Viele Zeitungen machen heute mit der rätselhaften Anschlagsserie gegen die schwedische Möbelhauskette IKEA auf. Weitere große Themen sind die allgemeine Gurkenpanik, die von der katholischen Kirche angekündigten Entschädigungen für Missbrauchsopfer, die markigen Aussagen eines N-VA–Mitglieds und die Zerstörung eines Kartoffelfelds.
"Explosionen bei IKEA in Gent, Eindhoven und Lille" titelt heute Gazet van Antwerpen. Het Laatste Nieuws ist auf Seite 1 plastischer: "Wecker explodiert: IKEA geräumt". In der Genter Niederlassung der schwedischen Möbelhauskette IKEA sind gestern zwei Sprengsätze explodiert. Dabei wurden zwei Menschen leicht verletzt. Offenbar handelte es sich um manipulierte Wecker, die per Fernzünder zur Explosion gebracht wurden. Wenig später explodierten auch kleine Bomben in den IKEA-Geschäften von Eindhoven und Lille. Die Hintergründe sind noch völlig unklar.
"Gurkenpanik"
Viele Zeitungen widmen sich auch heute der Angst vor der "Killerbakterie", wie es Le Soir auf seiner Titelseite formuliert. In Deutschland sind schon mindestens 14 Menschen an den Folgen einer EHEC-Infektion gestorben. Ursache der Epidemie könnten ja kontaminierte Gurken aus Spanien sein. Der Gurkenverkauf ist denn auch innerhalb einer Woche um 60 % eingebrochen. Und dies ungeachtet der Tatsache, wie Le Soir hervorhebt, dass in Belgien seit Monaten keine einzige Gurke aus Spanien eingeführt wurde.
Het Nieuwsblad spricht denn auch von einer veritablen Gurkenpanik, die auch in Belgien um sich greift. Die föderale Agrarministerin Sabine Laruelle hat jedenfalls die Einfuhr von Gurken aus Spanien untersagt.
Schadenersatz für sexuellen Missbrauch in der Kirche
La Libre Belgique widmet seine Titelgeschichte heute der Entscheidung der katholischen Kirche, den Opfern von sexuellen Übergriffen durch Kirchenangehörige gegebenenfalls eine Entschädigung zukommen zu lassen. Die Bischöfe reagieren damit auf die Arbeit des Sonderausschusses der Kammer, der sich dem Thema gewidmet und auch eine Reihe von Empfehlungen ausgesprochen hatte. Kommentierend meint La Libre dazu: Dass die Reaktion der Kirche vergleichsweise lang auf sich warten ließ, hatte nichts mit internen Meinungsverschiedenheiten zu tun. Vielmehr wollte die Kirche keine halbgare Entscheidung treffen. Was jetzt beschlossen wurde, ist wohldurchdacht. Jetzt kann man nur hoffen, dass die Kirche einen ehrenhaften Schlussstrich unter dieses dunkle Kapitel ziehen kann.
Ähnlich sieht das Het Nieuwsblad: Eine unabhängige Schiedsinstanz soll die verjährten Fälle von sexuellem Missbrauch in der Kirche unter die Lupe nehmen und gegebenenfalls den Opfern Schadensersatz zusprechen. Dass man die verjährten Fälle nicht ausklammert, ist ganz wichtig. Niemand erwartet astronomische Schadensersatzzahlungen. Es darf aber am Ende auch nicht auf Almosen hinauslaufen. In jedem Fall ist die Entscheidung der Kirche ein Schritt in die richtige Richtung.
Deutsche Energiewende nicht ohne Folgen für Nachbarn
Viele Zeitungen beschäftigen sich heute auch mit der deutschen Entscheidung, bis 2022 endgültig aus der Atomenergie auszusteigen. "Deutsche Energiewende setzt Europa unter Strom", fasst es De Morgen mit seiner Schlagzeile zusammen. Eine solche Entscheidung sollte aber besser auf europäischer Ebene getroffen werden, zitiert das Blatt eine Sprecherin von ELIA, dem Betreiber des belgischen Hochspannungsnetzes. Deutschland sei in Europa schließlich nicht alleine.
De Standaard fügt hinzu: Schon die Abschaltung der sieben ältesten Reaktoren in Deutschland hatte einen Anstieg der Strompreise in Europa um 10 bis 15 Prozent zur Folge. In den nächsten zehn Jahren, so glaubt das Börsenblatt L'Echo, könnten die Preise zumindest in Deutschland um 20 bis 30 Prozent steigen.
Kommentierend bemerkt De Standaard dazu: Deutschland trifft Entscheidungen ohne Rücksicht auf Verluste. Der deutsche Atomausstieg bleibt mit Sicherheit nicht ohne Folgen für die Nachbarn. Europa wurde einfach ausgeblendet. Das ist eine Rückkehr zu einer rein nationalen Politik. Allerdings muss man auch zugeben: Zumindest Belgien wird auf Dauer auch die Zeche bezahlen für eine Energiepolitik, die den Namen nicht verdient und die geprägt ist von Nicht-Entscheidungen.
Auch L'Echo kritisiert die belgische Energiepolitik. Wenn Deutschland den Atomausstiege verkündet, dann wird die Energiewende auch pragmatisch vorbereitet. In Belgien beschließt man zwar auch den Ausstieg aus der Kernenergie, belässt es aber dann bei der Ankündigung. Eine Folge ist auch, dass am Ende kein Stromproduzen mehr in Belgien investieren will, weil man nicht weiß, welchen Weg das Land gehen will.
"Ökofundamentalismus vs. Wissenschaftliche Forschung"
In Flandern sorgt eine Aktion von Umweltaktivisten weiter für Diskussionsstoff. In Wetteren hatten am Sonntag Mitglieder der Organisation Field Liberation Movement ein Feld mit genetisch veränderten Kartoffeln verwüstet. Dabei kam es auch zu gewalttätigen Übergriffen. Eine Debatte über genmanipulierte Pflanzen ist mit Sicherheit nötig, notiert dazu De Morgen. Gewaltsamer Vandalismus gegen ein Wissenschaftsprojekt hingegen ist unannehmbar. Das Bild, das hier vermittelt wird, entspricht dem Klischee: "Ökofundamentalismus vs. wissenschaftliche Forschung".
Das Massenblatt Het Laatste Nieuws geht noch einen Schritt weiter: Hier wollen mittelalterliche Obskurantisten und Fundamentalisten verhindern, dass effiziente Methoden zur Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten erforscht werden. Damit bedrohen sie die Zukunft von Flandern, das sich ja gerade als Wissenschaftsstandort profilieren will.
Was ist "Flanderns Seele"?
Viele Zeitungen schließlich beschäftigen sich mit den markigen Aussagen des N-VA-Neumitglieds Vic Van Aelst. Der hatte unter anderem erklärt, Leute wie Joëlle Milquet oder Elio Di Rupo vergewaltigten die flämische Sprache. Der wallonische Ministerpräsident Rudy Demotte hatte, auch vor dem Hintergrund anderer Aussagen diese Kalibers, eine Entschuldigung verlangt.
Gazet van Antwerpen meint dazu kommentierend: Van Aest legt den Finger in die Wunde, er spricht dem gemeinen Flamen aus der Seele. Würde er Unsinn erzählen, dann wären die wallonischen Reaktionen nicht so scharf.
De Morgen sieht das anders: Van Aelst ist der klassische Populist. Dass Bart De Wever Van Aelst nicht zurückpfeift, spricht Bände ...
Archivbild: belga