Reaktionen auf Aussagen von Flanderns Ministerpräsident Peeters zur Zukunft Brüssels, Bedenken zur Umweltverträglichkeit von Diesel-PKW oder die steigende Zahl von Belgiern, die einen zweiten Job haben, sind einige der heutigen Aufmacher und Kommentarthemen in der belgischen Inlandspresse.
La Libre Belgique macht heute mit den Aussagen des flämischen Ministerpräsidenten Peeters zur Zukunft Brüssels auf, die das Blatt am Samstag in Form eines Interviews veröffentlicht hatte. Peeters hatte darin erklärt, dass Brüssel wohl nie den Status einer vollwertigen Region wie Flandern oder der Wallonie erhalten werde. Diese Aussage verärgere die Französischsprachigen und erschwere die laufenden Verhandlungen zur Staatsreform.
Im Leitartikel heißt es hierzu: Zu behaupten, dass in Brüssel alles zum Besten gestellt sei, wäre übertrieben. Zu erklären, dass es hier und da nicht auch Probleme bei der Verwaltung gibt, wäre gelogen. Doch diese Argumentation zu missbrauchen, wie Flanderns Ministerpräsident Peeters es getan habe, das zeuge von Ahnungslosigkeit.
Für den Leitartikler sieht es so aus, als wolle Peeters die Arbeit seines Parteichefs Beke torpedieren, um deutlich zu machen, wer der wirkliche Boss in der CD&V ist. Das Schlimmste, so resümiert der Leitartikler, sei allerdings, dass Peeters von den flämischen Parteien in seiner Haltung unterstützt werde.
Gegenseitiger Respekt
Auch Het Laatste Nieuws greift das Thema auf und kommentiert hierzu im Leitartikel: Wenn Flandern Brüssel in die Arme der Wallonie treiben will, ist man auf dem richtigen Weg. Die Behauptung, Brüssel werde nie eine vollwertige Region, sei mit der Haltung einiger israelischer Politiker zu vergleichen, die erklären, dass es nie einen palästinensischen Staat geben wird. Entsprechende Aussagen über Brüssel zeugen von mangelndem Respekt für die gut eine Million Einwohner dort. Das Fazit des Leitartiklers in Belgiens auflagenstärkster Zeitung: Flandern müsse Brüssel respektieren und auch umfangreiche Autonomie zugestehen. Brüssel müsse seinerseits aufhören, imperialistische Gebietsansprüche an Flandern zu stellen.
Welche Zukunft für Belgien?
Auch L'Avenir hat die Zukunft des Landes auf der Titelseite und informiert mit der Balkenüberschrift "Zwischen Leidenschaft und Angst" über Expertenmeinungen und Analysen zur Zukunft Belgiens.
Le Soir macht heute mit der Umweltverträglichkeit von Diesel-PKW auf und meint, dass die bisherige Politik, die darauf abzielte, Fahrzeuge mit Selbstzündermotor bevorzugt zu behandeln, in Frage gestellt und überdacht werden müsse. Vier belgische Umweltminister seien jedenfalls der Auffassung, dass Besteuerung von Dieselkraftstoff, CO2-Prämien und ähnliche Stimuli der Umweltschädlichkeit von Dieselmotoren gegenüber stehe. Aus diesem Grund meint auch der Leitartikler der Brüsseler Tageszeitung, dass es hieraus Lehren zu ziehen gelte.
Zwei Einkommen zum Auskommen
Gazet van Antwerpen macht auf Seite 1 mit der steigenden Zahl von Belgiern auf, die einen zweiten Job benötigen, um ihr Auskommen zu sichern. Im vergangenen Jahr hätten 200.000 Belgier, um mit ihren Einkommen auszukommen, eine zweite Beschäftigung aufgenommen. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums handle es sich bei diesem Personenkreis hauptsächlich um Alleinstehende oder geschiedene Personen männlichen Geschlechts im Alter zwischen 25 und 50 Jahren.
Einen zweiten Arbeitsplatz fänden sie vornehmlich im Einzelhandel, im Gesundheitsbereich oder im Bildungswesen. In diesen Branchen stünden nämlich zahlreiche Teilzeitjobs zur Verfügung. Dies gehe, so schreibt Het Belang van Limburg, aus den Erhebungen des Wirtschaftsministeriums hervor. Normalerweise wachse die Zahl jener, die zwei Beschäftigungen miteinander kombinieren hierzulande jährlich um 8000 Personen. Letztes Jahr seien es 25.000 gewesen. Für viele sei der zweite Job derweil keine freiwillige Entscheidung, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit.
Flanderns Gerichte ineffizient
De Morgen meint auf der Titelseite heute, dass flämische Gerichte nicht ordentlich funktionieren. Die zwei rein flämischen Verwaltungsgerichte hätten entweder seit 2009 nur wenige Urteile gesprochen oder ließen Berufungsverfahren überdurchschnittlich lange dauern. Als Beispiel führt die Zeitung die Arbeit des flämischen Gerichts an, das in Umweltfragen als letzte Gerichtsinstanz agiert und in anderthalb Jahren mit seinen sechs Richtern gerade mal neun Urteile sprach.
Kultur lohnt
De Standaard titelt heute auf Seite 1 zur Rentabilität von Kultureinrichtungen und meint, dass diese durchschnittlich mehr Geld durch ihre Produktionen verdienen, als sie durch Bezuschussungen erhalten. Das Bild, wonach Kunstbetriebe vor allem von der öffentlichen Hand bezahlt werden, stimme demnach nicht, meint De Standaard. Dennoch seien Bezuschussungen wichtig, um andere Finanzmittel erwirtschaften zu können.
Nuyens überrascht bei Flandern-Rundfahrt
Het Nieuwsblad schließlich macht mit der Flandern-Rundfahrt auf und kommentiert den Sieg von Nick Nuyens, der nach Angaben der Zeitung Flandern überrascht habe. Was Boonen und Gilbert nicht geschafft hätten, gelinge Nuyens: den haushohen Favoriten Cancellara zu schlagen.
Bild: Yorick Jansens