"Einfuhrzölle auf 30 Prozent: die neue Drohung von Trump", titelt L'Avenir. "Von zehn auf 30 Prozent für Europa: Wer wird Trumps Zölle am härtesten spüren?", fragt De Morgen auf Seite eins. "Nach US-Zollankündigung: EU berät über Antwort auf Trump-Brief", so das GrenzEcho. "Einfuhrzölle: Die EU bereitet sich auf den Kampf vor, versucht aber, ihn zu vermeiden", ergänzt La Libre Belgique. "Einfuhrzölle: Trump stellt Europa mit dem Rücken zur Wand", resümiert Le Soir.
Am 1. August will Trump also auf den Abzug drücken und die Einfuhrzölle für europäische Produkte auf 30 Prozent erhöhen, fasst La Libre Belgique in ihrem Leitartikel zusammen. Mit dieser Ankündigung ist Trump mitten in die laufenden Verhandlungen zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten geplatzt. Es war brutal, theatralisch, typisch Trump eben. Aber in Wirklichkeit geht es hier weniger um eine Strategie als vielmehr um krampfartige Zuckungen, dahinter steckt kein wirtschaftliches oder diplomatisches Können, es ist einfach nur eine Irrfahrt. Trump verwandelt die Weltbühne einfach einmal mehr in einen Western, wobei er sich natürlich als Sheriff sieht. Dabei hat er doch längst zig Mal bewiesen, dass seine Worte nicht den geringsten Wert haben. Die wachsende Inflation sitzt ihm im Nacken, international steht er immer isolierter da. Bisher hat er gerade mal drei mickrige Handelsabkommen hinbekommen. Und bei einem davon hat China den Spieß umgedreht, bis Trump eingeknickt ist. Trump blufft. Und er blufft schlecht. Das ist das Einzige, was man festhalten sollte. Und das sollte Europa auch nie vergessen. Europa darf nicht vor Trump in die Knie gehen. Es muss sich organisieren und widerstehen, fordert La Libre Belgique.
Trump darf uns nicht mit in den Abgrund reißen
Wie immer hat Trump den Einsatz erhöht, rekapituliert L'Avenir. Und wie immer lässt er neben wüsten Drohungen auch ein Hintertürchen für eine Einigung offen. Bei diesem Pokerspiel muss Europa beweisen, dass es weder zerstritten noch naiv ist. Denn hier geht es auch um seine Glaubwürdigkeit und um die Fähigkeit, die eigenen Interessen zu verteidigen. Europa muss Trump zeigen, dass es auch zocken kann, meint L'Avenir.
In Amerika ist Glauben ja immer sehr wichtig, kommentiert De Morgen. Glauben an alles Mögliche. Und Trump glaubt eben immer noch, dass sein Handelskrieg mit Zöllen den Vereinigten Staaten Berge an Geld einbringen wird. Auch wenn dem alle Tatsachen und wirtschaftliche Expertise eindeutig widersprechen. Schon jetzt verlangsamt sich das amerikanische Wirtschaftswachstum immer weiter, dabei kommen die echten negativen Auswirkungen erst noch. Der Rest der Welt wird derweil von Trumps Wankelmütigkeit mit in den Abgrund gerissen. Dass ein Weltführer so bewusst die Axt an den Baum des Wohlstands und des Fortschritts anlegt, so etwas hat man in der Geschichte wirklich nur selten gesehen. Viele in den USA und darüber hinaus werden dafür den Preis zahlen müssen. Europa muss kaltblütig weiter an einer Verhandlungslösung arbeiten. Es darf darüber allerdings nie vergessen, dass Trump und seine Regierung Europa als politische Entität vernichten wollen. Wichtiger als das, was Trump tut, ist ohnehin, was wir selbst tun bezüglich der europäischen Wirtschaft. Denn hier ist noch viel Luft nach oben. Die wichtigste Frage ist aber, wie wir vermeiden, dass Trump uns mit untergehen lässt, unterstreicht De Morgen.
Auch eine Chance für Europa
Trump wird sich mit den neuen Zöllen zwar vor allem in den eigenen Fuß schießen, räumt Le Soir ein. Die Zeche werden die Amerikaner zahlen. Aber eben nicht nur die Amerikaner leider, sondern auch wir Europäer. Aber wie soll Europa reagieren? Soll es weiter auf Gegenmaßnahmen verzichten, solange noch die kleinste Chance auf eine Einigung besteht? Aber so etwas macht nur Sinn, wenn auch die andere Seite bereit ist zum Tanz. Und die Haltung wirft durchaus auch Fragen auf. Schließlich hat Europa schon diverse Kröten schlucken müssen, siehe schon beschlossene Zölle, siehe Erhöhung der Nato-Ausgaben, siehe die Abnahme von US-Gas. Das Problem ist, dass die EU gespalten ist zwischen Befürwortern einer harten Linie und denen, die eine Eskalation fürchten. Aber wie Donald Tusk schon 2018 über die Regierung Trump sagte: Wer braucht noch Feinde bei solchen Freunden?, giftet Le Soir.
Trump droht nach Belieben und aus Europa kommt: nichts, ärgert sich Het Belang van Limburg. Wobei sowieso die Frage ist, wie klar Trump noch im Kopf ist, schließlich hat er Europa in seinem Zoll-Brief als "Land" bezeichnet. Das deutet zumindest darauf hin, dass er für alle Ziele seiner neuen Zoll-Drohungen den gleichen Brief benutzt hat. Das Problem ist aber in der Tat, dass Europa eben kein "Land" ist, sondern eine bunte Ansammlung von Mitgliedsstaaten ohne echte Führung. Warum erwähnt Trump eigentlich nie den amerikanischen Dienstleistungssektor? Facebook, X, Instagram, Netflix, Amazon oder Microsoft? Offenbar fürchtet er, die Unterstützung des Silicon Valley zu verlieren. Das wäre also doch vielleicht ein interessanter Ansatzpunkt. Und wir sollten bitte auch nicht vergessen, dass es nicht nur die USA gibt. Wir können auch mit dem Rest der Welt Handel treiben. Das amerikanische Chaos ist auch eine Chance zur Stärkung der Position Europas, ist Het Belang van Limburg überzeugt.
"Bullshit" kommt nicht nur von Putin
De Standaard befasst sich aus einem anderen Grund mit Trump: So unglaublich es klingen mag, der amerikanische Präsident scheint tatsächlich langsam zu begreifen, dass Putin ihn an der Nase herumführt und gar keinen Frieden in der Ukraine will. Zumindest weisen entsprechende Äußerungen Trumps darauf hin. Und dass er der Ukraine doch wieder ein paar Patriot-Luftabwehrraketen liefern will. Aber wie immer bei Trump sind Worte nicht gleich Taten. Mit den paar Raketen können die Ukrainer eine Nacht lang russische Angriffe abwehren, das war's. Trumps Haltung gegenüber der Ukraine hat sich also nicht wirklich verändert. "Bullshit" bekommt man also nicht nur von Putin zu hören. Auch Trump verkauft mal wieder viel Unsinn und spielt mit den Hoffnungen der Ukrainer, prangert De Standaard an.
Boris Schmidt