sorgen heute für Aufmacher- und Kommentarthemen der belgischen Inlandspresse.
Verteidigungsminister De Crem überrascht mit der Ankündigung, dass Belgien seine Militärpräsenz in Afghanistan reduzieren wird. Der Teilabzug ist heute Aufmacherthema in Le Soir. Es habe, so schreibt die Brüsseler Tageszeitung, seit einiger Zeit einen gewissen Druck aus Kreisen der PS, innerhalb der CD&V, und in gewissem Maße auch von der MR gegeben, das Engagement Belgiens in Afghanistan zurückzuschrauben.
Fast neun Jahre sei die belgische Armee, etwa zum Schutz des Flughafens von Kabul, im Afghanistaneinsatz gewesen, ohne dass bis heute ein einziger belgischer Soldat dort ums Leben gekommen wäre. Belgien verlasse in Kürze also die afghanische Hauptstadt, ohne dem Land aber völlig den Rücken zu kehren. Beim Wiederaufbau sei auch noch einiges zu leisten. Vor allem sei es schädlich, Kabul ein zweites Mal den Talibanmilizen zu überlassen, so der Leitartikler in Le Soir.
Peeters reist für Flandern
"Teilstaaten nicht länger in der zweiten Reihe", mit dieser Balkenüberschrift macht De Standaard heute auf und schreibt, dass Flanderns Ministerpräsident Kris Peeters Spitzenbegegnungen mit ausländischen Staats- und Regierungschefs zukünftig auf eigene Faust organisieren wird. Den Umweg über den Premierminister wolle Peeters sich zukünftig sparen, schreibt De Standaard. Im Leitartikel heißt es hierzu, Kris Peeters habe sich in den letzen Monaten zum Vielflieger entwickelt. Wirtschaftsmissionen führten ihn in die Golfstaaten, nach Brasilien, Japan und Südkorea. Derzeit sei er in New York und Washington.
Die Wichtigkeit einer solchen Repräsentationstätigkeit sollte nicht unterschätzt werden, würde sie doch lukrative Verträge für hiesige Unternehmen bringen. Das sei es, was Peeters für Flandern wolle. Doch zwischen solchen Handelsmissionen wolle Ministerpräsident Peeters jetzt also auch ausländische Regierungschefs einladen. Dies erscheine als logischer Schritt in der Entwicklung Flanderns. In den USA aber sei Peeters jetzt an die Grenzen seiner diplomatischen Träume gestoßen, schreibt der Leitartikler. Hier habe Prinz Philippe die Tür zu einer Begegnung mit Vizepräsident Biden geöffnet. Fazit des Leitartiklers: Flandern kann auch bei der Diplomatie noch föderale Hilfe gebrauchen, denn der Name Belgien öffnet noch immer Türen.
Kleines Flandern - große Diplomatie?
Auch De Morgen greift dieses Thema heute auf und schreibt, dass Peters seinem Wusch, zukünftig selber ausländische Regierungschefs zu empfangen, am 4. Juli bereits Taten folgen lässt. Dann nämlich empfängt er den niederländischen Premier Mark Rutte. Im Leitartikel heißt es hierzu, es gehe zwar in Belgien so einiges schief, dennoch würde niemand leugnen, dass Eines sehr wohl funktioniert: die belgische Diplomatie nämlich. Flanderns Ministerpräsident Peeters wolle nun einen offensiveren internationalen Kurs fahren. Die Zeit, in der die Teilstaaten in der zweiten oder dritten Reihe standen, sei vorbei, erkläre er.
Doch auch dieser Leitartikler ist der Meinung, dass die derzeitige Reise in die USA Peeters vor Augen führen werde, wie schwer es ist, als kleine Region Aufmerksamkeit zu erlangen. Bei Belgien könne man sich in New York noch etwas vorstellen, und sei es Bier oder Waffeln, Flandern aber sei kein Markenname in Übersee. Wie könne ein kleines Land sich Gehör verschaffen, fragt sich der Leitartikler, wenn es im großen Ausland mit so vielen Zungen spricht? Die größten Konkurrenten kämen damit aus den eigenen Reihen. Im Ausland könne man sich amüsiert zurücklehnen.
Zusammenstöße in Brüsseler Peripherie
L'Avenir bringt heute die Zusammenstöße in der Brüsseler Randgemeinde Kraainem auf die Titelseite. Flämische Aktivisten aus dem extrem rechten Spektrum hatten französischsprachige Demonstranten angegriffen, und auch die Bürgermeisterin von Rhode- Saint-Genèse verletzt, obwohl die Polizei mit einem starken Aufgebot vor Ort war.
Das veranlasst La Libre Belgique heute auch zur Schlagzeile: "Rückkehr der Gewalt in der Peripherie Brüssels". Der Leitartikler in La Libre schreibt hierzu, dass die Belgier es bislang immer geschafft hätten, gemeinschaftspolitische Differenzen mit Dialog, Verhandlung und Konsens zu entschärfen. Dennoch zeigten die gewalttätigen Auseinandersetzungen an der Sprachenfront um Brüssel, wie zerbrechlich dieses belgo-belgische Gleichgewicht doch sei. Die Volksvertreter täten gut daran, im Hinterkopf zu behalten, dass es wichtig ist, zu vermeiden, unnötigerweise Öl ins Feuer zu gießen. Andernfalls könnten sie dies irgendwann bereuen.
Radsportkönig Philippe Gilbert
Titelthema vieler Blätter heute auch die Topform von Radprofi Philippe Gilbert, der, so schreibt Gazet van Antwerpen, jetzt auch die belgische Radsportmeisterschaft mit großem Vorsprung gewonnen habe. Gilbert, so meint Het Laatste Nieuws, hole sich alle zu gewinnenden Titel. Jetzt strebe er das Gelbe Trikot in der Tour de France an. Schon jetzt aber, so schreibt Het Nieuwsblad, sei Philippe Gilbert Belgiens Radsportkönig.
Bild: Peter Deconinck (belga)