"Jetzt will De Wever die Initiative ergreifen" mit dieser Balkenüberschrift macht Le Soir heute auf und schreibt, dass die flämischen Nationalisten der N-VA wegen ausbleibender Fortschritte bei den Verhandlungen das Heft selber in die Hand nehmen wollen, was von den französischsprachigen Parteien als eine mögliche Falle erkannt wird, in die man nicht hineintappen will.
Ohne es laut auszusprechen, erteilen die Französischsprachigen diesem Vorstoß der N-VA eine klare Absage. Bedeutet dies eine neue Krise, fragt sich Le Soir und meint, dass vorerst Wouter Beke noch am Zuge sei. Er verhandle heute erneut mit Elio Di Rupo und Bart De Wever. Freitag wolle er dem König das Resultat seiner Arbeit vorlegen. Dann sei erneut das Staatsoberhaupt am Zuge.
Jamais - will die N-VA den Verhandlungstisch verlassen
Ebenfalls in Le Soir heute ein ausführliches Interview mit dem scheidenden Premierminister Yves Leterme der seinerseits den Druck auf die N-VA erhöht.
Doch die flämischen Nationalisten, so schreibt Het Laatste Nieuws, würden wohl nie aus eigener Initiative aus den noch laufenden Verhandlungen aussteigen. N-VA Spitzenpolitiker Siegfried Bracke habe auf entsprechende Andeutungen von Journalisten im RTBF-Fernsehen nur eine Antwort gehabt: jamais, nie. Und das, obwohl, so meint auch Belgiens auflagenstärkste Zeitung, die Partei von allen Seiten kritisiert werde.
Di Rupo will N-VA in neuer Koalition
La Libre Belgique hat PS-Parteichef Elio Di Rupo auf der Titelseite, mit dem das Blatt ein ausführliches Interview führte, das heute veröffentlicht wird. Darin räumt Di Rupo ein, dass die französischsprachigen Parteien 2007 einen Fehler begangen haben, indem sie damals in Sachen Staatsreform für den Status Quo plädierten und keine eigenen Forderungen stellten. Gleichzeitig appelliert der PS-Parteichef an die Flamen, sich jetzt nicht in die Position desjenigen zu begeben, der mit keinem Ergebnis zufrieden ist. Auf die Frage, ob die N-VA bei der Regierungsbildung unumgänglich ist, erklärt Di Rupo in La Libre Belgique, dass man alles daran setzen müsse, um eine Einbindung der Partei um Bart De Wever in die nächste Koalition möglich zu machen.
(Mal wieder) Zeit für Entscheidungen
Auch Het Nieuwsblad greift die innenpolitische Situation im Leitartikel auf und meint, dass nun endlich etwas geschehen müsse. Eine Reihe von Stichtagen stünden an. Der im Auftrag des Königs verhandelnde Wouter Beke wollte seine Mission zu Ostern, also jetzt, abrunden. Sollte er am Freitag das Staatsoberhaupt um Entbindung von seinem Auftrag bitten, habe er vermutlich wenig erreicht. Die Hauptdarsteller Elio Di Rupo und Bart De Wever säßen zwar wieder am Verhandlungstisch und machten hier und da Fortschritte, doch ein Abkommen zur Staatsreform sei noch nicht reif. Die N-VA hatte deutlich gemacht, dass Ende April Deutlichkeit darüber herrschen müsse, ob es noch Sinn macht, weiter zu verhandeln. Logische Folge wäre derzeit, dass die N-VA die Verhandlungen verlässt - doch dazu scheint die Partei keine Lust zu haben. Wie dem auch sei, meint der Leitartikler in Het Nieuwsblad, es werde Zeit für Entscheidungen.
Wer wird neuer SP.A - Chef?
Die Entscheidung, Platz für jemand anderen an der Parteispitze der SP.A zu machen, hat die Vorsitzende der flämischen Sozialisten, Carole Gennez, nach Angaben von De Morgen indes getroffen. Eine entsprechende offizielle Mitteilung sei wohl noch vor dem Sommer zu erwarten, meint das Blatt. Wer neuer SP.A-Parteichef werde, sei noch unklar, Chancen habe Bruno Tobback.
Diskussion um Nuklearabgabe
Das Wirtschaftsblatt L'Echo hat die Diskussion um die Nuklearabgabe auf der Titelseite und berichtet über die scharfe Kritik der Regulierungsbehörde CREG an Berechnungen der belgischen Notenbank zu den Profiten der Atomwirtschaft. Die würden nach Angaben der Notenbank jährlich zwischen 809 und 950 Millionen Euro liegen. Dies wäre gut die Hälfte dessen, was die Regulierungsbehörde für den Energiemarkt ermittelt hatte. Die scheidende Regierung will die Profite aus dem Atomstrom als Berechnungsgrundlage für ihre Nuklearabgabe heranziehen, die sie der Atomwirtschaft hierzulande erneut auferlegen will.
Innenministerin gegen Freibadhooligans
De Standaard titelt heute zu Plänen der scheidenden Innenministerin Turtelboom, die Unruhestifter in Freizeitparks oder Freibädern am liebsten wie Fußball-Hooligans behandeln würde. Im Leitartikel heißt es hierzu, dass Fußball-Hooligans in hiesigen Stadien wegen eines repressiven Auftretens der Sicherheitskräfte größtenteils verschwunden sind. Ein gleiches Vorgehen in öffentlichen Räumen, wie es Freibäder sind, sei wohl ebenfalls nötig, so der Leitartikler.
Flammenhölle im Venn
Ein anderes Thema in vielen Blättern heute ist der Großbrand im Hohen Venn. Das Grenz-Echo titelt hierzu: "Feuersbrunst verwüstet ein Fünftel des Venns". Beim größten Feuer in dem Naturschutzgebiet seit 60 Jahren seien rund 1.000 der insgesamt 4.600 Hektar verbrannt.
Es sei "die Hölle" gewesen, meint L'Avenir und schreibt, dass gestern 150 Feuerwehrleute gegen die Flammen kämpften.
Het Belang van Limburg schreibt auf der Titelseite, dass die meisten Brandherde gestern Abend zwar unter Kontrolle waren, aber vermutlich noch tagelang nachgelöscht werden müsse.
Auch Gazet van Antwerpen macht mit dem Venn-Brand auf und glaubt zu wissen, dass Brandstiftung als Ursache des Feuers nicht ausgeschlossen werde.
Archivbild: Nicolas Maeterlinck (belga)