"Brüssel ist genauso explosiv wie London". Das sagt der scheidende Außenminister Steven Vanackere. Im Gespräch mit De Standaard geht der CD&V-Politiker unter anderem auf die gefährliche Untergrundszene in der Hauptstadt ein.
Auch bei uns gibt es Menschen, die in der "normalen" Gesellschaft keinen Platz finden. Aufgabe der Politik sei es nun, auf diese Leute zuzugehen, ihnen eine Perspektive zu bieten und Gewalt erst gar nicht entstehen zu lassen.
Bildungsdefizite und soziale Sprengkraft
Im Kommentar meint die Zeitung: Vanackere hat recht. In manchen Stadtteilen Brüssels gibt es dasselbe explosive Gemisch wie in London. Nach Ansicht von De Standaard muss das Bildungswesen aufgewertet werden. Vor allem in den französischsprachigen Schulen der Hauptstadt gibt es ein großes Defizit. Auch die Region Brüssel muss mehr Anstrengungen unternehmen, um den Menschen bessere Zukunftsaussichten zu geben.
De Morgen veröffentlicht auf seiner Titelseite ein Interview mit der scheidenden Innenministerin Annemie Turtelboom. Nach den Tumulten im Antwerpener Norden schlägt sie vor: Die Polizei braucht mehr Mittel. Die Idee der Ministerin: Die Sicherheitskräfte sollen auch mit beschlagnahmtem Geld aus Straftaten finanziert werden. Eine originelle Idee, findet De Morgen.
Aber die Regierung hat ganz andere Sorgen, meint die Zeitung. Belgien muss in den kommenden Jahren mindestens 20 Milliarden Euro einsparen. Das beschlagnahmte Geld aus der kriminellen Parallelwirtschaft reicht dafür sicher nicht aus. Darüber sollten sich die Minister lieber mal den Kopf zerbrechen. Das ist die echte Herausforderung für Regierungsbildner Di Rupo und die acht Parteien, die am Dienstag ihre Verhandlungen wieder aufnehmen.
Regierungsbildung - jetzt aber wirklich?
La Libre Belgique blickt auf die kommende Woche, hat ein Foto von Elio Di Rupo auf Seite 1 und titelt: "Der Terminkalender eines zukünftigen Premierministers". Am Dienstag trifft der Regierungsbildner zunächst mit dem scheidenden Regierungschef Yves Leterme zusammen. Anschließend sind Einzelgespräche mit den Vertretern der acht Parteien geplant, und erst dann, in knapp einer Woche, wollen alle wieder gemeinsam an den Verhandlungstisch. Die Zeit drängt, meint die Zeitung, denn die Schuldenkrise lässt Böses erahnen. Doch bevor es bei den Verhandlungen überhaupt um die Themenbereiche Wirtschaft und Soziales geht, muss erst mal das Dauerproblem Brüssel-Halle-Vilvoorde gelöst werden.
"Ohne N-VA haben sich die Erfolgschancen erhöht", sagt der Politikwissenschaftler Dave Sinardet in einem Gespräch mit dem Grenz-Echo. Sinardet weiß aber auch: "Es bleibt schwierig. Von Bedeutung ist, wie die CD&V, die sich vorher nie von der N-VA lösen wollte, sich jetzt ohne die Nationalisten verhält," Und dann gibt es da noch ein weiteres Problem, meint der Politologe: Der Druck liegt, neben der CD&V, vor allem bei der liberalen französischsprachigen MR. Mit der FDF hat sie nämlich eine Partei in ihren Reihen, die nicht zu einem Kompromiss über BHV bereit scheint.
Vertrauensbildende Maßnahmen nach turbulenter Börenwoche
Die Wirtschaftszeitung L'Echo kommt noch einmal auf die besonders turbulente Woche an den Börsen zurück. Auf ihrer Titelseite ist eine kurvenreiche Achterbahn zu sehen. Die Schlagzeile: Die verrückte Woche endet mit einem Höhepunkt. Het Nieuwsblad meint dazu: "Brüsseler Börse schließt Katastrophenwoche mit stärkster Steigerung seit Mai 2010 ab."
L'Echo begrüßt das vorübergehende Verbot von so genannten Leerverkäufen in Brüssel, Paris, Madrid und Mailand. Die Börse ist zu wichtig, um sie computergesteuerten Rechenverfahren zu überlassen. Wir brauchen wieder echte Akteure an den Märkten. Jetzt müssen wir den Mut aufbringen, die Komplexität der Finanzinstrumente zu reduzieren und gefährliche Derivate zu verbieten. Aber das macht an einzelnen Märkten keinen Sinn, dafür brauchen wir europaweite Entscheidungen. Nur so kann das Vertrauen der kleinen Anleger in die Börse wiederhergestellt werden.
Ryanair: Billig - auf Kosten der Mitarbeiter
Le Soir hat die Arbeitsbedingungen bei der Billigfluggesellschaft Ryanair unter die Lupe genommen und zeigt auf mehreren Seiten, wie das Unternehmen gesetzliche Vorgaben austrickst. Der Jahresurlaub der Mitarbeiter kann gestrichen werden, Krankheitstage werden nicht bezahlt, und die Arbeitsuniformen müssen die Angestellten selbst bezahlen. "Unerhört und völlig illegal", schlussfolgert die Zeitung.
Die Billigfluglinie will davon nichts wissen und zieht ihre Trumpfkarte: Durch die Preispolitik des Unternehmens können sich auch sozial schwächere Menschen, ein Flugticket leisten. Auch Le Soir meint: Wer von uns ist nicht schon mal mit einer Billigairline geflogen? Auch daran sollte man denken, wenn man seine nächste Reise bucht.
50 Jahre Mauerbau
Das Grenz-Echo und L'Avenir haben die Berliner Mauer auf ihren Titelseiten. Heute vor genau fünfzig Jahren begann der Bau der Mauer, die nicht nur Berlin und Deutschland, sondern die ganze Welt jahrzehntelang in zwei Lager teilte. L'Avenir meint: Vor fünfzig Jahren schaufelte die DDR-Führung der Demokratie ein Grab.
Königlicher Urlaub
Het Laatste Nieuws schließlich veröffentlicht heute zahlreiche Urlaubsfotos des belgischen Königspaares. Paola und Albert machen derzeit Ferien im Süden Frankreichs. Zu sehen sind die beiden unter anderem in den engen Gassen des Städtchens Valbonne, beim Picknick im Garten und bei einer innigen Umarmung. Die Zeitung titelt: "Verliebt im Urlaub".
Archivbild: Michel Krakowski (belga)