Die meisten Zeitungen bringen heute Reportagen vom griechischen Luftwaffenstützpunkt Araxos, von wo aus die belgischen F16 zu ihren Missionen Richtung Libyen starten. Fast alle Blätter beschäftigen sich heute auch mit dem Sturz von Michel Daerden, der seit gestern offiziell nicht mehr Bürgermeister von Ans ist.
Weitere Themen sind die politischen Reaktionen auf die jüngsten Meinungsumfragen, ein Drama um drei rumänische Schwestern, die Benennung eines neuen obersten Atomkontrolleurs und die Verkehrspolitik.
"Belgische F16 wieder in Aktion", kommentiert heute Het Belang van Limburg ein Foto eines belgischen Kampffliegers auf seiner Titelseite. De Morgen bringt auf Seite 1 ein Bild des amtierenden Verteidigungsminister Pieter De Crem. Der, so die Schlagzeile, lächelt vor Stolz über die belgischen F16.
Truppenbesuch
Die Streitkräfte und das Verteidigungsministerium hatten gestern die Presse auf den griechischen Luftwaffenstützpunkt Araxos eingeladen. Von dort aus starten die belgischen Kampfbomber zu ihren Missionen im libyschen Luftraum. Auch gestern kehrten sie ohne ihre Bomben zurück: "Die liegen jetzt irgendwo in Libyen", zitiert Het Belang van Limburg einen Offizier. Het Laatste Nieuws hat seinerseits geheime Bilder einsehen können, die den eigentlichen Angriff zeigen. "Mit einem Mal wird aus dem Ziel ein Flammenmeer", bemerkt das Blatt.
Ende der Ära Daerden?!
Die meisten Zeitungen, auch die flämischen Blätter, widmen sich heute dem politischen Schicksal von Michel Daerden. Seit der Misstrauensantrag gestern vom Stadtrat in Ans verabschiedet wurde, ist Daerden nicht mehr der Bürgermeister seiner Heimatstadt. Für Le Soir ist das "wohl das Ende einer Ära". Noch ist Daerden zwar föderaler Pensionsminister - doch wie lange noch?
La Libre Belgique zeichnet ihrerseits , so die Schlagzeile, den "Weg eines macht-trunkenen Sozialisten" nach: ein untypischer Weg einer in vieler Hinsicht einzigartigen Person. In ihrem Kommentar ist La Libre Belgique mit Daerden nicht zimperlich. Diverse TV-Auftritte, vor allem im französischen Fernsehen, trieben einem immer wieder die Schamesröte ins Gesicht. Wut kam auf, wenn ein solcher Clown in den Augen der Franzosen als Vertreter Belgiens durchging. Vielleicht war Daerden zu Beginn noch ein sympathisches Zahlengenie, doch wandelte er sich zum Potentaten. "Macht korrumpiert, absolute Macht korrumpiert absolut."
Auch für L'Avenir hat Daerden den Bogen längst überspannt. Seine Auftritte wurden immer unerträglicher, unannehmbarer, desaströs für das Image seiner Partei, gar der Wallonie insgesamt. "Papa" ins Abseits zu stellen war lange Zeit schwierig, vor allem wegen seiner 72.000 Vorzugsstimmen bei den Parlamentswahlen im vergangenen Jahr. In Ungnade fallen konnte Daerden nur, weil sein System Risse bekommen hatte. La Libre Belgique und L'Avenir sind sich aber einig: Die Flügelkämpfe bei der Lütticher PS sind wohl noch nicht vorbei.
Krise unter dem Eindruck neuer Umfrageergebnisse
Innenpolitisch ist es einmal mehr eine dieser "entscheidenden Wochen". Vermittler Wouter Beke wird gegen Ende der Woche dem König Bericht erstatten. Einige Parteien stehen derweil unter dem Eindruck der Umfrage, die unter anderem La Libre Belgique gestern veröffentlichte.
Wenn es auch "nur" eine Umfrage ist, so kommentiert Le Soir, dann bestätigt die Erhebung mindestens einen Trend: Flandern rutscht immer weiter nach rechts. Und in Bezug auf die N-VA: Je mehr die N-VA blockiert, desto mehr gewinnt sie hinzu.
Auf frankophoner Seite fällt die Deutung der Ergebnisse unterschiedlich aus, wie De Standaard ausgiebig analysiert. Die Frage ist: Verlieren PS und CDH an Boden, weil sie zu weit gehen - oder nicht weit genug? Wenn die Frankophonen zu dem Schluss kommen, dass sie wegen zu großer Zugeständnisse an die Flamen abgestraft werden, dann kann Beke sofort seinen Rücktritt einreichen, meint De Standaard. Erschwerend ist schon jetzt der Umstand, dass N-VA und PS sich weiterhin gegenseitig für die Patt-Stellung verantwortlich machen.
A propos Krise: der Leitartikler von Het Belang van Limburg versteht nach eigenen Worten gar nichts mehr. Das Schmierentheater in der Rue de la Loi hat mit der Diskussion über die möglicherweise wahren Absichten der N-VA seinen traurigen Höhepunkt erreicht. Dabei bleiben wichtige Herausforderungen außen vor.
Das schlechte Umfrageergebnis der CDH könnte derweil für Parteichefin Joëlle Milquet Folgen haben, wie La Libre Belgique berichtet. Demnach soll der Stabwechsel zwischen Milquet und ihrem designierten Nachfolger Benoît Lutgen jetzt definitiv eingeläutet werden.
Odyssee dreier rumänischer Schwestern
Het Nieuwsblad und Het Laatste Nieuws widmen ihre Titelseite dem tragischen Schicksal dreier Schwestern aus Rumänien, die eine Zeit lang bei einer belgischen Gastfamilie gewohnt haben. In der Zwischenzeit stellte sich heraus, dass sie in ihrer Heimat von ihrem Stiefvater missbraucht wurden. Ihre Mutter, die die Mädchen hatte verwahrlosen lassen, hat jetzt doch mit Erfolg die Rückkehr ihrer Töchter nach Rumänien eingeklagt. Die Kinder wurden gestern nach langem Hin und Her in ihre Heimat abgeschoben. Die Haltung der belgischen Behörden in dieser Angelegenheit ist beschämend, kritisieren Het Nieuwsblad und Gazet van Antwerpen in ihren Leitartikeln. Belgien hat keinen Versuch unternommen, den Mädchen eine bessere Zukunft zu geben.
Unabhängigkeit
Unter dem Eindruck der Atomkatastrophe in Japan schickt sich unterdessen Belgien an, den Posten des Leiters der föderalen Agentur für Nuklearsicherheit neu zu besetzen. Zwei der vier Kandidaten kommen direkt aus der Atombranche, wie Le Soir bemerkt. Das wäre, als würde der Chef der Fortis Präsident der Bankenaufsicht. Auch De Morgen stellt sich die Frage, ob der Chef einer Electrabel-Zweigstelle unabhängig genug sein kann, um der Atombranche auf die Finger zu gucken.
De Standaard widmet heute seinen Leitartikel dem Weißbuch der EU-Kommission über die europäische Verkehrspolitik bis 2050. Man mag die darin formulierten Ziele für unrealistisch oder überzogen halten. Doch im Grunde hat die Kommission recht. Uns erwartet eine Revolution, und die gehört vorbereitet.
Le Soir schließlich wartet heute mit einer ganz besonderen Titelseite auf: Das Blatt beglückwünscht Kapitän Haddock zu dessen "Geburtstag". Die Comic-Figur von Hergé wird heute siebzig Jahre alt.
Archivbild: Eric Lalmand