"Trump kündigt zentnerschwere Zölle auf Kupfer und Pharma an", meldet De Tijd auf Seite eins. "Einfuhrzölle: Unklarheit auf der Zielgeraden bei den Verhandlungen zwischen der EU und den Vereinigten Staaten", so Le Soir. "Handelsstreit vertagt, aber nicht beendet: US-Präsident Donald Trump räumt der EU mehr Zeit ein", schreibt das GrenzEcho.
Die chaotische Einfuhrzoll-Politik des amerikanischen Präsidenten ist so aberwitzig wie ärgerlich, kommentiert Gazet van Antwerpen. Kommen die Zölle oder doch nicht? Wie hoch werden sie sein? Und wann sollen sie dann kommen? Offenbar weiß das niemand. Donald Trump nicht, seine Mitarbeiter nicht und seine Minister auch nicht. Nicht umsonst nehmen selbst amerikanische Analysten das Wort "Chaos" in den Mund. Die Börsen scheinen mittlerweile immun geworden zu sein gegen Trumps Launen und seine Jojo-Politik. Aber für hart arbeitende Unternehmer wird es immer schwieriger vorauszuplanen. Ganz zu schweigen vom erlittenen finanziellen Schaden und den Nerven, die das alles kostet. Nach Corona und der Explosion der Energiepreise durch den russischen Überfall auf die Ukraine ist das die zigste Herausforderung, der sie sich gegenübersehen, beklagt Gazet van Antwerpen.
Ein falsches Dilemma
Die Verlockung für die Europäer ist groß, bei den Verhandlungen mit Trump über die Einfuhrzölle mit der Faust auf den Tisch zu schlagen, merkt L'Echo an. Aber auch das würde das Problem nicht lösen, eine Auge-um-Auge-Politik würde die Eskalationsspirale nur beschleunigen. Außerdem muss sich Europa auch gar nicht entscheiden zwischen Souveränität und freiem Handel. Das ist ein falsches Dilemma. Stattdessen müssen die Staaten Europas konsequent die Barrieren für den Binnenhandel weiter abbauen, sie müssen ihre Handelskontakte diversifizieren. Und die Europäer müssen vor allem auch ihren Einfluss ausbauen, fordert L'Echo.
Het Laatste Nieuws befasst sich aus einem anderen Grund mit Donald Trump: Wir haben ja schon viel Schleimen gesehen, was Trump betrifft. Aber dass der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu den US-Präsidenten für den Friedensnobelpreis nominieren will – was für eine Ironie! Aber er musste sich wohl noch für die amerikanischen "Bunker-Buster" bedanken. Man könnte Tausende Gründe nennen, warum Trump sicher keinen Friedensnobelpreis bekommen sollte. Und man muss wahrlich kein Genie sein, um zu sehen, dass er bisher noch nicht wirklich viel Frieden geschaffen hat. Weder in der Ukraine noch im Nahen Osten. Mal abgesehen davon, dass Trump immer wieder die Muskeln spielen lässt, um schwächere Staaten unter Druck zu setzen, prangert Het Laatste Nieuws an.
Ehrlich kommunizieren
De Standaard greift die neue europäische CO2-Abgabe auf Emissionen auf, die ab 2027 eingeführt werden soll: Laut ersten Berechnungen würde so eine Klimasteuer Haushalte jährlich zwischen 250 bis 400 Euro kosten. Wobei das schwächere Einkommen natürlich deutlich schwerer treffen würde. Das wird für einige interessante politische Diskussionen sorgen, um es mal diplomatisch auszudrücken. Denn je stärker die Auswirkungen auf die Bürger abgeschwächt werden, desto weniger wirksam wird die Maßnahme sein im Kampf gegen den Klimawandel. Und wir haben ja keine andere Wahl, als den CO2-Ausstoß massiv zu reduzieren. Je länger wir damit warten, desto schmerzlicher wird es am Ende werden. Andererseits ist dem Klima auch nicht gedient, wenn die Europäer zuhauf in die Arme von Protestparteien getrieben werden. Ehrlich kommunizieren muss deshalb das Motto sein. Und betonen, dass solche Abgaben vermieden werden können, wenn die Transition hin zu klimafreundlicheren Alternativen schnell passiert, meint De Standaard.
Die bittere Realität ist nun einmal, dass der Übergang zu saubererer Energie schwierig ist und Geld kosten wird, unterstreicht De Tijd. Die Rechnung dafür ist zwar niedriger als die Kosten für eine unkontrollierte Klimaerwärmung, aber sie tut trotzdem weh. Denn sie muss kurzfristig beglichen werden, während sich die Kosten für die Entgleisung des Klimas nach und nach aufstapeln, gibt De Tijd zu bedenken.
Sprache als Schlüssel
Andere Zeitungen befassen sich mit den Plänen der flämischen N-VA-Bildungsministerin Zuhal Demir, Kindern zusätzlichen Sprachunterricht zu geben, wenn ihre Niederländisch-Kenntnisse zu wünschen übrig lassen. Die N-VA packt ein Tabu an, das andere lieber unter den Teppich kehren, lobt La Libre Belgique. Denn es ist eine berechtigte Frage, wie sich jemand wirklich integrieren soll, ohne die Sprache des jeweiligen Wohnorts zu beherrschen. Demirs Plan ist auch nicht nur einfach eine weitere Schulreform, er ist ein regelrechtes Manifest. Aber andererseits muss man auch aufpassen. Denn die Kinder sollen ihren zusätzlichen Sprachunterricht in eigenen Klassen bekommen. Und wenn bestimmte Kinder von ihren Altersgenossen getrennt werden, besteht auch immer die Gefahr, dass sie dadurch isoliert werden, warnt La Libre Belgique.
De Morgen scheint in die gleiche Kerbe zu schlagen: Es ehrt Demir, dass sie den Status quo durchbrechen will. Und es ist auch gut, dass sich der Fokus bei Sprachdefiziten zumindest vorläufig zu verschieben scheint – weg von individueller Schuld und Strafen für Eltern, hin zu einer proaktiven Herangehensweise. Aber alles wird von der praktischen Umsetzung abhängen. Wenn das zur Entstehung eines parallelen Systems führt mit vollständig separaten Klassen, dann droht die Medizin gefährlicher zu werden als die eigentliche Krankheit. Dann drohen ein noch größerer sprachlicher Rückstand, Isolierung und Demotivierung. Außerdem muss ja auch noch geklärt werden, woher die benötigten zusätzlichen Mittel und Lehrkräfte überhaupt kommen sollen. Und ob das Ganze zu einem strukturellen Bestandteil des flämischen Unterrichtswesens werden soll, so De Morgen.
Paradebeispiel für Nepotismus
In den frankophonen Zeitungen sorgt derweil die Ernennung von Lucie Demaret zur Vorsitzenden des Verwaltungsrats des Office National de l'Enfance (ONE) in der Wallonie für viel Wirbel. Demaret ist die Lebensgefährtin und Mutter des Kindes von MR-Chef Georges-Louis Bouchez. Diese Geschichte ist a priori mal wieder ein wunderbares Beispiel für Nepotismus, wettert L'Avenir, für Machtmissbrauch, um seiner eigenen Familie und Freunden Vorteile zu verschaffen. Ja, das Ganze mag zwar legal sein. Aber es ist und bleibt ein typisches Beispiel für das Sprichwort: "Macht, was ich sage, nicht was ich tue." Wie will Bouchez denn noch glaubwürdig seine ultraliberale Politik der angeblichen Meritokratie verteidigen, wenn er selbst nicht mal ihre grundlegenden Prinzipien respektiert? Und wenn er alle Kniffe und Schliche nutzt, um an sein Ziel zu gelangen?, empört sich L'Avenir.
Schluss mit dem PS-Staat und seiner Vetternwirtschaft, alles sollte anders werden, das hatte Bouchez doch immer versprochen im Wahlkampf, erinnert Le Soir. Aber wer vielleicht daran geglaubt hat, kann diese Illusionen jetzt getrost begraben. Denn das System ist das gleiche geblieben, nur die Macht hat die Hände gewechselt. Man kann sich sogar fragen, ob die Vetternwirtschaft mit der MR nicht sogar noch schlimmer geworden ist. Oder zumindest zynischer. Denn mittlerweile wird so etwas nicht mehr in irgendwelchen Hinterzimmern gedealt, sondern ganz schamlos in aller Öffentlichkeit. So etwas hatten sich selbst die Sozialisten nie getraut. Und es wirft einmal mehr Fragen auf bezüglich der enormen Machtfülle der Parteipräsidenten, betont Le Soir.
Boris Schmidt