Die CD&V steht mit dem Rücken zur Wand
Dazu titelt Het Belang van Limburg "Die CD&V muss Farbe bekennen. Ihr Präsident Wouter Beke steht mit dem Rücken zur Wand". Weiter heißt es im Kommentar der Zeitung, niemand möchte an Bekes Stelle sein, denn er befindet sich zwischen Hammer und Amboss. Sagt er Nein zu dem Verhandlungsangebot, wird man ihm vorwerfen, seine Partei auf Gedeih und Verderb an die N-VA gekettet zu haben. Sagt er Ja, wird halb Flandern ihn als Verräter betrachten, zumal es äußerst schwierig sein dürfte, bei den Verhandlungen ein für die flämische Seite annehmbares Ergebnis herauszuholen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Het Nieuwsblad wittert einen Funken Hoffnung im politischen Brüssel, obwohl es genügend Gründe gibt zu denken, dass die CD&V schließlich abwinken und auch diese Chance vertan wird. Weiter heißt es, die CD&V befindet sich zweifellos in einer Machtposition und kann es sich leisten, Forderungen zu stellen. Die Schlüsselfrage jedoch lautet, ob es zwischen den verhandelnden Parteien noch einen ausreichenden Vertrauensvorschuss gibt. Fehlt ein solcher, dann hat alles keinen Sinn mehr.
Le Soir macht sich Hoffnung, dass sich die CD&V zur Teilnahme an Verhandlungen überreden lässt. Dafür sind die frankophonen Parteien angeblich bereit, den von CD&V-Präsident Beke unterbreiteten Vorschlag zur Spaltung von BHV zu akzeptieren. Andererseits dürfte es für Beke nicht einfach sein, seine Partei an Verhandlungen teilnehmen zu lassen, bei denen die N-VA nicht dabei ist, denn genau dies hat er in der Vergangenheit immer wieder strikt abgelehnt.
La Libre Belgique vermerkt im gleichen Zusammenhang: Wouter Beke würde wohl nichts lieber tun, als sich vor diesen Verhandlungen zu drücken, doch er hat dazu keine echte Alternative. Wie dem auch sei, für ihn und seine Partei hat jetzt die Stunde der Entscheidung geschlagen.
Wouter Beke ist nicht zu beneiden
Het Laatste Nieuws sieht Wouter Beke und seine Christlichsozialen hin- und hergerissen zwischen Di Rupo und De Wever, zwischen Belgien und Flandern, zwischen Ideal und Verantwortung. Das Einfachste wäre, genau wie die N-VA, Nein zu sagen, doch kann eine staatstragende Partei, wie die CD&V es nach wie vor sein will, es sich nicht leisten, Belgien ins Chaos zu stürzen, ohne zumindest versucht zu haben, eine neue Regierung auszuhandeln. Für die Partei stellt sich hier zweifellos eine existentielle Frage.
De Morgen ist der Auffassung, dass die CD&V ihre interne Krise und den Vertrauensschwund beim Wähler nur überwinden kann, indem sie sich zu Verhandlungen bereit erklärt. In diesem Fall allerdings muss Di Rupo begreifen, dass er den Flamen einige wesentliche Dinge zugestehen muss, nämlich eine tiefgreifende Staatsreform, eine größere finanzielle Verantwortung der Teilstaaten und eine saubere Spaltung von BHV.
Das hat Belgien nicht verdient
La Dernière Heure notiert zum gleichen Thema: Auch wenn es nur eine hauchdünne Chance gibt, dass unter Beteiligung der flämischen Christlichsozialen Regierungsverhandlungen zustande kommen, dann wollen wir daran glauben. Und sei es nur, weil Belgien Besseres verdient hat als das Bild, welches die politische Klasse seit fast 400 Tagen nach außen hin verbreitet.
Werfen wir zum Schluss noch einen Blick auf einige andere Themen in den heutigen Zeitungen, wobei das Wetter vielfach den Ton angibt.
Regen treibt Belgier Richtung Sonne
Wo bleibt der Sommer, so lautet eine häufig gestellte Frage und Gazet van Antwerpen weiß zu berichten, dass der gestrige 14. Juli der kälteste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war.
Le Soir meldet vor diesem Hintergrund, dass die Zahl jener, die ihren Urlaub in letzter Minute buchen um 25 Prozent gestiegen ist. Offenbar geht es ihnen darum, dem Regen zu entfliehen, denn das Ziel sind fast ausschließlich Länder mit einer höchstmöglichen Sonnengarantie.
Gazet van Antwerpen berichtet auf ihrer Titelseite über eine drastisch gestiegene Kriminalität in Belgiens Krankenhäusern. Vor allen Dingen Diebstähle werden mit einem Zuwachs von zehn Prozent immer häufiger registriert. Die Folge ist, dass immer mehr Hospitäler dazu übergegangen sind, Personal für die Überwachung der Sicherheit einzustellen.
Archivbild: Bruno Fahy (belga)