"Nervenstark in Abu Dhabi: Lando Norris rast zu seinem ersten WM-Titel", so das GrenzEcho auf Seite eins. "Lando Norris entthront Max Verstappen – dann doch nicht zu lieb für die Formel 1", liest man bei De Standaard. "Ein Schock-Norris", lautet die Überschrift bei Le Soir. "Lando Norris ist Weltmeister der Formel 1… und fällt seiner flämischen Mama in die Arme", jubelt Het Laatste Nieuws. "Ein halb-belgischer Formel 1-Weltmeister", unterstreichen auch Het Nieuwsblad und La Dernière Heure. "Die belgischen Wurzeln von Formel 1-Champion Lando Norris", greift das auch Gazet van Antwerpen auf.
Die Leitartikel befassen sich allerdings mit deutlich weniger erfreulichen Themen – Le Soir etwa mit der kürzlich veröffentlichten neuen Sicherheitsstrategie der Trump-Administration Europa gegenüber: Das demokratische Europa und die Europäische Union sind für die Amerikaner keine Verbündeten mehr. Wer noch irgendwelche Zweifel daran hatte, hat es nun schwarz auf weiß. Oder wie Tesla- und X-Chef Elon Musk es formulierte: Die Europäische Union muss abgeschafft werden. Der russische Ex-Präsident und jetzige Vize-Präsident Dmitri Medwedew pflichtete dem eifrig und öffentlich bei. Die existenzielle Bedrohung durch die über Budapest laufende Achse Washington-Moskau ist kein Zukunftsszenario mehr, sie ist real. Aber statt sich diesen gigantischen Herausforderungen zu stellen, schlagen der Europäische Rat und die Europäische Kommission lieber auf Premierminister Bart De Wever und Belgien ein. Wenn die Union es nicht mal schafft, eine Einigung in puncto Euroclear und Hilfe für die Ukraine zu finden, was soll sie dann gegen die Pläne von Trump, Putin und ihren Komplizen tun, Europa zu übernehmen?, fragt resigniert Le Soir.
Putin kann sich die Hände reiben
De Morgen kommentiert in diesem Zusammenhang die Hetzkampagne internationaler und europäischer Medien gegen Belgien und De Wever: Plötzlich wird De Wever auf eine Stufe gestellt mit Viktor Orbán, es wird suggeriert, dass der belgische Premier die immobilisierten russischen Milliarden für den eigenen Haushalt nutzen will, statt der Ukraine zu helfen, ja, De Wever wird selbst als Putin-Versteher und Handlanger Russlands abgestempelt. Solche Geschichten denken sich Europa-Journalisten natürlich nicht selber aus. Sie bekommen sie von Diplomaten eingeflüstert, die den Auftrag bekommen haben, die russischen Vermögen loszueisen. Es ist natürlich absolut absurd zu behaupten, dass De Wever auch nur das kleinste bisschen Sympathie für Putin hat. Das wissen die diplomatischen Strippenzieher im Hintergrund genau. Aber offenbar ist ihnen jedes Mittel Recht, um den Druck auf Belgien zu erhöhen. Auch mit der Hilfe auffallend unkritischer Journalisten. Putin kann sich in der Tat die Hände reiben. Genauso wie seine wirklichen Verbündeten in Europa, prangert De Morgen an.
Het Belang van Limburg blickt nach Gaza: Seit dem 10. Oktober gilt eine Waffenruhe, aber das Sterben geht weiter, 360 palästinensische Zivilisten sollen seitdem von Israel getötet worden sein. Von stabilem Frieden kann keine Rede sein. Der von Anfang an widerwillige Netanjahu spielt weiter auf Zeit und bremst, wo es geht. Und da Trump seine Aufmerksamkeit längst wieder anderen Dingen widmet, wird sich daran auch so schnell nichts ändern. Netanjahus Politik erinnert an die bizarren KI-Bilder von Trump über die "Gaza-Riviera": ein utopisches Land für alle. Nur nicht für die zwei Millionen aktuellen Bewohner Gazas, schreibt Het Belang van Limburg.
Pssst! Klappe halten!
L'Avenir kommt auf die Vergabe des sogenannten "Friedenspreises" des Weltfußballverbandes FIFA an Donald Trump zurück: Was für eine Show, die die ganze Welt da live und ungläubig mitverfolgen konnte. Nach dem Turnier 2022 in Katar zeigt auch diese neue Episode, dass sich in puncto Normen und vollkommen verrottete Werte nichts verändert hat. Der "Friedenspreis" ist ein Preis der Schande, vergeben durch einen besonders korrupten und korrumpierenden Verband. Aber pssst, Klappe halten. Sonst werden wir auch nie wieder einen Fuß in die Vereinigten Staaten oder in ein Fußballstadion setzen dürfen, giftet L'Avenir.
Was für ein grotesker Sketch, stöhnt La Libre Belgique. Und an Dreistigkeit nicht zu überbieten. Der Vorsitzende der FIFA hat seinen Verband vor den Kameras der ganzen Welt erniedrigt, die Botschaft ist klar: Statt sportlichem Wettbewerb werden wir politische Spielchen, Propaganda und Instrumentalisierung bekommen. Mit nicht absehbaren Folgen, weil Donald Trump kennt schon längst keine Grenzen mehr. Statt einem Fußball-Fest steht uns ein Festival des politischen Zynismus bevor. Wenn Geld und Macht sich alles leisten können, droht die Seele des Fußballs endgültig verloren zu gehen. Aber die Fans werden sich dem nicht beugen. Sie wissen, dass der Fußball mehr verdient als Eitelkeit und Zynismus, hofft La Libre Belgique.
Finger weg von unserer Krippe!
La Dernière Heure greift den erneuten Vandalismus an der kontroversen Krippe auf der Brüsseler Grand-Place auf, Unbekannte hatten die Installation mit pro-palästinensischen Slogans besprüht: Auch wenn die Parolen umgehend entfernt worden sind, muss das auf das Schärfste verurteilt werden. Die Krippe ist ein religiöses Symbol, das Respekt verdient, sie zu besprühen ist nicht nur idiotisch und kontraproduktiv, sondern auch widerwärtig und eine Schande. Und niemand in Gaza hat irgendetwas davon. Der Vorfall sagt auch wieder viel aus über die Sicherheitslage in Brüssel. Nicht nur, dass der Schutz der Krippe verstärkt werden musste, es hat auch offenbar nichts gebracht. Finger weg von unserer Krippe, selbst wenn sie hässlich ist, wettert La Dernière Heure.
Boris Schmidt