Hintergrund dieser Affäre ist der Versuch von Strauss-Kahn, am vergangenen Wochenende in der Nobelsuite seines New Yorker Hotels ein Zimmermädchen zu vergewaltigen. Nur wenige Minuten vor seinem Rückflug nach Paris wurde er von der New Yorker Polizei aus dem Flugzeug geholt und muss heute vor dem Richter erscheinen. Alle Zeitungen sind sich darüber einig, dass Dominique Strauss-Kahn nach dieser Affäre keine Chance mehr hat, als Kandidat der Sozialisten im kommenden Jahr bei den französischen Präsidentschaftswahlen anzutreten.
Sexskandal: Aus für Strauss-Kahns Präsidentschaftspläne
La Libre Belgique glaubt, dass diese Affäre auch den Internationalen Währungsfonds, an dessen Spitze Strauss-Kahn bisher stand, in Schwierigkeiten bringen kann. Kommentierend heißt es weiter, ein Mann, der nicht in der Lage ist, sich selbst zu kontrollieren, dem kann man nicht trauen. Mit seiner sexuellen Nötigung hat er sich sowohl für die Spitze des Internationalen Währungsfonds als auch für das Amt des französischen Staatspräsidenten definitiv disqualifiziert. Für die französische Linke ist dies vielleicht noch ein Segen, denn der luxuriöse Lebensstil und das arrogante Auftreten von Strauss-Kahn hätten ihm trotz seiner fachlichen Fähigkeiten im Kampf um die französische Präsidentschaft wohl nur wenig Chancen gegeben.
Kaviar-Sozialist - Gerechtigkeit auch für Zimmermädchen
Le Soir beschreibt Strauss-Kahn als Kaviar-Sozialisten mit Porsche und Maßanzügen ab 7000 Dollar aufwärts. Durch seinen Fehltritt in New York riskiert er über 20 Jahre Gefängnis, womit einmal mehr bewiesen wäre, dass kleine Anlässe manchmal für große Probleme sorgen können.
La Dernière Heure meint zum gleichen Thema: Für Strauss-Kahn ist beim Wettlauf um das französische Präsidentenamt der Vorhang bereits gefallen, noch bevor er auf die Bühne kommen konnte.
Dieser Ansicht schließt sich De Morgen an und schreibt dazu unter anderem: Zu Fall gebracht haben ihn nicht die Medien, sondern eine einfache Frau, die fand, dass er ihr gegenüber entschieden zu weit ging. Die Klage eines einfachen Zimmermädchens führte dazu, dass die New Yorker Polizei einen internationalen Machthaber aus der 1. Klasse des Linienflugs New York-Paris holte, wenige Minuten, bevor die Maschine starten sollte. Dies ist nach Ansicht der Zeitung trotz allem ein Beweis, dass es in dieser Welt manchmal auch noch gerecht zugehen kann.
De Standaard führt seinerseits aus: Sollte sich der Verdacht gegen Strauss-Kahn bestätigen, dann gibt es für ihn keine Entschuldigung, dann hat er sich ganz einfach schändlich und kriminell verhalten. Damit hat er sich selbst seinen politischen Feinden ausgeliefert. In Schutt und Asche verlässt er die Weltbühne, genau zu dem Zeitpunkt, als ihm mit der Aussicht auf die französische Präsidentschaft der Höhepunkt seiner Karriere bevorstand.
Amnestie für Kollaborateure: Schlussstrich - oder nicht?
Kommen wir ins eigene Land mit der jüngsten wallonisch-flämischen Verstimmung über einen flämischen Gesetzesvorschlag, der demnächst im Parlament debattiert werden soll. Es geht um die so genannte Amnestie für Kollaborateure, also eine Art Generalabsolution für jene, die im Zweiten Weltkrieg hierzulande mit dem Hitler-Regime zusammengearbeitet haben. Für die frankophone Seite ist es ein Skandal, so etwas überhaupt in Betracht zu ziehen.
Het Laatste Nieuws ist da anderer Ansicht, wenn es schreibt, 66 Jahre nach dem Krieg sollten demokratische Parteien dieser Diskussion nicht aus dem Weg gehen, sondern klar und deutlich Stellung beziehen. Die frankophonen Politiker täten gut daran, einzusehen, dass eine fundierte Aussprache des Parlaments die beste Möglichkeit ist, endlich einen Schlussstrich unter dieses leidige Thema zu ziehen.
Schutz für Pflegekinder verstärken
Het Nieuwsblad befasst sich mit einem Fall von Kindesmisshandlung in einer Pflegefamilie in Duffel bei Antwerpen, bei dem der Leidensweg des betroffenen Kindes zehn Jahre dauerte. Dazu heißt es kommentierend, Kinder, die in Pflegefamilien aufgenommen werden, haben, so jung sie auch sein mögen, bereits eine Vergangenheit. Eine Vergangenheit aus Leid, Gewalt, Verwahrlosung oder Misshandlung. In der Pflegefamilie muss ihnen unter allen Umständen absolute Sicherheit garantiert werden. Sobald etwas schiefläuft, hat unsere Gesellschaft die dringende Pflicht, unverzüglich sämtliche Alarmsignale zu betätigen.
Ähnlich äußert sich auch Gazet van Antwerpen mit der Aufforderung, die Auswahl der Pflegefamilien und ihre anschließende Kontrolle müssen künftig noch sorgfältiger erfolgen. Was in Duffel passiert ist, sollte in Zukunft nicht mehr möglich sein.
Archivbild: Horacio Villalobos (epa)