"Charlotte, 18 Jahre: feige ermordet", titelt heute La Dernière Heure "Erwürgt nach Kneipentour" formuliert es Het Laatste Nieuws. "Charlotte lag tot in einem Reisekoffer" schreibt Het Nieuwsblad auf Seite 1. Diese Schlagzeilen fassen das Drama eigentlich zusammen: Die 18-jährige Charlotte Antoniewicz aus La Louvière war mit Freunden in Brüssel um die Häuser gezogen. Zuletzt gesehen wurde sie am frühen Sonntagmorgen. Seither fehlte jede Spur von ihr. Am Dienstag hat ein 33-jähriger Mann aus Anderlecht gestanden, die junge Frau ermordet zu haben.
Auf den Titelseiten einiger flämischer Zeitungen prangt zudem ein weiteres Foto eines blonden Mächens. Hierbei handelt es sich um die 14-jährige Femke aus Zwijndrecht in der Provinz Antwerpen. Das Mädchen wurde am Dienstag wiedergefunden, nachdem es einen Monat lang vermisst worden war. Was in dieser Zeit genau passiert ist, ist noch unklar. Die Zeitungen Het Belang van Limburg und Het Nieuwsblad wollen nicht ausschließen, dass das Mädchen entführt oder zumindest gegen seinen Willen festgehalten wurde.
Weiter Unruhe an den Märkten
Die meisten Zeitungen beschäftigen sich unterdessen auch heute mit der gespannten Lage an den Finanzmärkten. "Der Schuldenberg der USA macht den Börsen nach wie vor Angst" bringt es Le Soir in seiner Schlagzeile auf den Punkt. Zwar konnte man in Washington buchstäblich in letzter Sekunde eine Zahlungsunfähigkeit des Staats verhindern. Die dabei beschlossenen Rezepte wollen die Welt aber nicht wirklich überzeugen.
Eine Folge davon ist, dass auch die bekannten Wackelkandidaten in der Eurozone mehr denn je unter erheblichem Druck stehen. "Italien und Spanien in der Schusslinie", so denn auch die Headline in De Morgen. Doch steigen nicht nur die Zinsen für italienische und spanische Staatsanleihen. "Die belgische Staatschuld wurde angesteckt" formuliert es L'Echo auf seiner Titelseite. Demnach ist der so genannte Spread, also der Aufschlag auf Zinsen für belgische Staatspapiere, im Vergleich zum deutschen Zinssatz, so groß wie nie.
Explosiver Sommercocktail
Viele Zeitungen widmen diesen jüngsten Entwicklungen ihren Kommentar. Es ist ohne Zweifel ein explosiver Sommercocktail, konstatiert L'Avenir. Dass die Börsen im Juli und August eher nach unten tendieren ist nichts Neues. Doch diesmal kommen einige sehr gefährliche Zutaten hinzu: erst die griechische Tragödie in Europa, dann die Schuldenkrise in den USA. Beide Kühe sind eigentlich erst mal vom Eis, und doch hält der Abwärtstrend an. Dafür gibt es nur eine Erklärung: Das Vertrauen ist nachhaltig gestört. Und die betroffenen Staaten bleiben einer wirklich entschlossenen Gegenmaßnahme weiter schuldig.
Für L'Echo erleben die Börsen derzeit eine Korrekturphase. Man kann sich an den fünf Fingern abzählen, dass das Börsenjahr 2011 kein sehr gutes sein wird. Inzwischen macht sogar wieder das Wort Rezession die Runde. Parallel dazu steigen die Zinsen für die enormen Schuldenberge der Staaten, was ein Wiederanspringen der Wirtschaft nur erschwert.
Aus diesem Schlamassel aus Eurokrise und amerikanischem Straucheln steigt das Reich der Mitte empor, meint La Libre Belgique. China wird zum Tempelwächter des globalen Kapitalismus, was umso ironischer ist, als China nach wie vor offiziell ein kommunistisches Land ist. Die hausinternen Probleme der USA schwächen das Land nach außen hin. Amerika erscheint zehn Jahre nach dem 11. September verletzlicher denn je.
Personalien
De Standaard macht übrigens heute mit der Meldung auf, dass EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy möglicherweise zusätzliche Befugnisse erhält. Wie auch De Morgen und Het Laatste Nieuws berichten, denkt man darüber nach, den Ratspräsidenten nun auch offiziell zum Chef der Eurozone zu machen. Durch die Benennung eines "Mister Euro" soll der derzeit vorherrschenden Kakophonie ein Ende gemacht werden.
Und Àpropos Personalien: Nach Informationen von L'Echo will der amtierende Premier Yves Leterme der belgischen Politik den Rücken zuwenden. Offenbar ist er auf der Suche nach einer neuen Aufgabe auf internationaler Ebene. Wie man weiß, räumt ja unter anderem der Chef der Europäischen Investitionsbank, der Belgier Philippe Maystadt, in absehbarer Zeit seinen Stuhl.
"Sandkästen" gegen Berufsverkehr
In Flandern sorgen derweil im weitesten Sinne die Straßen für Diskussionsstoff. Die flämische Regierung will den Zugang zu Feldwegen erschweren. Damit landwirtschaftliche Wege nicht mehr vom Berufsverkehr bevölkert werden, sollen Sandgruben eingerichtet werden, die nur von Traktoren durchfahren werden können. Warum nicht gleich Nägel und Heftzwecke streuen, fragt sich wütend Het Laatste Nieuws. Autofahrer mit Sandgräben aufhalten zu wollen, ist, als wolle man Raucher mit dem Wasserwerfer behandeln, um sicher zu sein, dass die Zigarette auch aus ist. Um den Verkehr auf gewissen Straßen einzuschränken, gibt es Verkehrsschilder. Und um die Einhaltung der Maßnahmen zu überprüfen, gibt es Polizeikontrollen.
Hier soll doch nur vom eigentlichen Problem abgelenkt werden, meint auch Het Nieuwsblad: Die Mobilität in diesem Land ist hoffnungslos versandet. Täglich stecken hunderttausende Pendler im Stau. Hier bedarf es eines Masterplans und keiner Sandkästen.
Auf vielen Titelseiten schließlich sind heute kleine blaue Männchen mit weißen Mützen zu sehen. Die Rede ist natürlich von den Schlümpfen, den inzwischen weltberühmten Comic-Geschöpfen aus der Feder des Brüsseler Zeichners Peyo. La Dernière Heure ist heute sogar ganz in Blau gehalten.
"Ab heute erobern die Schlümpfe die Leinwände" hebt L'Avenir auf seiner Titelseite hervor. Tatsächlich läuft ja der Hollywoodfilm über die Schlümpfe heute in den belgischen Kinos an.
vrt/pkn - Bild: Julien Warnand (belga)