"Di Rupo macht kleine Fortschritte", mit dieser Balkenüberschrift macht De Standaard heute auf und meint, dass selbst wenn einige harte Nüsse in der Rue de la Loi noch geknackt werden müssten, man möglicherweise doch weitergekommen sei. In der Frage um eine Spaltung des Wahlbezirks Brüssel-Halle-Vilvoorde sei Elio Di Rupo sehr weit gegangen. So weit, dass einer der flämischen Parteichefs nach Angaben von De Standaard diese Vorschläge dahingehend kommentierte, dass man sie nicht fahren lassen dürfe.
Elio Di Rupo ist weit gegangen
Im Leitartikel heißt es hierzu, dass die flämischen Christdemokraten der CD&V, allen voran ihr Parteichef Wouter Beke, jetzt entweder einen Pakt mit dem Teufel schließen oder Verhandlungen mit den Französischsprachigen endgültig für unmöglich erklären müssen. Die Situation Bekes sei allerdings prekär, gehe es bislang doch nur um Verhandlungen zu den Bedingungen für eigentliche Verhandlungen. Die Chancen auf einen Erfolg seien noch klein. Der morgige Nationalfeiertag würde sich aber, so meint der Leitartikler in De Standaard, für einen Durchbruch in der blockierten Situation als symbolischer Tag anbieten. Dann wäre es nämlich möglicherweise auch nicht der letzte.
BHV jetzt spalten
Eine gedrückte Stimmung zum Nationalfeiertag sieht auch Le Soir. König Albert werde seine traditionelle Rede zum 21. Juli heute halten. Und die dürfte dieses Jahr besonders ausfallen. Nicht nur, weil das "enfant terrible" seiner Familie, Prinz Laurent nämlich, nicht an den Feierlichkeiten teilnehmen darf, sondern auch, weil das Land immer noch ohne Regierung ist.
Derweil versuche Elio Di Rupo doch noch, zu einem Kompromiss für eine Koalition zu kommen. Im Leitartikel geht die Brüsseler Tageszeitung ebenfalls auf die innenpolitische Lage ein und meint, dass es an der Zeit sei, Brüssel-Halle-Vilvoorde zu spalten. Jetzt oder nie, meint der Leitartikler. Selbst auf die Gefahr hin, Verrat an der Sache der Französischsprachigen zu üben, müsse man den Vorschlägen hierzu jetzt zustimmen, um ein Problem auszumerzen, das viel zu lange schon die Beziehung der beiden großen Sprachgemeinschaften vergiftet. Das Problem BHV zu lösen, wäre jedenfalls ein schöner Beginn für echte Koalitionsverhandlungen.
Dass die politische Krise den 21. Juli wie selten zuvor überschattet, meint auch L'Avenir und schreibt, dass die flämischen Christdemokraten noch immer einen Eiertanz aufführten. Bei den für heute angesetzten Gesprächen zu acht bewege man sich zwischen einem Schwarzen-Peter-Spiel und einem psychologischen Tauziehen.
CD&V muss sich profilieren können
In die gleiche Kerbe schlägt De Morgen heute. Auch dieses Blatt sieht im Poker zwischen PS und CD&V am Vorabend des belgischen Nationalfeiertags ein hartes Kräftemessen. Es sei, so der Leitartikler in De Morgen, lange her, dass noch mit so viel Interesse auf den 21. Juli und vor allem auf das, was der König zu diesem Anlass sagt, geschaut wurde.
Doch selbst wenn die flämischen Christdemokraten heute erneut einer Einladung zum Gespräch folgen, wären die Französischsprachigen naiv, wenn sie glaubten, dass sie damit ihre Beute erlegt hätten. Nur wenn die CD&V sich anders profilieren könne als die N-VA, indem sie echte Resultate vorweisen kann, wird sie den Sprung ins kalte Wasser wagen. Hierzu werden die Französischsprachigen Zugeständnisse machen müssen.
Wie dem auch sei, aufgrund des ebenfalls am Donnerstag stattfindenden europäischen Krisengipfels werde der 21. Juli 2011 wohl ein Nationalfeiertag, an den man sich erinnern werde.
"Feier oder Niederlage"
"Feier oder Niederlage", mit diesem Titel macht La Libre Belgique heute auf. Nach über 400 Tagen der innenpolitischen Krise begehe Belgien am Donnerstag seinen Nationalfeiertag. Der Leitartikler bricht derweil eine Lanze für das Land. Belgien sei schlussendlich ein Land, in dem es sich gut lebe. Das bedeute nicht, dass der Staat nicht reformbedürftig wäre. Entsprechende Lösungen gebe es. Sie verlangten Vertrauen, Entschlossenheit und Respekt. Es müsse alles daran gesetzt werden, dass der 21. Juli ein Feiertag bleibe.
Der wallonische Löwe
Hierfür, so meint der Leitartikler in Het Laatste Nieuws, kämpfe Elio Di Rupo wie ein Löwe. Er gehe aufs Ganze. Und am Dienstag seien die Chancen des belgischen Löwen auch leicht gestiegen. Eine Garantie für Erfolg sei dies aber nicht. Sagt die CD&V "ja", selbst mit einem "aber" dabei, ist Di Rupo im Geschäft. Es müsse klar sein, dass für alle Gemeinschaften im Land eine ausgehandelte Einigung der einzige Weg ist: heute, morgen und auch übermorgen.
Nachfolge Alberts II.
Während Het Nieuwsblad auf der Titelseite heute schreibt, dass Prinz Laurent auf Weisung seines Vaters den Feierlichkeiten zum 21. Juli am Donnerstag fernbleiben wird, informieren Gazet van Antwerpen und Het Belang van Limburg über angebliche Pläne des Staatsoberhaupts, konkret an seiner Nachfolge für den belgischen Thron zu arbeiten.
Der König sei den politischen Stillstand müde, schreibt die Antwerpener Tageszeitung und Het Belang van Limburg ergänzt, dass die innenpolitische Krise so schwer auf dem Staatsoberhaupt laste, dass der König erstmals im engsten Kreis über seine Nachfolge redet, und von seiner Ansprache einiges zu erwarten ist.
Archivbild: Virginie Lefour (belga)