Genau dies hatte bekanntlich gestern die flämische Zeitschrift Story berichtet, während Leterme selbst diese Meldung unverzüglich kategorisch dementierte.
La Libre Belgique schreibt dazu in ihrem Leitartikel: Der derzeitige Medienrummel in Sachen Leterme und seiner angeblichen Maitresse ist einer Demokratie unwürdig und grenzt an Voyeurismus. Auch das Privatleben eines Politikers verdient Respekt. Eine andere Frage ist allerdings, ob Leterme tatsächlich seine politische Macht missbraucht hat, um der Dame zu einem Job zu verhelfen. Sollte dies der Fall gewesen sein, dann gibt es in der Tat ein echtes politisches Problem, über das so rasch wie möglich Klarheit geschaffen werden sollte.
De Morgen notiert im gleichen Kontext: Die politische Krise, die unser Land seit einem Jahr schwer zu schaffen macht, hat viele Ursachen. Allerdings gehört zu diesen mit Sicherheit nicht das Privatleben des einen oder anderen Politikers. Allerdings räumt die Zeitung ein, dass ein Regierungschef noch viel mehr als andere Bürger darauf achten sollte, mit wem er Umgang pflegt und wie er sich äußert. Sicherlich ist diese Angelegenheit peinlich, doch sollte man keine Staatsaffäre daraus machen.
Het Laatste Nieuws glaubt zu wissen, dass diese Angelegenheit selbst in Letermes eigener Partei für nicht so wichtig gehalten wird. Trotzdem bleibt der Rufschaden, der nicht zu leugnen ist. Die Frage ist allerdings, was nun an der Geschichte ist. Für Leterme selbst ist sie von vorne bis hinten erfunden, und in der Tat ist so etwas nicht unmöglich. Es gibt nämlich eine Webseite, auf der man im Namen einer anderen Person SMS verschicken kann.
Politiker sollten ihr Privatleben besser abschirmen
Het Belang van Limburg findet, dass es zu viel ungesunde Neugierde der Medien für das Privatleben von Politikern gibt. Nicht selten ist das, was sie privat tun oder lassen, wichtiger geworden als ihre berufliche Leistung. Leider gibt es genügend Politiker, die selbst dazu den Anstoß geben. Inzwischen ist das so schlimm geworden, dass man in Flandern nur noch auf den ersten Minister in Unterhose auf einer Titelseite wartet.
Het Nieuwsblad geht ebenfalls auf dieses Thema ein, und schreibt dazu: Es gibt Grenzen, die auch die Presse nicht überschreiten sollte. Im Fall Leterme ist dies leider geschehen. Ob er nun eine Geliebte hat oder nicht, ändert nichts daran, dass sein Ruf schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde und dass seine Arbeit als Premier für viele auf diese Affäre reduziert wird. Im schlimmsten Fall ist er selbst nicht mehr in der Lage, seine Aufgabe korrekt wahrzunehmen.
Die belgische Nationalität ist mehr als eine Formalität
De Standaard widmet seinen Kommentar dem verschärften Einbürgerungsgesetz, das es deutlich schwerer macht, die belgische Nationalität zu erwerben. Dafür muss man in Zukunft mindestens fünf Jahre in Belgien leben, eine der drei Landessprachen beherrschen und zwei Jahre gearbeitet haben. Mit diesen neuen Auflagen passt Belgien sich der entsprechenden gesetzlichen Situation in zahlreichen europäischen Ländern an. Diese strengere Prozedur soll über die Grenzen hinaus auch klar machen, dass der Erwerb der belgischen Nationalität deutlich mehr ist als eine einfache Formalität.
DG soll nicht vierte Region werden
Aus den politischen Berichten sei die Meldung des Grenz-Echo hervorgehoben, dass der flämische Regierungschef Kris Peters dem Statut einer vierte Region für die deutschsprachige Gemeinschaft eine Abfuhr erteilt. Dazu stehen die Deutschsprachigen viel zu wenig auf dem gleichen Level, wie Flandern, die Wallonie und Brüssel, so zitiert die Zeitung den flämischen Ministerpräsidenten, der sich für die DG eine spezifische Lösung wünscht.
Le Soir sprach mit dem MR-Spitzenpolitiker Gérard Deprez, der schweres Geschütz gegen FDF-Präsident Olivier Maingain auffährt. Mit seiner Absage an die N-VA als künftiger Regierungspartner der Liberalen wolle Maingain die Regierungsbildung zum Scheitern bringen und damit das ganze Land blockieren. Und dahinter sieht Deprez in erster Linie nichts anderes als wahltaktische Überlegungen des FDF-Vorsitzenden.
Gazet van Antwerpen kommentiert die Situation bei der Dexia-Bank, die über vier Milliarden Euro in griechische Staatsanleihen investiert hat und der dadurch möglicherweise neue Probleme bevorstehen. Gewisse ihrer Kunden machen sich jedenfalls zunehmend Sorgen. Da das Vertrauen zu diesen wichtigsten Aktiva einer Bank gehört, sollte die Dexia diese Signale der Unruhe besser ernst nehmen. Wenn erst einmal die Panik um sich greift, werden alle Gebote der Vernunft über den Haufen geworfen.
Archivbild: Julien Warnand (belga)