Traumhochzeit
"Märchenhochzeit", "Kate schon jetzt Königin", "Viel Glück, Kate und William", "Die fast perfekte Hochzeit", dies sind nur einige der Titel, mit denen die belgische Inlandspresse die Eheschließung von Prinz William und Kate Middleton kommentieren und dokumentieren.
Der Tag, so schreibt Het Laatste Nieuws, sei für das Brautpaar nach Plan verlaufen und ihre Hochzeit sei von gut zwei Milliarden Fernsehzuschauern verfolgt worden. Was haben die Briten doch, fragt sich der Leitartikler in Belgiens auflagenstärkster Zeitung, dass sie es schaffen, mit einer Hochzeit, wie der von gestern, die Welt zu faszinieren? Man müsse wohl vermuten, dass die meisten Menschen nach mehr Romantik und weniger Tragik im Leben verlangen.
Tabula Rasa
Trotz der Traumhochzeit gestern lassen sich viele Blätter heute wieder von der Realität einholen und die ist auch politischer Natur. In De Morgen plädiert SP.A-Spitzenpolitiker Freddy Willockx für ein generelles Saubermachen in den Reihen der flämischen Sozialisten. Wenn Parteichefin Gennet im Herbst tatsächlich von der Parteispitze abtrete, müssten auch die flämischen Regionalminister und die Fraktionschefs den Hut nehmen. Dann sei es Zeit, Tabula Rasa zu machen, damit der neue SP.A-Parteichef Personen seiner Wahl an Schaltstellen positionieren kann.
Im Leitartikel geht De Morgen heute auf die Verhandlungen zur Staatsreform ein. Wouter Beke arbeite weiter, woran sei undeutlich. Denn genau wie in den letzten Tagen, Wochen und Monaten sei keine Spur von einer Annäherung der so unterschiedlichen Positionen erkennbar. Alles sei weiterhin blockiert. So mache man weiter, weil man nicht wisse, wie eine mögliche Alternative aussehen könnte.
Rückt Regierungsbildung näher?
De Standaard ist anderer Meinung. Dieses Blatt glaubt, leichte Fortschritte feststellen zu können. Wouter Beke schreibe am Abschlussbericht seiner Verhandlungsmission und erhöhe zusammen mit Bart de Wever den Druck auf PS-Parteichef Elio Di Rupo. Der, so schreibt De Standaard, stehe zur Verfügung, um nach dem Ende der Beke-Mission weiter zu machen. In den nächsten Tagen werde besprochen, ob Di Rupo oder de Wever oder die beiden zusammen das Heft in die Hand nehmen. Die N-VA scheide also noch nicht aus den Verhandlungen aus und wolle einer Einigung zur Staatsreform noch eine Chance geben, meint De Standaard.
Für Wouter Beke, so der Leitartikler in Het Belang van Limburg, sei die letzte Runde eingeläutet worden, die mit der Übergabe eines Abschlussberichts an König Albert in ein oder höchstens zwei Wochen enden dürfte. Dann könne ein Regierungsbildner angestellt werden, und das, so glaubt auch der Leitartikler der limburgischen Tageszeitung, könnte nur Elio Di Rupo und/oder Bart de Wever sein. Das Logischste sei, dass Elio Di Rupo Regierungsbildner würde, auch wenn der jetzt zögere - würde er doch eine Koalition mit N-VA, CD&V und Open-VLD auf flämischer Seite schmieden müssen. Parteien also aus dem rechten Lager.
Wenn wider Erwarten Elio Di Rupo nicht zum Regierungsbildner avancieren will, man Bart de Wever nicht lässt, dann wären Neuwahlen im Herbst möglich.
Auch der Leitartikler in Gazet van Antwerpen fragt sich, wer nach Ende der Beke-Mission in den Ring geschickt wird. In der Antwerpener Zeitung lautet ebenfalls das Szenario: Elio Di Rupo und/oder Bart de Wever. Wobei der Leitartikler hier Bart de Wever als alleinigen Regierungsbildner nicht sieht. Wichtig sei, dass die Front der flämischen Parteien stehe und halte. Solange für die Französischsprachigen auch nur ein Funke der Hoffnung auf eine Regierung ohne die N-VA bestehe, würden sie keine Konzessionen machen.
Gemeinsame Front
Zu einer gemeinsamen Front aber - dann der französischsprachigen Parteien - ruft heute der liberale Spitzenpolitiker und FDF-Parteichef Olivier Maingain in La Libre Belgique auf. Die Französischsprachigen müssten die Ränge schließen, um den politischen Plänen der Flamen, Plänen, die eine Bedrohung darstellten, begegnen zu können.
Erwerbslosigkeit
Het Nieuwsblad macht mit einem ganz anderen Thema auf. Jedes fünfte Kind in der Wallonie wachse in einer Familie auf, in der niemand erwerbstätig sei, schreibt diese Zeitung. Es seien gut 770.000 Erwachsene und 272.000 Kinder im Land, die in Familien lebten, in denen niemand einer bezahlten Tätigkeit nachgehe. Dies, so meint Het Nieuwsblad, sei noch immer eine Folge der massiven Arbeitsplatzverluste beim Ende der Schwerindustrie.
Burka-Verbot
Le Soir macht mit dem diese Woche in der Abgeordnetenkammer verabschiedeten Burka-Verbot auf und lässt hierzu den Direktor des Zentrums für Chancengleichheit zu Wort kommen.
Ebenfalls in Le Soir heute die Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. und die Ankündigung, dass die Telecom-Dienstleister Voo und Telenet sich um eine Lizenz im Mobilfunkbereich bewerben.
Hohes Wirtschaftswachstum
Das Wirtschaftsblatt L'Echo schließlich macht mit dem belgischen Wirtschaftswachstum auf, und schreibt, dass dieses Wachstum derzeit so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr ist. Das Anwachsen des Brutto-Inlandsproduktes habe sich deutlich beschleunigt, meint L'Echo.
Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)