Koekelberg erneut im Fadenkreuz der Justiz
Kommentierend heißt es dazu, nach dem früheren Chef des Internationalen Währungsfonds, Strauss-Kahn, ist Fernand Koekelberg innerhalb kürzester Zeit das zweite Opfer einer Anklage wegen sexuellen Fehlverhaltens. Die Reichen und Mächtigen dieser Welt werden zurzeit nicht geschont, so stellt die Zeitung fest.
Allerdings gilt das Prinzip der Unschuldsvermutung auch für sie, solange sie nicht verurteilt wurden. Leider ist es so, dass selbst im Falle eines Freispruchs der durch einen Verdacht angerichtete Schaden noch während vielen Jahren ihr Leben beeinträchtigt.
De Morgen notiert im gleichen Kontext, Koekelberg hat ein Recht darauf, dass die gegen ihn erhobene Beschuldigung von der Justiz schnell und gründlich untersucht wird und dass das Urteil in diesem Fall nicht zu lange auf sich warten lässt. Solange nicht Recht gesprochen wurde, sollten sich die Medien soweit wie möglich Zurückhaltung auferlegen.
Die katholische Kirche im freien Fall
Die Zeitung L'Avenir berichtet ausführlich darüber, wie schlecht es um die katholische Kirche und den Glauben bestellt ist. Dazu heißt es unter anderem, die Religion befindet sich im freien Fall, und ein Ende dieses Trends ist so schnell nicht zu erwarten. Seit 1967 ging in der Wallonie die Zahl der Taufen fast um die Hälfte zurück und die der kirchlichen Trauungen von 83 auf nur noch 28 Prozent. Schätzungen zufolge sollen im Jahre 2050 nur noch 8 Prozent der wallonischen Bevölkerung katholisch sein.
Das sind noch Schnäppchen
Gazet van Antwerpen will erfahren haben, dass der Sommerschlussverkauf in vielen Geschäften ziemlich schleppend verläuft. Bedingt durch das kalte und regnerische Wetter der vergangenen Tage ist es zurzeit sehr schwierig Sommerkleider an den Mann, beziehungsweise an die Frau zu bringen. Um ihre Ware dennoch los zu werden, gewähren gewisse Geschäfte ihren Kunden jetzt bereits Preisabschläge bis zu 70 Prozent.
Di Rupo in der Sackgasse?
Kommen wir nun zu den innenpolitischen Kommentaren zum Auftrag von Regierungsbildner Di Rupo, der sich zurzeit nach allgemeiner Auffassung der Leitartikler in einer Sackgasse befindet. Dazu heißt es in Le Soir, CD&V-Präsident Beke, dessen Partei für die Regierungsbildung unerlässlich ist, hat den sieben anderen verhandelnden Parteien am Freitag seine Bedingungen diktiert, unter anderem sein Konzept zur Spaltung von Brüssel Halle Vilvoorde und seine Forderung nach einer garantierten 2/3-Mehrheit im Parlament. Di Rupo muss jetzt ausloten, inwieweit eine Verhandlung über das Diktat der CD&V überhaupt möglich ist. Die Zeitung verbindet dies mit der Frage: Wollen die flämischen Christlichdemokraten überhaupt ein Abkommen?
Das Diktat der CD&V
La Libre Belgique hat diesbezüglich ernste Zweifel, wenn sie schreibt "Die CD&V und ihr Präsident Beke handeln nach dem Motto, was wir wollen, dass muss man uns geben und was die anderen wollen, ist verhandelbar". So geht es natürlich nicht. Die flämischen Christlichsozialen haben es offenbar darauf abgesehen, die Politik als Selbstbedienungsladen zu missbrauchen.
Gazet van Antwerpen stellt fest, dass Di Rupo den Kampf nicht aufgibt und er immer noch davon ausgeht, dass es ihm gelingen wird, die CD&V an den Regierungsverhandlungen zu beteiligen. Seit die N-VA sich davon zurückgezogen hat, ist Di Rupo offenbar zu allem bereit, um eine Regierung ohne die flämischen Nationalisten auf die Beine zu bringen. Dinge, die vor kurzem noch undenkbar waren, zieht er inzwischen in Betracht.
Müssen sich die Frankophonen der CD&V beugen?
Zum gleichen Thema notiert De Standaard, die CD&V spielt gegenwärtig ihre letzte Trumpfkarte aus. Aber auch die frankophonen Parteien stehen vor einer entscheidenden Wahl. Es liegt in ihrer Macht, die Forderungen der flämischen Christlichsozialen zurück zu weisen, aber dann gibt es keine andere Alternative mehr als Neuwahlen. Danach wird die N-VA aufgrund ihres voraussichtlichen Wahlsiegs der Hauptgesprächspartner der Frankophonen sein, doch dann wird es nicht mehr um eine Staatsreform, sondern um die Spaltung des Landes gehen. Wenn es stimmt, dass Elio Di Rupo Belgien retten will, dann weiß er, was er jetzt zu tun hat.
Archivbild: Eric Lalmand (belga)