"Amerika erschüttert nach dem nächsten politisch motivierten Mord", titelt De Standaard. "Die x-te Gewalttat in den hoffnungslos polarisierten USA", heißt es im Aufmacher bei De Morgen. "Neue politische Gewalt befürchtet nach Mord an Trump Verbündeten", schreibt La Libre Belgique auf ihrer Titelseite.
Das tödliche Attentat auf den US-Influencer und Trump Unterstützer Charlie Kirk ist das beherrschende Thema in den Leitartikeln. Alle Zeitungen sind sich darin einig, dass Gewalt im demokratischen Streit keinen Platz hat und das Attentat die Polarisierung der USA zum wiederholten Male verdeutlicht.
Het Belang van Limburg führt aus: Kirk war ein Provokateur in bester amerikanischer Tradition. Er suchte geradezu die Auseinandersetzung mit den radikalen Linken, wie er sie nannte. Kirk deshalb aber zu erschießen, lässt sich natürlich mit nichts rechtfertigen. Zumal die Tat des Schützen im Grunde auch dumm ist. Er wollte Kirk zum Schweigen bringen. Jetzt ist Kirk ein Märtyrer, und seine Ideen werden weiterleben unter seinen Anhängern. Außerdem zeigt die Tat: Die USA sind immer noch der Wilde Westen, beobachtet Het Belang van Limburg.
Trump hat Chance verpasst
Le Soir hält fest: Dieser Mord ist der jüngste Akt in einer ganzen Reihe von politisch motivierter Gewalt, die die USA seit einem Jahr erleben. Diese Gewalt ist Ausdruck der extremen Polarisierung der amerikanischen Gesellschaft. Gewalt in der Politik ist aber niemals zu akzeptieren. In einem Land wie die USA wäre es an dem Präsidenten, darauf zu verweisen und den Flächenbrand zu bekämpfen. Stattdessen facht Präsident Trump das Feuer der Gewalt selbst weiter an, indem er ohne Beweis die Linke für den Mord verantwortlich macht, bedauert Le Soir.
Ähnlich schreibt De Tijd: Trump hat die Chance verpasst, sich als Präsident über die Dinge zu stellen. Angesichts des Mords an Kirk hätte er Worte der Versöhnung und Einheit an die Nation richten können. Das hat er nicht getan. Es steht zu befürchten, dass Trump ganz im Gegenteil diesen Mord als Alibi dafür benutzt, seine kontroverse Kampagne für mehr Recht und Ordnung im Land mit noch mehr Nachdruck zu führen, überlegt De Tijd.
Keine gemeinsame Basis mehr
La Libre Belgique ihrerseits meint: Der Tod von Charlie Kirk hätte eine Möglichkeit sein können, ja sogar sein müssen, für die USA wieder zusammen zu finden als eine Gesellschaft. Das Risiko ist groß, dass der Mord an Kirk den Bruch zwischen den unterschiedlichen Lagern weiter vergrößert und noch mehr Hass schürt. In den USA fehlt es nicht an Wachstum, Arbeitsplätzen oder einer lebendigen Demokratie. Aber es fehlt ein wirklicher Austausch. Es fehlen sachlich geführte Debatten, die auf Grundlage von nachweisbaren Fakten geführt werden. Solange die USA diese gemeinsame Basis nicht wiederfinden, solange wird jede geschossene Kugel die Gesellschaft weiter vergiften, beklagt La Libre Belgique.
Das GrenzEcho notiert: Von den Zuständen, die in den USA jetzt zum Mord an Charlie Kirk geführt haben, sind wir in Europa und in Belgien glücklicherweise entfernt. Doch der Tonfall in den Debatten wird auch hier schärfer. Beleidigungen, persönliche Diffamierungen und eine Rhetorik, die Gegner nicht mehr als legitime Kontrahenten, sondern als Feinde zeichnet, nehmen zu. Wer das übersieht, verkennt, dass Worte Folgen haben. Sie senken die Hemmschwelle, den politischen Gegner nicht mehr mit Argumenten, sondern mit anderen Mitteln zum Schweigen zu bringen, mahnt das GrenzEcho.
Eine falsche Diskussion
De Standaard beschäftigt sich mit der Ausladung des Münchener Symphonieorchesters beim Musikfestival in Gent. Grund dafür ist, dass der Dirigent des Orchesters israelischer Staatsbürger ist. Moralphilosophen, schreibt die Zeitung, können sowohl für als auch gegen die Ausladung Gründe finden. Die Hauptargumente gegen die Ausladung sind, dass Musik verbindend wirkt, der Dirigent, um den es geht, sich für Frieden und Versöhnung ausgesprochen hat und dass ein allgemeiner Boykott von allem, was aus Israel kommt, einen antisemitischen oder sogar rassistischen Charakter hat. Begründet wird die Ausladung dagegen damit, dass ein Zeichen gegen den israelischen Staat gesetzt werden muss, der für das große Leiden und die Gewalt in Gaza verantwortlich ist. Da kann nicht auf einzelne Personen Rücksicht genommen werden, notiert De Standaard.
Het Nieuwsblad berichtet: Föderalminister Rob Beenders, der für die Gleichstellung von Frau und Mann verantwortlich ist, möchte Frauen erlauben, legal Pfefferspray mit sich zu tragen. Dabei ist Pfefferspray keine Lösung für die Gewalt gegen Frauen im öffentlichen Raum. Opfern eine Waffe zu geben, um das Problem zu bekämpfen, ist der falsche Weg. Das ist hinlänglich bekannt. Der Minister, über den man sonst kaum spricht, will sich mit dem Vorschlag nur profilieren. Auf dem Rücken der Frauen, bedauert Het Nieuwsblad.
Kay Wagner