So titelt L'Echo auf Seite 1: "Bel-20 (das ist der Brüsseler Börsenindex) auf dem tiefsten Stand seit dem Sommer 2009".
La Libre Belgique macht ebenfalls mit diesem Thema auf und unterstreicht die Beunruhigung und Verwirrung zahlreicher Investoren und Sparer, die nicht mehr wissen, wie sie sich verhalten sollen.
In ihrem Leitartikel ist die Zeitung der Meinung, dass wir an den Finanzmärkten zurzeit eine nie dagewesene Krise erleben. Dazu heißt es unter anderem, nichts mehr ist wirklich sicher.
Inzwischen zweifelt man sogar daran, dass Italien noch in der Lage ist, seine Schulden zurückzuzahlen. So etwas hat es noch nie gegeben. Und das Schlimmste ist, dass die Politik dieser Krise offensichtlich nicht gewachsen ist. Sie agiert nicht, sondern reagiert, aber meistens viel zu spät, und darüber hinaus auch noch mit stark unterschiedlichen Standpunkten.
"Noch nie dagewesene Krise an den Finanzmärkten"
Le Soir sieht es ähnlich, mit der Bemerkung, Europa fehle es an Glaubwürdigkeit und an Solidarität. Die derzeitige Finanzkrise wird sicherlich noch lange dauern, doch zu lösen ist sie nur durch die Schaffung solidarischer Mechanismen, wie zum Beispiel einer europäischen Schuldenagentur, die Staatsanleihen auflegt, durch die die Länder der Eurozone finanziert werden.
Für Gazet van Antwerpen besteht auf jeden Fall dringender Handlungsbedarf. Die Finanzmärkte müssen spüren, dass Europa an einem Strang zieht und bereit ist, seine Projekte weiter auszubauen. Dies allerdings ist nur möglich, wenn die Europäische Union neben ihrer politischen Rolle auch ein finanziell-wirtschaftliches Mandat erhält.
Dafür müssen ihre bedeutendsten Mitgliedsstaaten wie Deutschland und Frankreich bereit sein, einen Teil ihrer Autonomie an europäische Einrichtungen abzutreten, denn nur so können die sich aufdrängenden Entscheidungen schnell und effizient getroffen werden.
Wird Herman Van Rompuy "Mister Euro"?
Eine Schlüsselrolle bei diesem Unternehmen könnte der derzeitige EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy spielen, so urteilt Het Laatste Nieuws. Viele nennen ihn heute bereits "Mister Euro", denn der Belgier hat inzwischen einen so starken Eindruck gemacht und so viel Vertrauen gewonnen, dass selbst Sarkozy und Merkel in ihm das Gesicht der europäischen Einheitswährung sehen. Das große Problem ist allerdings, dass die Eurozone nicht nur ein Gesicht braucht, sondern vor allen Dingen mit einer Stimme sprechen muss.
Und was ist mit Belgien, so fragt sich die Zeitung weiter und drückt die Hoffnung aus, dass die Politiker, die bei uns die künftige Regierung bilden werden, bei ihrer Rückkehr aus dem Urlaub gegen Monatsmitte den Mut haben werden, den Bürgern zu sagen, was diese nicht gerne hören, nämlich die Wahrheit.
Zeichen einer drohenden Rezession
Het Belang van Limburg sieht das ähnlich, wenn die Zeitung sich dafür verwendet, dass die nötigen Einsparungen von insgesamt 22 Milliarden Euro von der künftigen Regierung umgesetzt werden. Dazu wird es nach Ansicht der Zeitung unumgänglich sein, auch die Steuern anzuheben, und zwar nicht nur für den Privatmann, sondern auch für die Unternehmen. Geschieht dies nicht, wird Belgien nämlich schon bald ebenfalls in das Visier der Spekulanten geraten.
De Standaard befürchtet eine weltweite Rezession, die zahlreiche Investoren besonders finster in die Zukunft blicken lässt. Wir sind zwar noch nicht so weit, doch es gibt Zeichen, die in diese Richtung weisen. Europa und die Vereinigten Staaten müssen dringend ihre Schulden abbauen. Diese Einsparungen könnten einen Rückgang des Wachstums und einen Anstieg der Arbeitslosigkeit zur Folge haben. Von diesem Schritt bis zu einer Rezession wäre es dann nicht mehr weit, so urteilt die Zeitung.
Der Pharao im Käfig: Prozess Grundlage eines demokratischen Ägyptens
Einige Zeitungen widmen ihre Leitartikel dem gestern in Kairo begonnenen Prozess gegen den ehemaligen ägyptischen Präsidenten Mubarak, der vor dem Gericht auf dem Krankenbett und hinter Gittern erschien.
La Dernière Heure zufolge ist das Verfahren das Fundament für die Zukunft eines demokratischen Ägyptens. Daher ist es wichtig, dass der ehemalige Führer des Landes mit unparteiischer Entschlossenheit verfolgt wird, damit die Bevölkerung begreift, dass es hier tatsächlich um das Ende eines Regimes geht.
De Morgen sieht das ähnlich, wenn die Zeitung schreibt, Mubarak wird seinen Richtern in einem Käfig präsentiert, um deutlich zu machen, dass er bereits jetzt nicht mehr zur Nation gehört. Einst wurde die Guillotine eingesetzt, um gestürzte Fürsten unschädlich zu machen, heute gibt es dafür die Medien. Die letztere Methode ist zwar unblutig, aber dafür nicht weniger wirksam.
Bild: Andrew Gombert (epa)