"Zweite Hitzewelle steht bevor: morgen 35 Grad", kündigt Het Belang van Limburg an. "Schon sicher zehn Tage mit bis zu 30 Grad", titelt Het Laatste Nieuws. "Hitzealarm: Muss Europa dringend in Klimaanlagen investieren?", fragt De Morgen. " Klimaanlage? Achtung vor Rechnungen, die Sie ins Schwitzen bringen", warnt La Dernière Heure.
Können wir uns wirklich noch über einen heißen Sommer freuen, ohne dabei an den katastrophalen Zustand unseres Planeten zu denken, fragt L'Avenir in seinem Leitartikel. Eine zugegeben provokante Frage, schließlich bewirkt das gute Wetter ja auch, dass wir uns gut fühlen. Das ist eine normale Reaktion unseres Körpers auf Sonnenlicht. Und viele Händler reiben sich doch auch die Hände, weil gutes Wetter Touristen bedeutet, die ihre Kassen füllen. Aber all das ändert nichts daran, dass die Hitze für einen immer größeren Teil der Bevölkerung auch beunruhigend ist. Wir können die Augen und Ohren einfach nicht mehr verschließen vor all den Warnungen über die Klimaerwärmung. Wir sehen doch, wie die Erde immer stärker austrocknet, wie die Wälder brennen, wie die Thermometer immer neue Rekorde brechen. Wie können wir uns wie früher freuen, wenn nur einige hundert Kilometer von hier, da, wo wir so gerne Urlaub machen, tausende Menschen evakuiert werden müssen und manche alles verlieren, sogar ihr Leben? Das wäre doch in gewisser Weise schon fast unanständig, sinniert L'Avenir.
Auch Feiern muss mal sein
Gazet van Antwerpen stellt sich ähnliche Fragen, allerdings in einem ganz anderen Zusammenhang: In den letzten vier Tagen haben rund 400.000 Menschen bei Ed Sheeran und der Antwerp Pride ausgelassen gefeiert und es sich gut gehen lassen, ohne dass es dabei zu nennenswerten Zwischenfällen gekommen wäre. Es ist schön und herzerwärmend, dass so etwas in der heutigen Welt noch möglich ist. Weil die zwei großen Kriege, die gar nicht so weit von hier stattfinden, natürlich nicht ausgeblendet werden können. Wir dürfen da auch nicht wegschauen, wir müssen kritisch bleiben, wir müssen unsere Solidarität mit den Opfern zeigen, wir müssen unsere Politiker drängen, Verantwortung zu übernehmen. Viel mehr können wir nicht tun. Aber genauso wichtig ist, dass wir ab und zu zusammenkommen, um Musik zu genießen, zu tanzen und uns ohne Angst und Komplexe mal gehen zu lassen. Das ist gut für das Selbstvertrauen der Menschen und macht sie stärker. Und das können sie in diesen Zeiten gut gebrauchen, unterstreicht Gazet van Antwerpen.
Zeit für Taten statt Worte
In einer gemeinsamen Erklärung rufen die Rektoren der belgischen Universitäten die Regierung auf, bei der Europäischen Union darauf zu drängen, das Assoziierungsabkommen mit Israel auszusetzen, kommentiert De Standaard. Dabei haben die Universitäten doch seit dem Beginn des Kriegs in Gaza alles getan, um möglichst wenig tun zu müssen und um möglichst wenig darüber sprechen zu müssen, was die israelische Armee dort anrichtet. Trotz der Wut vieler Studenten, Mitarbeiter und Forschender leugneten die Rektoren, beschwichtigten sie und beharrten sie, dass es doch keine Gründe gebe, um die Zusammenarbeit mit israelischen Universitäten zu boykottieren. Auch das Timing des Briefs wirft Fragen auf, schließlich dauert die humanitäre Krise in Gaza schon fast zwei Jahre. Und die Rektoren verstecken sich immer noch hinter Europa. Sie wissen nur zu gut, dass die EU den Assoziierungsvertrag und damit die akademische Zusammenarbeit mit Israel nicht aussetzen wird - dank gewisser Mitgliedsstaaten der Union. Es ist also sehr einfach, so etwas zu fordern. Es wird Zeit für Taten statt Worte, Zeit, um einen Präzedenzfall zu schaffen, fordert De Standaard.
Obwohl Israel jeden Tag die Menschenrechte in Gaza schändet, sorgt der Assoziierungsvertrag zwischen der Europäischen Union und Israel noch immer dafür, dass jeden Tag Wissen, Aufträge und Geld nach Israel strömen, bringt es Het Belang van Limburg auf den Punkt. Aber während sich die belgischen Universitäten mittlerweile einig zu sein scheinen, gilt das absolut nicht für die Föderalregierung. Bisher gibt es auch noch keinerlei Reaktion von Premierminister Bart De Wever und Außenminister Maxime Prévot auf den Brief. Während einige Parteien ein entschiedenes Handeln gegen Israel fordern, verstecken sich andere hinter der EU beziehungsweise hinter den Vereinigten Staaten. Derweil treibt Netanjahu einen neuen Zyklus der Gewalt voran, der zweifelsohne tausende Palästinenser mehr das Leben kosten wird. Daran wird auch der Aufruf der Universitäten wenig ändern. Aber er ist zumindest mutiger als das Schweigen unserer Regierung, prangert Het Belang van Limburg an.
Plant Trump ein abgekartetes Spiel?
Am Freitag werden sich US-Präsident Donald Trump und der russische Machthaber Wladimir Putin treffen, um über ein Ende des Ukrainekriegs zu verhandeln, erinnert La Libre Belgique. Es darf bezweifelt werden, dass dabei wirklich vielversprechende Friedenspläne auf den Tisch kommen werden- vor allem, weil weder die Ukrainer noch die Europäer eingeladen sind. Der Kreml-Herrscher bekommt derweil die Bestätigung, dass brutale Gewalt alles erlaubt, auch, internationales Recht mit Füßen zu treten und Landesgrenzen zu ignorieren. Und es bleibt auch abzuwarten, ob der Gipfel nicht ein gigantisches abgekartetes Spiel und eine Falle sein wird, mit absolut unausgeglichenen und für die Ukrainer nicht hinnehmbaren Vorschlägen. Deren Ablehnung könnte Trump dann den Vorwand liefern, sie endgültig fallen zu lassen. Europa muss die Ukraine deshalb bedingungsloser denn je unterstützen. Denn hier wird auch über unsere Sicherheit verhandelt. Russland hat komplett auf Kriegswirtschaft umgeschaltet und wird nicht an den ukrainischen Grenzen haltmachen, ist La Libre Belgique überzeugt.
Europa ist sowieso schon lange an den Spielfeldrand verbannt worden von den zwei Männern, die viele als verrückt betrachten, merkt La Dernière Heure an. Und das Verhalten der Europäer selbst ist konsequent unbeholfen, von Voraussicht und Vorausplanung kann keine Rede sein. Improvisation scheint das ewige Motto zu bleiben. Die Europäische Union scheint auch noch immer nicht zu begreifen, wie groß die Bedrohung ist, kritisiert La Dernière Heure.
Boris Schmidt