"Das griechische Ja sorgt für Erleichterung an den internationalen Märkten", titelt heute das Börsenblatt L'Echo. Het Belang van Limburg spricht im Innenteil in seiner Schlagzeile von einer "bitteren Pille, die die griechischen Parlamentarier da schlucken mussten".
Het Laatste Nieuws ist drastischer: Über dem Foto eines verletzten Demonstranten prangt die Überschrift: "Das Gesetz, das die Griechen bluten lässt, wurde mit knapper Mehrheit gutgeheißen."
Die Verabschiedung des Sparprogramms war bekanntlich Grundbedingung dafür, dass die nächste Tranche des Notkredits an Griechenland ausbezahlt werden konnte. Und ohne das Geld wäre das Land spätestens in zwei Wochen bankrott.
"Teuro" auf griechisch
Auf den griechischen Durchschnittsbürger warten jetzt aber äußerst magere Jahre. Das gestrige Ja des griechischen Parlaments zum Sparprogramm ist ein Ja zu Europa, aber auch ein Ja zur Verarmung, meint denn auch La Dernière Heure in ihrem Kommentar. Die griechische Bevölkerung muss den Euro-Beitritt ihres Landes im Nachhinein teuer bezahlen.
Doch sollte man sich nicht in die Tasche lügen, mahnt De Standaard. Der Euro kann, um mal einen neuen belgischen Begriff zu verwenden, allenfalls "übersommern". Das griechische Problem ist nämlich beileibe nicht gelöst. Jeder weiß: Griechenland wird seine Schulden nie bezahlen können. Das Horrorszenario ist vielleicht bis auf weiteres abgewendet, die Webfehler aber bleiben. Die Griechen haben ihren Beitrag geleistet. Jetzt muss Europa nachziehen.
Le Soir sieht das ähnlich: Griechenland ist nicht nur zahlungsunfähig, auch seine Wirtschaft liegt am Boden. Zu glauben, das Land sei allein durch Notkredite zu retten, ist illusorisch. Vielmehr wird hier auf Zeit gespielt. In zwei, drei Jahren, so hofft man, könnten sich Länder wie Irland oder Spanien so weit erholt haben, dass die Gefahr einer Ansteckung gebannt wäre. Und dann kann man über eine Umschuldung Griechenlands nachdenken. Bis dahin muss ein Trugbild aufrechterhalten werden.
"Frei nach 547 Tagen"
Viele Zeitungen freuen sich heute über die Freilassung zweier französischer Fernsehjournalisten aus afghanischer Geiselhaft. Stéphane Taponier und Hervé Ghesquière waren am 30. September 2009 zusammen mit drei afghanischen Mitarbeitern in Afghanistan verschleppt worden. "Frei nach 547 Tagen", jubelt denn auch La Libre Belgique auf ihrer Titelseite.
Doch dieser Erfolg hat seinen Preis, meint das Blatt in seinem Leitartikel. Die Entführer der beiden Journalisten haben wohl nicht urplötzlich ihre Forderungen aufgegeben. Man darf vielmehr davon ausgehen, dass Frankreich ein Lösegeld gezahlt hat. Offiziell zugeben wird das wohl niemand. Aber das ist auch gut so.
Journalisten sind tatsächlich in manchen Regionen dieser Welt in gewisser Weise zu einer Handelsware geworden, konstatiert L'Avenir. Damit wird ihre Rolle als Wachhund und Garant der Demokratie pervertiert. Die Freilassung der beiden französischen Journalisten ist dennoch ein Sieg für eben diese Demokratie. Denn nur ein freier Journalist kann seiner Aufgabe nachkommen.
Teures Unwetter
Viele Zeitungen widmen sich auch heute noch den Folgen des schweren Unwetters vom vergangenen Dienstagabend. "Jetzt ist aufräumen angesagt", titeln heute fast gleichlautend L'Avenir und La Dernière Heure. Betroffen waren ja vor allem die Provinzen Flämisch- und Wallonisch-Brabant, aber auch die Provinz Limburg und insbesondere die Ford-Werke in Genk.
Dort ging ein Hagelschauer über 3.500 Neuwagen nieder. Der Schaden dürfte sich auf 20 Millionen Euro belaufen, rechnet Het Laatste Nieuws vor. Zur Überprüfung der Autos wurden 15 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, weiß Het Belang van Limburg zu berichten.
Angesichts all dieser Schäden sehen sich die Versicherungsgesellschaften nach Informationen von Gazet van Antwerpen dazu gezwungen, die Prämien für die Feuerversicherg anzuheben.
Di Rupos Zielgerade
Regierungsbildner Di Rupo ist in der Zwischenzeit auf der Zielgeraden. Anfang kommender Woche soll er seine mit Spannung erwartete Synthese-Note vorlegen. Auf dieser Grundlage müssen dann die anderen Parteien entscheiden, ob sie sich an den Verhandlungstisch setzen oder nicht. Die Nervosität steigt, notiert unter anderem Het Nieuwsblad. Über den Inhalt der Note ist noch so gut wie nichts bekannt, stellt La Libre Belgique fest. Ende nächster Woche dürften wir jedenfalls wissen, wie beziehungsweise ob es weitergeht.
Mensch testet Pferdehormon
Vor allem die flämischen Zeitungen beschäftigen sich heute mit einem schwelenden Dopingskandal im belgischen Radsport. Gestern hatte Het Nieuwsblad enthüllt, dass der ehemalige Radprofi Wim Vansevenant bei der illegalen Einfuhr eines Dopingmittels erwischt wurde. Das Postpaket, das an ihn adressiert war, wurde am Flughafen beschlagnahmt.
Vansevenant arbeitet nach wie vor für das Radsportteam Omega Pharma-Lotto. Vor diesem Hintergrund war gleich die ganze Mannschaft in Verdacht geraten. Vansevenant gab gestern an, er habe das Mittel für seinen Eigengebrauch bestellt. Bis zum Beweis des Gegenteils muss man ihm das glauben, meint Het Nieuwsblad in seinem Kommentar. Beängstigend ist allerdings, dass es sich bei besagtem Mittel um ein starkes Pferdehormon handelt, das für Menschen sehr gefährlich ist.
Gazet van Antwerpen übt in seinem Leitartikel harsche Kritik an den Kollegen von Het Nieuwsblad. Die Zeitung habe durch ihre Berichterstattung die Ermittlungen gestört. In der Zwischenzeit standen aber schon die Omega Pharma-Lotto-Fahrer um Philippe Gilbert unter kollektivem Dopingverdacht. Die Kollegen haben da wohl aus einer Mücke einen Elefanten gemacht.
Het Nieuwsblad berichtet übrigens heute über einen möglichen neuen Dopingverdacht, diesmal im Zusammenhang mit einem Mitarbeiter des Teams BMC.
Rock Werchter
Fast alle flämischen Zeitungen bringen heute erste Fotos von der Campingwiese des Rockfestivals von Werchter, das heute beginnt. De Standaard lapidar: "Die Invasion hat begonnen".
Bild: Etienne Laurent (epa)