Die Berufung von Elio di Rupo zum Regierungsbildner, das Fußballspitzenspiel Standard Lüttich gegen Genk um den Meistertitel sowie die Inhaftierung des IWF-Chefs Dominique Strauss-Kahn sorgen heute für Aufmacher- und Kommentarthemen in der belgischen Inlandspresse.
PS-Parteichef Elio di Rupo soll also als Regierungsbildner eine Koalition schmieden. Für De Morgen kommt das einer "Mission Impossible" gleich. Viel Optimismus würde die Entscheidung des Königs - 338 Tage nach den Wahlen vom letzten Jahr - nämlich nicht auslösen. Vor allem die N-VA, so schreibt De Morgen, sei äußerst skeptisch. Der Leitartikler ist der Überzeugung, dass die Chancen di Rupos, eine Regierung auf die Beine zu stellen, in den letzten Monaten eher abgenommen haben. Man habe wohl erneut Wochen des Verhandelns vor sich, ohne dass dabei Konkretes heraus kommen würde.
Di Rupo bekommt freie Hand um eine Regierung zu bilden, schreibt Het Nieuwsblad - doch auch hier Skepsis. Auch diese Zeitung verweist darauf, dass N-VA und PS in den letzten Wochen erneut unterschiedlicher Meinungen waren. Der Leitartikler in Het Nieuwsblad glaubt, dass es schwierig ist, nicht zynisch auf die neue Entwicklung und die Berufung di Rupos zum Regierungsbildner zu reagieren. "Ist dies die letzte Chance?", fragt sich der Leitartikler und stellt fest, dass Elio di Rupo wohl doch wieder Premier werden wolle und dass mit dem PS-Parteichef jemand in den Ring steige, der in der Lage sein müsste Einigungen zu forcieren und Abkommen herbeizuführen. Damit endeten aber auch die guten Nachrichten, denn die Kluft zwischen PS und N-VA bleibe groß.
Neue Regierung noch nicht in Sicht - gewaltige Herausforderung
Für Het Belang van Limburg erging der Auftrag zur Regierungsbildung an di Rupo schneller als erwartet. Der Leitartikler meint hierzu, dass wir erstmals seit den Wahlen im letzten Jahr jetzt zwar einen Regierungsbildner haben, damit eine neue Regierung aber noch nicht in Sicht sei. Auch inhaltlich sei man hiervon noch weit entfernt. Di Rupo habe, so der Leitartikler in Het Belang van Limburg, der Vorlage von Johan Vande Lanotte eine Absage erteilt und die Vorschläge von Bart de Wever abgelehnt. Damit sei die Chance groß, dass die N-VA den Vorschlag Elio di Rupos zur Regierungsbildung ihrerseits ablehnt.
Der Leitartikler in De Standaard empfindet es als bedeuteutungsschwanger, dass Elio di Rupo den Auftrag des Königs angenommen hat, nachdem er als Präformateur im September gescheitert war. Seither habe man an seinem Engagement gezweifelt. Sich jetzt vom König zum Regierungsbildner berufen zu lassen zeuge von Mut, dennoch bedeute diese Berufung noch nicht, dass wir in den nächsten zehn Wochen eine neue Föderalregierung haben. Es bestehe die Gefahr, dass man über den Sommer kommen wolle. Dennoch müsse man di Rupo viel Glück wünschen, denn er stehe vor einer gewaltigen Herausforderung.
Wer sitzt in der nächsten Regierung?
"Wer darf in die Regierung von di Rupo?", fragt sich Gazet van Antwerpen. Werden es sieben oder neun Partner? Der Leitartikler bemerkt derweil, dass die meisten Parteien gestern Abend überrascht auf die schnelle Berufung di Rupos reagiert hätten, dennoch müsse man vorsichtig sein. Die Berufung eines Regierungsbildners bedeute noch nicht, dass wir morgen eine Koalition haben. Auch Gazet van Antwerpen bleibt also skeptisch.
Zweifel an den Erfolgsaussichten di Rupos hat auch Le Soir. Für die Leitartiklerin ist die Berufung des PS-Parteichefs zwar ein wichtiger Schritt vorwärts, dennoch rufe die Entscheidung auch Skepsis hervor: Die Hindernisse, die letztes Jahr bestanden, seien nicht ausgeräumt. Die Kluft zwischen N-VA und PS in der Asyl-, Justiz-, oder Rentenpolitik blieben, genauso wie unterschiedliche Auffassungen im sozialwirtschaftlichen Bereich.
"Eine harte Nuss, die es zu knacken gilt": La Libre Belgique widmet zwar der Berufung von Elio di Rupo zum Regierungsbildner nicht den Leitartikel, meint aber ebenfalls, dass der PS-Parteichef sich wohl mit seinem neuen Auftrag in einem Minenfeld bewegt.
Standard-Genk: Wer wird Fußballmeister?
La Dernière Heure, L'Avenir und auch flämische Blätter wie Het Belang van Limburg haben das Fußballduell zwischen Genk und Standard Lüttich auf der Titelseite. Am Ende dieser Begegnung, so schreibt L'Avenir, steht der belgische Fußballmeister fest. Standard Lüttich hat 90 Minuten, um den Meistertitel einzufahren.
Die Buchmacher würden der Mannschaft aus Genk allerdings zu 59,2% einen Sieg über Standard und damit den Gewinn des Meistertitels vorhersagen. Es werde jedenfalls das Spiel des Jahres, meint Het Belang van Limburg. Das Grenz-Echo schreibt hierzu, dass ganz Lüttich mit Standard auf den Meistertitel in Genk hoffe.
IWF-Chef bleibt in Haft
Das Wirtschaftsblatt L'Echo schließlich macht mit der Verhaftung des Direktors des Internationalen Währungsfonds auf und titelt "DSK bleibt im Gefängnis". Sein Antrag auf Freilassung gegen Zahlung einer Kaution war von einer Richterin gestern abgelehnt worden. Dominique Strauss-Kahn bleibe deshalb in Haft.
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