Wende im Fall Dominique Strauss-Kahn
"Strauss-Kahn punktet" mit dieser Balkenüberschrift macht L'Avenir heute auf und schreibt, dass der ehemalige IWF-Chef nicht mehr unter Hausarrest steht, die USA aber vorerst nicht verlassen darf. Strauss-Kahn könne jetzt hoffen vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen zu werden. Das Zimmermädchen, das Strauss-Kahn beschuldigte, büße seine Glaubwürdigkeit ein, meint das Blatt.
Die Wende in der Affäre sorge unterdessen für einen politischen Donnerschlag in Frankreich. In den Reihen der französischen Sozialisten spekuliere man über eine Rückkehr Strauss-Kahns auf die Politbühne. Wenn er von den Vorwürfen rein gewaschen wäre, müsse DSK auch wieder eine bedeutende Rolle bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen in Frankreich spielen, klinge es aus den Reihen der PS, schreibt L'Avenir.
Es werde langsam deutlich, so kommentiert Het Nieuwsblad die Wende im Fall DSK heute im Leitartikel, warum in den USA so viele Filme und Fernsehserien über Gerichtsverfahren gemacht werden. Leider würde das im Fall von Dominique Strauss-Kahn dann aber wohl eher in eine schlechte Soap Opera münden. Bedauerlich sei, dass die Problematik entgleist sei und in Schwarzweißmalerei ausartete. Die Wahrheit sei aber selten schwarz-weiß. Gerechtigkeit werde in den verschiedensten Grautönen geschrieben.
Frei, aber noch nicht freigesprochen
Auch De Standaard schreibt, dass DSK zwar inzwischen frei aber nicht freigesprochen sei, auch wenn sein Hausarrest ohne die Zahlung einer Kaution aufgehoben wurde.
Im Leitartikel heißt es in De Standaard, es sei inzwischen unsicher, ob es je zu einem Prozess gegen den Ex-IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn komme. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft stellten sich zu viele Fragen zum Wahrheitsgehalt der Angaben jenes Zimmermädchens, das DSK angeblich in einem Hotelzimmer in New-York zum Beischlaf gezwungen haben soll. Plötzlich zweifle die US-Justiz daran, ob diese Frau wohl tatsächlich als Vergewaltigungsopfer beschrieben werden kann.
Politisch sei jetzt die Frage, meint der Leitartikler, inwieweit DSK sich von dieser Affäre erholen kann. Selbst wenn er von der Justiz von den Vorwürfen rein gewaschen werde, selbst wenn das französische Volk Dominique Strauss-Kahn außerehelichen Eskapaden vergeben würde, er würde beschädigt an den Start gehen, sollte er erneut in den Wettlauf um das Präsidialamt in Frankreich einsteigen.
Dennoch, so schreibt Le Soir, gehe der Alptraum für Dominique Strauss-Kahn langsam zu Ende. Im Leitartikel heißt es: Den ganzen Tag über hätten am Freitag die Freunde von DSK versucht glauben zu machen, dass eine Herabstufung der Glaubwürdigkeit eines Zimmermädchens aus dem Sofitel in New-York den Schluss erlaubt, dass Dominique Strauss-Kahn völlig unschuldig ist und in den Rang eines Märtyrers erhoben werden müsse. Derweil sei es schwer vorstellbar, dass das Opfer der Dominique Strauss-Kahn vorgeworfenen Vergewaltigung an der Spitze eines teuflischen Komplotts stehe.
DSK: drei große Buchstaben auch auf der Titelseite der Libre Belgique. Der Ex-IWF-Chef sei frei, seine Unschuld aber noch nicht bewiesen. Trotzdem, so schreibt auch La Libre, würden in Frankreich einige eine Rückkehr von Strauss-Kahn in den Wettlauf um den Einzug in den Elysee-Palast nächstes Jahr wieder ins Auge fassen.
Im Leitartikel schreibt das Blatt hierzu, dass dem Publikum die Verhaftung von Dominique Strauss-Kahn sowie dessen Vorführen in Handschellen und die schwerwiegenden Vorwürfen wohl gefallen hätten, war es doch Ausdruck des Kampfes des Schwachen gegen den Starken. DSK habe im Ring gestanden, hätte Schläge einstecken müssen, um schließlich als Chef des IWF das Handtuch zu werfen. Dadurch dass die US-Justiz jetzt die Glaubwürdigkeit der Hauptzeugin gegen DSK anzweifle, werde ihm deutlich gemacht, dass er jetzt zurückboxen könne.
Folge der Wende im Fall Dominique Strauss-Kahn
Auch La Dernière Heure titelt heute zur Wende im Fall Dominique Strauss-Kahn, meint aber dass bei den französischen Sozialisten die erste Runde - also die Vorwahlen zur Bestimmung eines Präsidentschaftskandidaten - von den jüngsten Entwicklungen nicht beeinflusst sein würde. Die neue Situation würde allerdings auch bei den Rechten nicht unbemerkt vorübergehen. Staatspräsident Sarkozy erklärte trotz desaströser Umfrage-Ergebnisse seinen derzeitigen Herausforderern gelassen entgegen zu treten. Bleibe abzuwarten, wie das morgen aussehe, meint die Dernière Heure.
Tour de France beginnt
Zweites Top-Thema der Inlandspresse heute: ein erneuter Doping-Verdacht im Vorfeld der heute beginnenden Tour de France. Der Bus des Quick-Step-Teams sei am Freitag überraschend stundenlang von französischen Polizisten untersucht worden. Die französischen Behörden, so schreibt Het Laatste Nieuws, hätten erklärt, dass die Operation im Zeichen des Kampfes gegen Doping gestanden habe.
Auch Gazet van Antwerpen hat die Tour de France auf der Titelseite und schreibt, dass der im Augenblick äußerst erfolgreiche belgische Rad-Profi Philippe Gilbert schon am ersten Tour-Tag das Gelbe Trikot erobern wolle.
Bild: Justin Lane (epa)