"Israel stimmt Friedensplan der USA zu", titelt De Morgen. "Ein Friedensplan mit noch unklaren Konturen", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins. "Nahost-'Friedensrat' unter Trumps Leitung", heißt es im Aufmacher vom GrenzEcho.
Israels Premierminister Netanjahu hat den Plänen von US-Präsident Trump zugestimmt, um den bewaffneten Konflikt zwischen Israel und der Hamas zu beenden.
Dazu kommentiert De Standaard: Der 21-Punkte-Plan von Trump enthält keine neuen Ideen. Klar ist auch nicht, was Trump tun möchte, wenn Netanjahu sich doch nicht an die Vereinbarung hält. Und die Chance ist groß, dass dieser Fall eintritt. Denn Netanjahu hat mit dem Friedensplan nichts zu gewinnen. Letztlich würde es darauf hinauslaufen, dass direkt neben Israel international anerkannte Palästinensergebiete entstehen. Das will Netanjahu unbedingt verhindern. Ohne wirksamen Druck der USA auf Israel droht das Haltbarkeitsdatum dieses sogenannten Friedensplans schnell abzulaufen, bedauert De Standaard.
Nichts ist sicher
Le Soir stellt fest: Sehr ambitioniert fallen die Pläne von Trump nicht aus. Ihnen fehlt vor allem Präzision. Es werden keine Zeitpläne entworfen, keine Daten genannt, bis wann zum Beispiel das israelische Militär aus Gaza abgezogen werden soll. Vieles an dem Plan ist einfach zu vage, um wirklich Hoffnung zu machen auf Frieden. Der Plan trägt den Keim seines Scheiterns bereits in sich, ärgert sich Le Soir.
La Libre Belgique bemerkt: Mit viel Pomp hat Trump wieder einmal etwas Großartiges angekündigt. Herausgekommen ist ein Plan, der alles im Konjunktiv belässt. Nichts ist sicher. Außerdem wird die Idee von Trump, aus Gaza eine nicht näher definierte "Pufferzone" zu machen, den Palästinensern nicht gerecht. Der Plan wird deshalb nicht zur Beruhigung der Lage beitragen. Er wird nur weiter Verbitterung und Hass nähren, bis hin in unsere westlichen Gesellschaften hinein. Friede kann nur dann erreicht werden, wenn zwei Völker in zwei Staaten mit gleichen Rechten nebeneinander existieren können, behauptet La Libre Belgique.
Buchhandlungen als Bunker der Angst
Zu den Auswirkungen des Gaza-Konflikts auf das Kulturleben in Belgien berichtet La Dernière Heure: Die Brüsseler Buchhandlung Filigranes hat gestern kurzerhand eine Lesung des israelischen Schriftstellers Raphaël Enthoven abgesagt. Mitglieder der Antifa hatten angekündigt, die Veranstaltung stören zu wollen. Polizei zur Sicherung der Veranstaltung hätte bereitgestanden. Trotzdem hat die Buchhandlung es vorgezogen, die Lesung abzusagen. Seit wann werden in einer Demokratie Schriftsteller zum Schweigen gebracht, nur um den Befindlichkeiten einer gewaltbereiten Minderheit nachzugeben? Seit wann haben sich Buchhandlungen in Bunker der Angst verwandelt? Zumal Enthoven gar nichts zur Situation in Gaza sagen, sondern lediglich über ein Buch sprechen wollte, indem er von seiner Mutter erzählt, die an Parkinson gestorben ist, schimpft La Dernière Heure.
In der flämischen Gemeinde Mol ist am Wochenende ein 18-jähriger Junge bei einer Messerstecherei unter Jugendlichen getötet worden. Dazu notiert De Morgen: Es ist immer schwierig, etwas zu sagen, wenn ein Mensch durch eine Gewalttat sein Leben verloren hat. Trotzdem muss dieser Vorfall analysiert werden. Festzustellen ist: Grundsätzlich nehmen Gewalttaten in unserem Land nicht zu, aber Gewalttaten mit Stichwaffen breiten sich von großen Städten jetzt auch in die Provinzen aus. Tendenziell gehören die Straftäter sozial schwachen Gruppen an. Was kann man dagegen tun? Ein völlig gewaltfreies Zusammenleben wird es niemals geben, aber mehr Präventionen und Kontrolle auf den Straßen könnte schon etwas verbessern, rät De Morgen.
Keine wirklich guten 50 Jahre
Gazet van Antwerpen geht noch einen Schritt weiter: Mehr Überwachungskameras im öffentlichen Raum könnten auch ein Teil der Lösung sein, schlägt die Zeitung vor. In Städten wie Singapur und Dubai, wo nahezu jeder Quadratzentimeter ständig gefilmt wird, finden kaum noch Straftaten statt. Wer allerdings in westlichen Ländern ein solches Sicherheitskonzept vorstellt, bekommt sofort Schlagworte wie "Polizeistaat" und "Angriff auf die Privatsphäre" an den Kopf geschmissen. Die Frage stellt sich, in was für einer Welt man leben will, überlegt Gazet van Antwerpen.
L'Avenir verabschiedet den Reaktor 1 des Kernkraftwerks Tihange in den Ruhestand und kündigt an: Nach 50 Jahren Dienst wird Tihange 1 heute Nacht endgültig abgeschaltet. Waren das 50 gute Jahre? Nicht wirklich. Die Kernreaktoren haben den Verbraucher viel Geld gekostet. Zunächst, um den Bau schnell zu amortisieren, danach, weil der französische Betreiber Tihange als Melkkuh betrachtet und die belgischen Kunden kräftig zur Kasse gebeten hat. Außerdem lief vieles nicht rund während der Laufzeit: Materialschäden, Sabotage wie in einem schlechten James Bond…Nicht zu vergessen auch der leidige Ausstieg aus der Atomenergie. Schon 2003 beschlossen und für Tihange in der kommenden Nacht nun endlich vollzogen, hält L'Avenir fest.
Kay Wagner