sind heute einige der Aufmacher- und Kommentarthemen der belgischen Inlandspresse.
Auf den Tag genau ein Jahr ist es her, dass König Albert das Rücktrittsgesuch von Premier Yves Leterme annahm. Seither steckt das Land in der politischen Krise.
"Wann kommt der Elektroschock?" fragt sich heute das Wirtschaftsblatt L'Echo. Denn trotz weitreichender Entscheidungen der scheidenden Regierung hänge weiterhin ein Urteil der Ratingagentur Standard & Poors zu Belgiens Kreditwürdigkeit wie ein Damoklesschwert über dem Land, so L'Echo.
Vor einem Jahr: Regierungsrücktritt ...
Auch Het Laatste Nieuws geht im Leitartikel auf die zwölf Monate ein, die seit dem Tag vergangen sind, an dem das Staatsoberhaupt den Rücktritt der Regierung Leterme akzeptierte. Nur im Ausland stelle man sich hierzu Fragen, hierzulande habe man sich damit schon lange abgefunden. Während im französischsprachigen Landesteil eine kaum verständliche Ruhe herrsche, müsse man im Kontrast hierzu in Flandern eine offenkundige Nervosität der Parteien feststellen. "Wird Bart De Wever diese Woche sein Drohung wahrmachen und aus den Verhandlungen aussteigen?" fragt sich der Leitartikler und beantwortet diese gleich mit "Nein". Nie würde der N-VA-Parteichef es der CD&V so leicht machen, sich der N-VA zu entledigen. Deshalb werde Wouter Beke seinen königlichen Auftrag wohl fortsetzen.
... "trotzdem läuft es gut"
Die 365 Tage seit dem Rücktritt der Regierung Leterme sind auch Thema des Leitartikels in Het Belang van Limburg. Die Frage nach der Notwendigkeit einer Föderalregierung werde wegen der Feststellung, dass im Grunde doch alles laufe, häufig gestellt. Und dass es gut laufe, sei nicht gelogen, denn Belgien sei noch immer ein zivilisiertes Land, die Regionalregierungen seien handlungsfähig, die scheidende Regierung nehme ihre Aufgabe ernst und tue selbst mehr als sie im Grunde dürfe, und viertens gehe es der Wirtschaft gut. Es würden Arbeitsplätze geschaffen, was den Druck auf die Staatsfinanzen mindere. Das alles führe aber dazu, so der Leitartikler, dass die Dringlichkeit einer neuen Regierung bei den entsprechenden Verhandlungen nicht mehr spürbar ist. Der vom König berufene Verhandlungsführer Wouter Beke nehme seine Gespräche mit Di Rupo und De Wever wieder auf, doch müsse klar sein, dass, wenn er scheitere, es Zeit sei, eine andere Formel auszuprobieren.
Zieht N-VA sich aus den Verhandlungen zurück?
Auch der Leitartikler in Gazet van Antwerpen meint kommentierend, dass schon wieder eine Woche der Wahrheit anbreche. Wouter Beke habe in den letzten Tagen eine Verhandlungspause eingelegt. Völlig windstill sei es dennoch nicht gewesen. Man habe weiterhin versucht, den Schwarzen Peter dem jeweils andere zuzuschieben. "Wird es Beke deshalb gelingen, ein Klima zu schaffen, in dem PS und N-VA auf etwa die gleiche Wellenlänge kommen?" fragt sich der Leitartikler und meint, dass die Vorzeichen hierfür ungünstig stünden. Dennoch könnte diese Woche entscheidend werden: Ziehe sich die N-VA aus den Verhandlungen zurück, stünde man vor einer völlig neue Situation, heißt es in Gazet van Antwerpen.
Van Rompuy: Keine Panik - aber Belgien hat Regierung nötig
De Standaard hat den ständigen EU-Ratsvorsitzenden Herman Van Rompuy auf der Titelseite. Um die Forderungen Europas erfüllen zu können, habe Belgien eine vollwertige und handlungsfähige Regierung nötig, zitiert De Standaard Van Rompuy. Die innenpolitische Krise sei erbärmlich. Dennoch mache er sich um die belgische Wirtschaft keine Sorgen. Das Land registriere im europäischen Vergleich einen der geringsten Zuwächse bei der Arbeitslosigkeit, so Van Rompuy in De Standaard.
Erzbischof Léonard nicht deutlich genug
La Libre Belgique hat heute, neben dem Verweis auf ein Jahr ohne Regierung in Belgien und dem 25. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, auch die Reaktion von Erzbischof Léonard auf die jüngsten Skandale in der katholischen Kirche auf der Titelseite. Für La Libre ist es Léonard am vergangenen Wochenende nicht gelungen, die österliche Freude in die katholische Kirchenfamilie zu tragen. Alle, die erwartet hätten, dass der Erzbischof zu Ostern ein klares Signal nach dem Pädophiliedrama in der Kirche gegeben hätte, seien enttäuscht worden, meint der Leitartikler in La Libre Belgique.
Dennoch müsse man einräumen, so der Kommentator in Het Nieuwsblad, dass der Erzbischof am Osterwochende erklärt habe, dass die Kirche vor den Sommerferien eine Entscheidung zu möglichen finanziellen Entschädigungen von Missbrauchsopfern fällen werde.
De Morgen hat heute die blutige Niederschlagung des Aufstands in Syrien auf der Titelseite und berichtet, dass dort mit Panzern der Bürgeraufstand überrollt werden soll, deshalb das Land aber mit internationalen Sanktionen rechnen müsse.
Während Le Soir heute auf der Titelseite über die rekordverdächtigen Temperaturen berichtet, die Belgien derzeit zur wärmsten Region Europas machen, haben L'Avenir und La Dernière Heure, genau wie einige andere Blätter, den neuen Star des belgische Radsports, auf der Titelseite: Philippe Gilbert habe nach vier Siegen in Folge jetzt einen Traum, schreibt L'Avenir: Während der nächsten Tour de France wolle er das Gelbe Trikot des Spitzenreiters tragen.
Archivbild: belga