"Apokalypse beim Pukkelpop", so titelt Gazet van Antwerpen. De Standaard und Het Nieuwsblad sprechen von einem "Drama", während die Schlagzeile in Le Soir lautet "Sturm sät Tod beim Pukkelpop". "Das Festival wird zum Albtraum" heißt es in De Morgen. Het Belang van Limburg spricht gar von der "Hölle", und Het Laatste Nieuws von "Tod und Chaos auf dem Katastrophenfestival", das heute trotz der schrecklichen Bilanz von drei Toten und elf Schwerverletzten weitergehen soll.
Unwetterkatastrophe bei Pukkelpop
Dieses Thema stellt heute alles andere in den Schatten, und auch die meisten Kommentare gehen auf die schrecklichen Geschehnisse ein.
Het Laatste Nieuws schreibt dazu, gegen extreme Naturgewalt ist nicht viel auszurichten, wohl kann man sich auf ihre Folgen vorbereiten. Diesbezüglich stellt die Zeitung mehrere Fragen: Verfügt die Hasselter Feuerwehr über einen Katastrophenplan? Waren die Organisatoren auf ein solches Drama vorbereitet? Was auf dem Terrain geschah, lässt eher das Gegenteil vermuten, denn dort war das Chaos genau so komplett wie bei den Organisatoren. Ihre anschließende Pressekonferenz zeugte von einer totalen Hilflosigkeit.
Schuldig: das Schicksal
De Morgen zufolge werden jetzt natürlich wieder die unvermeidlichen Fragen nach Schuld und Verantwortung auftauchen. In solchen dramatischen Umständen brauchen die Menschen offenbar einen Sündenbock, um das Böse zu beschwören. Viel Sinn hat das allerdings nicht. Man kann so viel untersuchen, wie man will, der einzige Schuldige, den man schließlich finden wird, ist das Schicksal, und dagegen bestehen leider keine Sicherheitsvorkehrungen.
Verletzliche Massenveranstaltungen
Het Nieuwsblad führt zum gleichen Thema aus, dieses Drama zeigt einmal mehr, wie verletzlich Massenveranstaltungen sind. Die Kommunikation war anfangs einfach katastrophal, doch scheint es auf den ersten Blick zumindest keinen wirklich Schuldigen zu geben. Dies ist auch ein Tiefschlag für die Organisatoren und die vielen zehntausend Jugendlichen, die einen ganzen Sommer lang von einem fantastischen Festival geträumt hatten, das jetzt mit einer Katastrophe begann. Trotz allem soll es heute weitergehen, und dafür hat die Zeitung kein Verständnis: Kann denn noch an einem Ort getanzt werden, an dem am Tag zuvor Menschen ums Leben gekommen sind? Die Antwort lautet eindeutig: nein.
Gazet van Antwerpen meint zum gleichen Thema, was für Terrorismus gilt, gilt auch für die Natur: Die absolute Sicherheit ist undenkbar. Müssen dafür in Zukunft alle Open-Air-Festivals aus Sicherheitsüberlegungen verboten werden? Natürlich nicht, denn dann müssten auch Sportveranstaltungen, öffentliche Märkte, die Kirmes und Nachbarschaftsfeste von der Bildfläche verschwinden. Wenn wir uns durch die Angst dazu bringen lassen, auf jegliche Veranstaltung zu verzichten, dann wäre das eine große Verarmung für unsere Gesellschaft, so schlussfolgert Gazet van Antwerpen.
De Standaard drängt darauf, aus diesem Schicksalsschlag die nötigen Lehren zu ziehen. Am Donnerstagabend war die Lage noch zu chaotisch, um mit einer entsprechenden Untersuchung zu beginnen. Jetzt allerdings sollte man die genaue Abfolge der Ereignisse ebenso untersuchen wie den Verlauf der Rettungsarbeiten und die Einschätzung der Risiken. Dabei geht es nicht darum, Schuldige ausfindig zu machen, sondern vielmehr darum, in Zukunft den Schaden so gering wie möglich zu halten. Es war übrigens ebenso beeindruckend wie rührend, am Donnerstagabend festzustellen, wie viele Menschen sich spontan anboten, um Hilfe zu leisten.
Koalitionsverhandlungen: die letzte Chance
Abschließend noch ein Blick auf die Innenpolitik, beziehungsweise auf die Verhandlungen zur Regierungsneubildung. Dazu schreibt Het Belang van Limburg, die N-VA ist zwar nicht mehr dabei, doch wird die künftige Regierung, sofern sie denn zustande kommt, mehr vom N-VA Programm durchführen müssen, als ihr lieb ist. Andernfalls nämlich wird es bei den nächsten Wahlen nicht mehr um die Spaltung von BHV, sondern um die Spaltung des Landes gehen.
Ähnlich sieht es Le Soir mit der Feststellung, dies ist die letzte Chance. Niemand würde es den Politikern verzeihen, wenn sie vor dem Hintergrund einer zunehmend weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise beim Versuch der Regierungsbildung an BHV scheitern würden. Die acht verhandelnden Parteien müssen jetzt beweisen, dass eine tiefgreifende Staatsreform und die Bildung einer neuen Regierung auch ohne die N-VA möglich sind.
Archivbild: Marco De Swart (epa)