicherheit, von den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und vom Lohnindexsystem. Im Kommentar meint die Zeitung, auch die Gewerkschaften werden sich auf Kompromisse einlassen müssen.
De Morgen schreibt: Obwohl die Gespräche über die Staatsreform noch im vollen Gange sind, tauchen die ersten sozialwirtschaftlichen Forderungen auf. Die flämischen Liberalen wollen keine Steuererhöhungen für Familien. Die Grünen plädieren für ein härteres Durchgreifen bei risikofreudigen Banken - unter anderem durch die Einführung einer Steuer auf Börsentransaktionen. Alle Parteien erhöhen damit den Druck auf Regierungsbildner Di Rupo, um schneller zu einer Einigung zu kommen.
Formel 1-Spektakel in Francorchamps
Fast schon in Vergessenheit gerät heute der Große Preis von Belgien. Die Formel 1 und Sebastian Vettel haben nur das Grenz-Echo, Le Soir und La Libre Belgique auf Seite 1. Die Schlagzeilen lauten "Vettels erster Sieg in Spa" und "deutscher Überflieger in spektakulärem Rennen von Francorchamps".
Nach so viel Spannung und Emotion plädiert Le Soir für eine Neuauflage des Belgien-Grand Prix im kommenden Jahr. Auch wenn Spa-Francorchamps Verluste schreibt, das Spektakel ist es einfach wert.
Archivbild: Jim Lo Scalzo (epa)