So macht Le Soir auf mit der Schlagzeile "Der Vatikan und die belgischen Bischöfe werden vor Gericht zitiert". Erhoben wird die Anklage von mehreren belgischen Opfern, die von Geistlichen sexuell missbraucht wurden.
La Dernière Heure und Het Laatste Nieuws kommen zurück auf die Anschläge in IKEA-Geschäften in Gent, Lille und Eindhoven. Von den Tätern fehlt zwar noch jede Spur, doch gehen die Ermittler davon aus, dass in den drei Fällen Erpresser am Werk waren, die das geforderte Geld nicht bekommen haben.
Das Grenz-Echo bringt auf Seite 1 die Schlagzeile "Lambertz wirft Presse Stimmungsmache vor". Der DG-Ministerpräsident sieht sich und die Außenbeziehungen der Deutschsprachigen Gemeinschaft als Opfer einer gezielten Stimmungsmache in der lokalen Presse.
Für und Wider Van Aelsts "Kriegsrhetorik"
Auch die meisten Kommentare sind politisch gefärbt, wobei Le Soir die Bemühungen um die Regierungsneubildung mit dem jüngsten Vorwurf des N-VA-Politikers Van Aelst in Verbindung bringt, die Wallonen fühlten sich Flandern haushoch überlegen und vergewaltigten sogar die flämische Sprache. Für Le Soir heißt dies nichts anderes, als dass die Frankophonen in den Augen der flämischen Nationalisten sich am besten dazu eignen, gehasst zu werden. Dass N-VA-Präsident De Wever Van Aelst nicht zurückgepfiffen hat, sondern ihm beschied, einige grundlegende Wahrheiten gesagt zu haben, ist für die Zeitung ein weiterer Beweis, dass er ein Abkommen mit den Frankophonen überhaupt nicht will. Besser wäre es, er würde den Verhandlungstisch zur Regierungsbildung so bald wie möglich verlassen. Es wäre jedenfalls ein Zeitgewinn.
Het Laatste Nieuws geht mit der N-VA ebenfalls hart ins Gericht, wenn die Zeitung schreibt, verhandeln bedeutet auch, den Gesprächspartner respektieren. Was Van Aelst jedoch produziert, ist reine Kriegsrhetorik. Es ist bedauerlich, dass ein De Wever sich dem anschließt. Wenn er bei diesem Standpunkt bleibt, muss man ihn zu Recht verdächtigen, die Verhandlungen zu boykottieren.
Rattenfänger…
Sogar der sehr flämisch gesinnte Standaard schließt sich dieser Sicht der Dinge an. Hinter einem Rattenfänger wie Van Aelst herzulaufen, ist eine für die N-VA schädliche strategische Dummheit. Flandern braucht Reformen, doch erreicht es diese nicht, indem es die Frankophonen beschimpft. Es ist höchste Zeit, dass im Norden des Landes nicht länger gewetteifert wird, wer der beste Flame ist.
Im Gegensatz dazu gibt Het Belang van Limburg der N-VA recht, wenn diese behauptet, Belgien verdanke sein Bestehen immer noch dem guten Willen der zweisprachigen Flamen. Indessen wollten viele frankophone Politiker immer noch nicht einsehen, dass es nicht normal ist, den zweisprachigen Charakter Brüssels zu verneinen, ja sogar flämische Gemeinden annektieren zu wollen, zugleich aber von den Flamen zu verlangen, dass sie sich in finanzieller Hinsicht solidarisch zeigen.
Will Di Rupo die N-VA ausbooten?
Gazet van Antwerpen unterstellt Regierungsbildner Di Rupo die Absicht, die N-VA ausbooten zu wollen. Seine stille Hoffnung besteht angeblich darin, dass die N-VA freiwillig den Verhandlungstisch verlässt, so dass er dann die flämischen Christlichsozialen und Liberalen überzeugen kann, in eine Regierung ohne die flämischen Nationalisten einzusteigen. Die Folge eines solchen Szenarios wäre eine stark linkslastige Regierung, obwohl 80 Prozent der Flamen sich bei den letzten Wahlen für Mitte-Rechts-Parteien ausgesprochen haben. Das nennt man wohl "Demokratie auf Belgisch", so das zynische Urteil der Zeitung.
De Bruyckere: Mehr Eigenverantwortung der Regionen
La Libre Belgique lässt zur Regierungsbildung den Vorsitzenden der flämischen Arbeitgeber, Luc de Bruyckere, zu Wort kommen. Dieser plädiert für eine gemeinsame Initiative von Politikern und Unternehmern, um die derzeitige Blockade zwischen PS und N-VA zu überwinden. Wichtig ist dabei eine wesentlich größere Eigenständigkeit und finanzielle Eigenverantwortung der Regionen. Seines Erachtens wird es höchste Zeit, dass die Wallonie aufhört, über ihre Verhältnisse zu leben. Allerdings räumt er ein, dass Flandern wohl noch mindestens zehn Jahre zur finanziellen Solidarität mit dem frankophonen Landesteil bereit sein muss.
EHEC: Massenhysterie-Bakterie
Werfen wir abschließend noch einen Blick auf De Morgen, der sich mit der totalen Verwirrung über die tödliche EHEC-Bakterie auseinandersetzt. Sie soll jetzt doch nicht von spanischen Gurken stammen, doch wo sie denn herkommt, weiß zurzeit niemand. Obwohl es in Belgien noch keinen einzigen Krankheitsfall aufgrund der Bakterie gab, wird auch bei uns zurzeit Gemüse weitgehend gemieden, so dass die Produzenten einen wöchentlichen Verlust von 3,5 Millionen Euro beklagen. Das nennt man wohl Massenhysterie, nach dem Motto: Auch wenn es nicht das geringste Risiko gibt, so kann man doch nie vorsichtig genug sein.
Bild: Bruno Fahy (belga)