"Panik über die Zukunft des Euro", titelt heute De Morgen.
"Die Griechen bringen Europa ins Wanken" schreibt De Standaard in Blockbuchstaben auf Seite 1. Ähnlich die Schlagzeile von Le Soir: "Das griechische Chaos bedroht ganz Europa".
Die griechische Schuldenkrise droht mehr und mehr außer Kontrolle zu geraten. Innenpolitisch steuert das Land auf eine Staatskrise zu und weil deswegen ein neuer Sanierungsplan auf sich warten lässt, steigt überall die Nervosität. Zwar haben die EU und der Internationale Währungsfonds noch einmal zwölf Milliarden Euro in Aussicht gestellt, um einen unmittelbaren Staatsbankrott zu verhindern. Paradoxerweise hat genau dieses Signal die Unruhe an den Finanzmärkten noch verstärkt, wundert sich De Morgen.
"Ein griechisches Lehmans-Szenario?"
Die Angst vor einem Staatsbankrott nimmt zu, bemerkt auch Le Soir und stellt schon die bange Frage, ob vielleicht bald ein neues, diesmal griechisches "Lehmans-Brothers-Szenario" droht. Der Zusammenbruch der New-Yorker Geschäftsbank hatte ja im September 2008 die Finanzkrise ausgelöst.
Auch diesmal droht wieder eine Kettenreaktion, die eine neue europäische oder gar weltweite Schuldenkrise in Gang setzen kann, meint De Standaard in seinem Kommentar. Ein Horrorszenario mit Banken, die den Bach runter gehen und Staaten, die Milliarden öffentlicher Gelder in die Geldhäuser pumpen müssen. Weil diese Gefahr jeder kennt, setzen sich die Hauptprotagonisten derzeit gegenseitig unter Druck: Es ist ein Wechselspiel zwischen Griechenland, Europa mit seinen Mitgliedsstaaten und den Banken.
All das haben wir Deutschland und Frankreich zu verdanken, klagt Le Soir an. Sarkozy und Merkel haben im Alleingang beschlossen, bei künftigen Krisen auch die Banken in die Pflicht zu nehmen. Diese naive Vorgabe hat an den Finanzmärkten den Druck auf den Kessel noch erhöht. Und dann hat Europa noch zu lange gezögert, bevor man sich im vergangenen Jahr zur Rettung Griechenlands entschloss. Dies nur, weil Frau Merkel vor wichtigen Landtagswahlen stand. Es wird Zeit, dass die EU sich besinnt.
Ähnlich sieht das Het Belang van Limburg. Wieder zögert Europa, weil Deutschland und Frankreich sich nicht einigen können. Berlin und Paris spielen damit mit dem Feuer: Das Vertrauen in den Euro steht auf den Spiel. Jeder sollte jetzt vor Augen haben, wie viel Wohlstand uns Europa in den vergangenen Jahrzehnten beschert hat.
Und die belgischen Banken?
Die belgischen Banken Dexia und KBC blieben indes vor der Unruhe an den Märkten nicht verschont. Beide sind in Griechenland - wie es in der Fachsprache heißt - exponiert, will heißen: KBC und Dexia sind in Besitz von griechischen Staatsobligationen. Im Falle einer Umschuldung können sie also vorläufig, vielleicht sogar definitiv, das Geld abschreiben. Nationalbankchef Luc Coene gibt sich aber in Le Soir gelassen: Das Überleben beider Banken stehe nicht auf dem Spiel.
Die belgischen Banken stehen eigentlich wieder besser da, berichtet heute L'Echo unter Berufung auf eine entsprechende Untersuchung der Nationalbank. Die Basiswerte sind im grünen Bereich - und dass die Aussichten unsicher sind, gilt schließlich für alle.
TEC, ein "Öffentlicher Dienst"?
Einige Zeitungen beleuchten heute die jüngsten Streiks bei der wallonischen Nahverkehrsgesellschaft TEC. Die Schlagzeile von L'Avenir gleicht einer Anklage: "Eine Handvoll Protestler - tausende Leidtragende".
Das Börsenblatt L'Echo meint dazu kommentierend: Die TEC ist nur noch dem Namen nach ein Öffentlicher Dienst. Arbeitsausstände, meist wilde Streiks, gehören offensichtlich zur Betriebskultur. Das hat auch mit der Struktur des Unternehmens zu tun, das ja nach wie vor aus fünf halbwegs autonomen Niederlassungen besteht. Eine Fusion der fünf TEC-Betriebe erscheint aber unrealistisch. Schließlich würden ja dann Dutzende Pöstchen verschwinden.
Frauenquote für Aufsichtsräte
Einige Blätter beschäftigen sich heute mit der Einführung einer Frauenquote für die Aufsichtsräte börsennotierter Unternehmen. Das entsprechende Gesetz wurde am Donnerstag in der Kammer von einer Mitte-Links-Mehrheit verabschiedet. Het Laatste Nieuws und La Libre Belgique finden in diesem Zusammenhang lobende Worte: Frauen sind in leitenden Funktionen erwiesenermaßen unterrepräsentiert. Zwar kann allein ein Gesetz das Problem nicht lösen, man kann nur hoffen, dass es eine gewisse Dynamik in Gang setzt, so La Libre Belgique und Het Laatste Nieuws fast gleichlautend.
Blanc-Bleu-Belge
Einige Zeitungen kommen noch einmal auf die so genannte Adecco-Affäre zurück. Das Zeitarbeitsunternehmen hatte ja in seinen Akten diskret einen Unterschied gemacht zwischen belgischen und ausländisch-stämmigen Kandidaten. Das Kürzel BBB für "Blanc-Bleu-Belge" stand dabei für den "gemeinen, weißen Einheimischen". Am Donnerstag war eine Liste von Unternehmen durchgesickert, die ausdrücklich von dieser Kennzeichnung Gebrauch gemacht haben. Besagte Firmen weisen heute in De Standaard diese Informationen verwundert zurück. Ohnehin wäre es nur die halbe Wahrheit, wenn man allein die Unternehmen an den Pranger stellen würde, kommentieren Het Nieuwsblad und Gazet van Antwerpen. Oft reagieren sie damit nur auf entsprechende Kundenwünsche. Es ist immer einfacher mit dem Finger auf andere zu zeigen, statt sich selbst an die eigene Nase zu fassen.
Archivbild: Jens Buettner (epa)