Drohende Engpässe in der Stromversorgung, chaotische Zustände auf den Schienen und die Entscheidung der SP.A-Parteichefin Caroline Gennez, nicht mehr für den Parteivorsitz zu kandidieren, sind heute die vornehmlichen Aufmacher- und Kommentarthemen der belgischen Inlandspresse.
"Zwischen 2012 und 2015 drohen Engpässe in der Stromversorgung", mit dieser Balkenüberschrift macht De Standaard heute auf und schreibt, dass Belgiens Regulierungsbehörde für den Energiemarkt CREG prognostiziert, dass fehlende Investitionen in neue Kraftwerke hierzulande in den kommenden Jahren zu Engpässen bei der Stromversorgung führen könnten. Deshalb schlägt die Regulierungsbehörde vor, so schreibt De Standaard, hiesige Kernkraftwerke länger als geplant am Netz zu halten.
Bedeutet dies, so fragt sich Le Soir deshalb heute, dass es unmöglich wird, die ältesten belgischen AKW wie geplant 2015 abzuschalten? Jedenfalls sorge der Bericht des Regulierers CREG bei den Politikern noch vor seiner offiziellen Veröffentlichung für Aufregung. Die Regulierungsbehörde geht von einer Verlängerung der Laufzeiten hiesiger KKW um ein bis zwei Jahre aus, weil zum Zeitpunkt der geplanten Abschaltung nicht genügend Strom als Ersatz zur Verfügung stehen dürfte. Für die CREG steht jedenfalls fest: Bislang wurde zu wenig unternommen, um neue Stromproduktionskapazitäten zu schaffen.
Bahnchaos bei Bruthitze
Kinder sitzen stundenlang in Gluthitze fest: Mit dieser Balkenüberschrift macht Het Nieuwsblad heute auf und schreibt, dass eine beschädigte Oberleitung und liegen gebliebene Züge gestern zu chaotischen Verhältnissen im belgischen Schienennetz führten. Tausende Schulkinder, Pendler und andere Bahnreisende hätten stundenlang bei Temperaturen über 30 Grad auf Bahnsteigen oder in Zügen ausharren müssen. Zu allem Übel sei dann in der abendlichen Stoßzeit zwischen Brüssel-Nord und Brüssel-Midi auch noch ein Zug wegen eines technischen Defekts steckengeblieben, was zu zusätzlichen Behinderungen führte.
Keine erneute Kandidatur: Zeugnisse für Caroline Gennez
De Morgen hat, wie zahlreiche andere flämische Blätter, heute die Parteichefin der flämische Sozialisten Caroline Gennez auf der Titelseite. Die SP.A-Vorsitzende teilte gestern mit, im September nicht mehr für den Parteivorsitz zu kandidieren. Im Leitartikel heißt es, Gennez habe in ihrer Zeit als Parteichefin wohl nicht viel Freude gehabt. 2007 sei sie als 32-Jährige durch Johan Vande Lanotte nach einer schweren Wahlniederlage in diese Position gedrängt worden. Einziger Lichtblick sei die Tatsache gewesen, dass Gennez es schaffte, die SP.A nach den Wahlen 2009 in die flämische Regierungskoalition zu manövrieren. Dennoch, so meint der Leitartikler in De Morgen, war es eine harte Zeit für Gennez als SP.A-Vorsitzende. Denn wenn nicht gerade Parteigenossen an ihrem Stuhl sägten, dann waren es die politischen Konkurrenten, die gnadenlos auf ihr herumhackten.
Der Leitartikler in Het Laatste Nieuws meint denn auch, dass Gennez alles darangesetzt habe, ihre Partei nicht weiter wegbrechen zu lassen. Ihre Zeit als Parteichefin könne aber dennoch nicht als Erfolg gewertet werden. Zum einen, weil man ihr den nicht gönnte, und zum anderen, weil sie es an Ausstrahlung mangeln ließ, und ihr Kreativität zur Befruchtung der politische Debatte mit neuen und frischen Ideen fehlte. Sei's drum, so der Leitartikler, wer es besser könne, solle es versuchen. Vielleicht sei ja in Löwen, wo die Tobbacks zu Hause sind, jemand interessiert.
Nachfolger Tobback?
Für den Leitartikler in Gazet van Antwerpen, der sich dem gleichen Thema widmet, machte nicht allein Caroline Gennez Fehler. Ihr gestern angekündigter Abschied vom SP.A-Spitzenamt der Vorsitzenden sei keine Überraschung gewesen. Seit Monaten werde über einen Nachfolger spekuliert. Der Name von Bruno Tobback stünde ganz oben auf der Liste möglicher Nachfolger. Als Parteichefin habe Gennez leider nur selten überzeugen können. Hauptgrund hierfür sei, dass sie keine Zeit zum Wachsen bekam. Sie habe es von Beginn an schwer gehabt, es sei eine gute Entscheidung gewesen, nicht mehr für den Parteivorsitz zu kandidieren. Dennoch, so meint der Leitartikler, müssten innerhalb der SP.A wohl auch noch andere sich Gewissensfragen stellen.
Caroline Gennez, so meint der Leitartikler in Het Belang van Limburg, hinterlasse eine Partei in zweifelhaftem Zustand. Selbst wenn die SP.A in den letzten Jahren eine Konsolidierung erfuhr, sei die Partei hoffnungslos in zwei Lager geteilt: in ein Parteiestablishment, das den Namen "sozialistisch" kaum noch verdiene, und einen linken Flügel, der zwar noch begeistern könne, dessen politische Analyse aber nicht glaubwürdig sei.
Wohin mit Gaddafi?
La Libre Belgique macht heute mit der Zukunft Libyens und der Frage nach dem "Was nach dem Ende des Gaddafi-Regimes?" auf. Wo könne der Diktator hin?, fragt der Leitartikler. Welches Land oder Regime würde ihn aufnehmen? Sollte die Frage unbeantwortet bleiben, verweist der Kommentator in La Libre Belgique auf Gaddafis Aussage, er wolle seine Heimat sowieso nicht verlassen wollen.
Konkurrenz für Belgacom
Das Wirtschaftsblatt L'Echo schließlich macht mit dem Angriff der Kabelfernsehanbieter auf den Telekom-Dienstleister Belgacom auf. VOO und Telenet würden inzwischen auch Sprach-, Mobiltelefonie- und Datendienste anbieten und so versuchen, Belgacom Konkurrenz zu machen.
Archivbild: Nicolas Maeterlinck (belga)
Bahnchaos ist Standart, aber nicht erst seit gestern!
Auch ICE- Züge bleiben regemässig stehen bei grosser Hitze
Dann müssen die roten THALYS aushelfen
Wenn man dann noch 13 Stunden Bahnfahrt vor sich hat, ist es wirklich erbauend!
Diese Millionen oder Milliarden sollten doch endlich sinnvoll investiert werden!!!
Ausserdem ist der Zustand dieser alten "Waggongs" peinlich!
Eine Bahnvielfahrerin seit Jahrzehnten