Dass Prinz Laurent diesen Monat in die Demokratische Republik Kongo reiste, obwohl das Königshaus und der scheidende Premierminister ihm dringend davon abgeraten hatten, katapultiert den Prinzen heute auf die Titelseiten zahlreicher Blätter. "Laurent, der unkontrollierbare Prinz" mit dieser Balkenüberschrift macht Le Soir auf und schreibt, da im November Präsidentschaftswahlen in dem zentralafrikanische Land anstehen, hatte Premier Leterme dringend von der Reise abgeraten, um nicht den Eindruck entstehen zu lassen, dass Belgien sich auf die Seite des Kabila-Regimes schlägt.
Prinz oder Privatier: Laurent muss sich entscheiden…
Im Leitartikel heißt es hierzu, dass, wenn der Prinz darauf bestehe, ein Privatleben wie alle anderen führen zu können und Entscheidungen ohne vorherige Abstimmung treffen zu dürfen, er von seinem Titel und den damit verbundenen Verpflichtungen Abstand nehmen müsse. Sollte Laurent dies nicht verstehen, zwinge er Politiker eine solche Entscheidung für ihn zu treffen. Und das zu Recht.
Für Het Laatste Nieuws sind diese Politiker bereits am Werk. In der Abgeordnetenkammer wird nicht nur der scheidende Premier heute zur Kongoreise von Prinz Laurent Auskunft geben, sondern wollen die N-VA, die Liste Dedecker und die Rechtsaußenpartei Vlaams Belang fordern, die Apanage für den Prinz zu streichen. Der Leitartikler von Belgiens auflagenstärkster Zeitung geht ebenfalls hart mit Laurent ins Gericht und meint, dass ein Prinz in einer demokratischen Monarchie auf Geheiß des Königs oder des Premiers Hände schütteln soll. Ein Prinz der mit Steuergeldern bezahlt werde, habe sich demokratisch gewählten Volksvertretern zu fügen. Dieser Prinz schade der Monarchie, schlussfolgert der Leitartikler.
…oder es wird für ihn entschieden
"Leterme weist Laurent zurecht" titelt Het Belang van Limburg. Die politische Welt habe gestern, nach dem x-ten Zwischenfall mit Prinz Laurent in der Hauptrolle, Kopf gestanden. Auch der Leitartikler der limburgischen Tageszeitung geht auf den neuerlichen Versuch ein, die Apanagen aus Steuergeldern auf den König und den Kronprinzen zu beschränken. Sollte Prinz Laurent seine staatlichen Zuwendungen verlieren, dann sei er ein freier Mann und dürfe sagen was er wolle. Würden das die Politiker akzeptieren? - fragt sich der Leitartikler. Sein Fazit: Man habe ein Problem mit Prinz Laurent. Tue er nichts, gebe das Anlass zur Kritik, tue er etwas, sei es auch nicht gut.
De Morgen meint hierzu, dass der scheidende Premier bei seinen Erklärungen zum Kongo-Besuch von Prinz Laurent heute in der Abgeordnetenkammer vor allem Klarheit zur Frage schaffen müsse, ob Laurent auch mit Kongos Präsident Kabila zusammengetroffen ist. Es deute derweil alles darauf hin, so De Morgen, dass es zu einem solchen Treffen kam.
Het Nieuwsblad titelt hierzu: "Sie spielen Spielchen mit mir" und zitiert dabei den Prinzen, der unter dem Sperrfeuer der Kritik liegt. Laurent müsse zwischen seine Apanagen und seinen Instinkten wählen. Beides zu haben sei leider nicht möglich. Dies sei in einem Rechtsstaat wie Belgien, und das sei das Land trotz der politischen Probleme immer noch, nicht zu tolerieren.
Kongoreise - Fauxpas auf rutschigem Parkett
Auch La Libre Belgique macht mit dem Thema auf und widmet der Affäre zusätzlich den Leitartikel. Auch hier das Fazit des Kommentators: Prinz Laurent habe das Recht, zu reisen, wie es ihm gefällt. Niemand überwache seine Privatreisen. Seine jüngste Mission in der Demokratische Republik Kongo allerdings sei ungeschickt gewesen. Einige flämische Parteien hätten auf einen solchen Fauxpas nur gewartet, um die Zuwendungen des Prinzen in Frage zu stellen. Beim derzeitigen Rhythmus der Fehler des Königssohns würden diese Parteien wohl Recht bekommen. Laurent wird darüber klagen, doch der Prinz habe gerade ein Eigentor geschossen.
Bourgeois (N-VA) : Staatsreform - oder Regierungsbildung ohne uns
De Standaard titelt heute zur andauernden innenpolitischen Krise und meint, dass die PS, nach Ansicht des N-VA Spitzenpolitikers Geert Bourgeois, unbedingt ernsthafte Angebote für eine gründliche Staatsreform machen sollte. Im Gespräch mit der Zeitung erklärt Bourgeois, die N-VA habe alles probiert, um zu einer Einigung zu gelangen. Entweder komme es jetzt in den nächsten Tagen oder Wochen zu einem Kompromiss über eine gründliche Verfassungsreform und eine umfangreiche sozialwirtschaftliche Reform, oder aber es kommt zu einer Regierungsbildung ohne die N-VA, so Bourgeois im Gespräch mit De Standaard.
Hausse bei der Inflation
Das Wirtschaftsblatt L'Echo bringt heute die weiter wachsende Inflation auf die Titelseite und meint, dass die auf ihrem höchsten Stand seit Oktober 2008 liege. Verantwortlich für eine Inflationsrate von 3,52 % seien vor allem die hohen Energiepreise.
Play (-Off)
Gazet van Antwerpen und L'Avenir haben König Fußball auf der Titelseite und fürchten, dass der Start der Play-Offs in der ersten Fußballliga im Chaos zu versinken drohe. Grund hierfür sei unter anderem das Dringlichkeitsverfahren, das Eupen vor Gericht angestrengt hatte. Sollte in diesem Verfahren zugunsten der AS Eupen entschieden werden, könne dies weitreichende Folge für die Play-Off-Begegnungen haben, schreibt Gazet van Antwerpen.