"Nach einem unerwarteten Telefongespräch will sich Trump erneut mit Putin an einen Tisch setzen", titelt De Standaard. "Trump will sich wieder mit Putin treffen", schreibt auch Het Nieuwsblad auf Seite eins. "Putin und Trump: Ein neuer Gipfel wird in Budapest erwartet", so die Schlagzeile von Le Soir.
Nachdem er einen Waffenstillstand im Gaza-Krieg forciert hat, will sich US-Präsident Donald Trump nun also doch wieder dem Ukraine-Krieg widmen. Gestern hat er mit Kreml-Chef Putin telefoniert und dabei offenbar gedroht, der Ukraine Raketen vom Typ Tomahawk zu liefern. Das würde der ukrainischen Armee ganz neue Möglichkeiten geben. Heute wird der ukrainische Präsident Selenskyj in Washington erwartet.
Die USA scheinen wieder zu sich selbst gefunden zu haben
Auch einige Leitartikler beschäftigen sich mit der US-Außenpolitik. Gazet Van Antwerpen etwa will eine Kehrtwende erkennen. "Hatte US-Präsident Trump bei seinem Amtsantritt nicht angekündigt, dass Amerika künftig weniger in der Welt intervenieren würde?", fragt sich das Blatt. Stattdessen sehen wir jetzt genau das Gegenteil. Im Nahen Osten konnte Trump ja noch zugegebenermaßen mit Erfolg die Friedenstaube spielen. Um dann fast gleichzeitig anzukündigen, dass man in Venezuela einen Regimewechsel herbeiführen will. Und das weckt doch gleich besonders schlechte Erinnerungen. Während des Kalten Krieges hatte sich der amerikanische Geheimdienst CIA immer wieder in die inneren Angelegenheiten von Ländern eingemischt, ganz besonders in Lateinamerika, um dort Machthaber einzusetzen, die den USA genehm waren. Man denke nur an Chile und seinen Diktator Pinochet. Spätere Interventionen im Irak oder Afghanistan waren – gelinde gesagt – auch nicht von Erfolg gekrönt. Auch unter Trump scheinen die Amerikaner jetzt wieder zu sich selbst gefunden zu haben. Und das ist keine gute Neuigkeit.
In Venezuela begibt sich Trump auf Treibsand, glaubt auch De Morgen. Keine Woche nach der Friedensinitiative für Gaza spielt der US-Präsident jetzt ein sehr gefährliches Spiel. In den 1980er und 90er Jahren hatten sich die USA noch als Zauberlehrling in Nicaragua oder Panama betätigt. Venezuela ist aber von einem ganz anderen Kaliber. Das Regime von Machthaber Maduro wird insbesondere von China und Russland unterstützt. Trump zündelt hier an einem Pulverfass.
"Wir sind nun doch Europameister"… im Schuldenmachen
Einige Zeitungen beschäftigen sich auch heute mit den laufenden Haushaltsberatungen. Und die Schlagzeilen verheißen nichts Gutes: "De Wever steht noch nirgendwo", schreiben Het Nieuwsblad und Gazet Van Antwerpen auf Seite eins. "Jetzt zweifelt auch schon De Wever an der neuen Deadline", bemerkt De Standaard. Der Premierminister hatte ja um eine Woche Aufschub gebeten und will jetzt am kommenden Dienstag seinen Haushalt vorstellen. Ob er die neue Frist einhalten kann, ist aber zunehmend fraglich.
"Wie ist es möglich?", fragt sich sinngemäß Het Belang van Limburg. Wir wussten schon lange, dass die Haushaltssanierung enorm schwierig würde. Da braucht man auch nicht immer neue Gutachten, die Zahlen sind blutrot, und daran ändert sich auch nichts. Im Gegenteil, es wird noch immer schlimmer: Laut IWF hat Belgien jetzt das größte Haushaltsdefizit in der Eurozone, selbst größer als Frankreich, wo seit Monaten das politische Chaos regiert. In der Zwischenzeit steigen die Zinsen auf die Staatsschuld unaufhörlich. Warum hat De Wever nicht früher mit den Haushaltsberatungen begonnen? Das ist buchstäblich die Milliardenfrage.
"Wir sind nun doch Europameister!", stichelt auch sarkastisch Het Laatste Nieuws. Nicht im Fußball freilich, sondern im Schuldenmachen. Ein Defizit von 5,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts! Und schuld sind unsere Politiker, die sich jahrelang weggeduckt haben, wenn der Ball auch nur in ihre Richtung flog. Diese Passivität, diese Verantwortungslosigkeit, die bezahlen wir nun cash, und zwar buchstäblich. Vor diesem Hintergrund ehrt es die Arizona-Koalition fast schon, dass sie den Haushalt jetzt überhaupt nachhaltig sanieren will. Doch wer A sagt, muss auch B sagen: Das kann nur schmerzhaft werden, und das müssen auch alle Beteiligte sehen. Und auch 80.000 Demonstranten können die Realität nicht einfach wegmarschieren. Bei einem solchen Sparvolumen ist kein Platz mehr für Heilige Kühe.
"Dornröschen ist jetzt aufgewacht"
Einen Rekord ganz anderer Art melden die Wirtschaftszeitungen L'Echo und De Tijd. "Der Bel20-Index knackt erstmals die Schwelle von 5.000 Punkten", so die Schlagzeile. Der Brüsseler Leitindex ist damit in diesem Jahr schon um fast 18 Prozent gestiegen.
An der Brüsseler Börse jagt ein Rekord den nächsten, kann L'Echo nur erfreut feststellen. Erst im August hatte der Bel20 einen neuen historischen Höchststand erreicht. Die alte Bestmarke war 18 Jahre alt, weswegen man den Leitindex auch liebevoll "Dornröschen" genannt hatte. Nun, Dornröschen ist jetzt aufgewacht. Und – abgesehen von den reinen Zahlen – ist das letztlich der Beweis für die Gesundheit und die Widerstandskraft der großen belgischen Unternehmen, die den aktuell eher ungünstigen Bedingungen auf den Weltmärkten offensichtlich trotzen können.
De Tijd ist da nicht ganz so euphorisch. Die Schwelle von 5.000 Punkten ist eher symbolischer Natur, im Grunde ist es nur eine Zahl. Klar, man sollte jetzt auch nicht in die Suppe spucken. Natürlich ist das auch der Ausdruck einiger wirklich schöner Erfolgsgeschichten belgischer Unternehmen. Nur weiß man auch, dass der Bel20 allein kein Barometer für die allgemeine Wirtschaftslage in Belgien ist. Mehr noch: Im Augenblick haben alle Börsen den Wind in den Segeln. Getrieben werden sie unter anderem durch all die Hoffnungen, die insbesondere mit der Künstlichen Intelligenz verbunden sind. Doch eben in diesem Zusammenhang mehren sich auch die Warnsignale: All zu blinder Enthusiasmus kann dazu führen, dass hier eine Blase entsteht. Man will es ja nicht beschwören, aber die allgemeine Stimmung an den Märkten mahnt doch zur Vorsicht.
Roger Pint