"Selenskyj reist mit Europäern zu Trump", titelt das GrenzEcho. "Hand in Hand zu Trump", schreibt Gazet Van Antwerpen auf Seite eins. "Europa steht wie ein Block hinter Selenskyj", so die Schlagzeile von Le Soir.
Das Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zum Krieg in der Ukraine und die Folgen des Treffens sind heute nicht nur Topthema auf den Titelseiten der Zeitungen, sondern auch in ihren Kommentarspalten.
De Morgen meint: Dieser schlecht vorbereitete und merkwürdig kurze Gipfel war von Anfang an eine schlechte Idee. Als Ergebnis kann festgehalten werden: Putin darf sich über Bilder freuen, die ihn in den Augen der Weltöffentlichkeit rehabilitieren. Außerdem scheint er es geschafft zu haben, Trump von seiner Sicht auf die Dinge überzeugt zu haben: dass man nämlich keinen Waffenstillstand in der Ukraine braucht, sondern man direkt einen dauerhaften Frieden beschließen sollte, bei dem dann Teile der Ukraine an Russland fallen. Das Beste an dem Treffen aus europäischer Sicht ist, dass kein größeres Unglück passiert ist. Völlig zu Recht setzen die Europäer jetzt alles daran, Trump heute von ihrer Sicht der Dinge zu überzeugen, wenn sie Selenskyj nach Washington begleiten, ist De Morgen überzeugt.
Monopoly gespielt
Ähnlich analysiert La Libre Belgique: Das einzig Positive für Europa ist, dass Trump bei seinem Treffen mit Putin keine Zugeständnisse gemacht hat. Alles andere kann als diplomatisches Desaster bezeichnet werden. Denn ein Ergebnis hat der Gipfel in Alaska nicht geliefert, nur eine unwürdige diplomatische Rehabilitierung von Putin, ärgert sich La Libre Belgique.
Le Soir notiert: Die Geschichte wird sich mit Neugier mit dem klinischen Fall Donald Trump beschäftigen. Mit diesem Populisten im Weißen Haus, der von dort aus Amerika ohne Überzeugungen regiert hat. Sie wird sich auch mit der schleierhaften Bewunderung beschäftigen, die Trump für den größten Tyrann am Beginn dieses Jahrhunderts, Wladimir Putin, hat. Und mit seinem Laxismus, wie er versucht hat, todernste Konflikte in der Welt zu regeln. Trumps Team bei den Gesprächen mit Putin bestand aus Emporkömmlingen, die nur dank seiner Gunst im Politgeschäft mitwirken. Die Verhandlungen zur Ukraine waren für sie wie eine Art Monopoly, bei der man Territorien einfach so hin- und herschieben kann. Dass die Europäer heute mit Selenskyj nach Washington reisen, um Trump eine andere Sicht auf die Dinge nahezubringen, ist alles andere als falsch, wertet Le Soir.
China im Blick
La Dernière Heure sieht das ähnlich und begründet: Wenn das Treffen in Alaska bezogen auf die Ukraine überhaupt ein Ergebnis gebracht hat, dann leider die an sich beunruhigende Tatsache, dass Putin es geschafft hat, Washington von seiner Sicht der Dinge zu überzeugen. Dass es nämlich Selenskyj ist, der Schuld am Krieg hat und der einem Frieden im Weg steht. Man darf gespannt sein, welches Ergebnis heute die Gespräche im Oval Office zwischen Trump, Selenskyj und den Europäern bringen, bemerkt La Dernière Heure.
Het Laatste Nieuws resümiert: Roter Teppich für den Kriegsverbrecher Putin, in der Sache kein Ergebnis: Der Gipfel, der als historisch angekündigt worden war, hat die Erwartungen nicht erfüllt. Man kann auch vermuten, dass die Ukraine gar nicht im Zentrum von Trumps Interesse stand und steht. Ihm geht es vielmehr um Frieden. Denn der Geschäftsmann Trump will Business mit Russland machen können. Sein übergeordnetes Ziel ist es, Russland aus der Einflusssphäre von China zu holen, das Land, das Trump als größten Konkurrenten der USA ansieht, behauptet Het Laatste Nieuws.
Reden ist besser als Schweigen
Das GrenzEcho hat für die Kritik an Trump wenig Verständnis und argumentiert: Richtig ist, dass Trump sich nicht mit Ruhm bekleckert hat. Und ja, Putin ist ein Kriegsverbrecher. Aber er ist nun einmal der Machthaber im Kreml. Wer Frieden will, wird nicht darum herumkommen, mit ihm zu reden. Wie soll denn dieser Krieg sonst zu Ende gehen? Wer Frieden ernst meint, muss Gespräche zulassen, und aushalten, dass sie am Anfang ergebnislos bleiben. Reden ist besser als Schweigen, ist das GrenzEcho überzeugt.
De Standaard hält fest: Der ganze Prozess, der gerade abläuft, bleibt ein Weckruf für die Europäer. Sie müssen nicht nur militärisch erwachsen werden, sondern auch diplomatisch. Um das zu schaffen, müssen sie enger als bisher zusammenarbeiten, die Integration innerhalb der EU muss beschleunigt werden. Damit die Europäer schon bald auf Höhe der USA in der Weltpolitik mitreden können. Am besten an der Seite der USA, hofft De Standaard.
Kay Wagner