"Der gewalttätige und rassistische Streifzug der Hooligans aus Brügge", titelt Le Soir. "Nach der rassistischen Razzia jetzt die Randalierer", so der Aufmacher bei La Dernière Heure. "Neues Gesetz mit strengeren Regeln rund um den Fußball kommt schneller nach dem unrühmlichen Pokalfinale", schreiben gleichlautend Het Nieuwsblad und Gazet van Antwerpen auf Seite eins.
Viele Zeitungen beschäftigen sich auch in ihren Leitartikeln mit der Gewalt, die es rund um das Pokalfinale am Sonntag in Brüssel zwischen dem FC Brügge und dem RSC Anderlecht vor allem in der Stadtgemeinde Molenbeek gegeben hat.
Het Nieuwsblad führt aus: Was in Molenbeek passiert ist, war kein Hooliganismus. Hooligans verabreden sich mit ihren Rivalen, um sich mit ihnen zu prügeln. Wer in schwarzen Kapuzenpullis durch Molenbeek läuft und ruft 'Wo sind die Moslems? Wir kommen, um euch zu töten! Geht zurück in euer Land!' und dabei jeden, auf den er trifft, attackiert, ist kein Hooligan. So ein Mensch ist ein Krimineller auf dem Kriegspfad mit rassistischen Motiven, Mitglied einer Bande. Das kann und muss viel schwerer bestraft werden als Ausschreitungen bei einem Fußballspiel. Wenn es als Strafe nur lebenslanges Stadionverbot geben sollte, wäre das einfach nur lächerlich, meint Het Nieuwsblad.
Selektive Empörung ist nicht angebracht
Auch La Dernière Heure behauptet: Das waren keine Hooligans, die am Sonntag durch Molenbeek, Jette und Laeken gezogen sind. Man muss sie Rassisten und Barbaren nennen. Sie hatten nur ein Ziel: nämlich, alles Arabische zu zerstören. Islamfeindliches Gebrüll, Nazigruß, zerstörte Schaufensterscheiben, Angriffe auf Händler und ältere Menschen. Kurz: eine Schande. Die Gewalt beginnt hier. Junge Menschen aus Brüssel haben noch am Sonntag mit Gegengewalt geantwortet, was ebenfalls zu verurteilen ist. Aber hatten sie die Wahl? Die Ordnungskräfte waren nicht da, um die Faschos zu stoppen, beklagt La Dernière Heure.
Het Laatste Nieuws bemerkt: Auslöser der Gewalt waren ganz klar die Hooligans aus Brügge, als sie unschuldige Bürger, Moslems, angegriffen haben. Daran besteht kein Zweifel. Doch leider blieb die Antwort nicht aus. Angeblich minderjährige Jugendliche nahmen den Fehdehandschuh aufgegriffen und griffen unschuldige Fans des FC-Brügge an. Das zeigt wieder einmal, wie Recht Sammy Mahdi hat, wenn er sagt: jungen Abschaum gibt es zu allen Zeiten in allen Kulturen. Zur Erinnerung: Mahdi ist Vorsitzender der CD&V und hat selbst einen Migrationshintergrund. Mit seinem Spruch warnt er vor selektiver Empörung. Und auch die ist in Bezug auf Sonntag nicht angebracht. Natürlich regen sich linke Medien jetzt wieder furchtbar auf. Völlig zu Recht übrigens. Aber wo ist ihr Aufschrei, wenn junge Menschen mit Kalaschnikows in der U-Bahn stehen und den öffentlichen Raum unsicher machen für alle anderen, fragt Het Laatste Nieuws.
Radikale Maßnahmen
Le Soir überlegt: Man muss sich Fragen stellen, warum es überhaupt zu diesen abscheulichen Vorfällen am Sonntag kommen konnte. Was haben die Organisatoren des Spiels am Sonntag gemacht? Sie wussten doch, dass diese schwarzen Schafe des Fußballsports kommen werden. Auch die Polizei von Brüssel muss sich Fragen gefallen lassen. Ganz offensichtlich war sie auf die Ereignisse nicht vorbereitet. Hat Flandern sie vorher nicht informiert? All diese Fragen müssen beantwortet werden, um in Zukunft so einen Skandal wie am Sonntag zu verhindern, fordert Le Soir.
De Standaard schlägt vor: Der Fußball sollte mir radikalen Maßnahmen auf die Ereignisse von Sonntag reagieren. Es sollte zum Beispiel entschieden werden, dass Gästefans bei Spielen verboten sind oder Pokalendspiele auf neutralen Boden wie am Sonntag grundsätzlich ohne Publikum stattfinden. Das würde natürlich auch alle anderen Fußballliebhaber treffen. Dadurch könnte aber der Druck erhöht werden, Gewalt aus dem Fußball zu verbannen, regt De Standaard an.
Keine Mini-Trumps für Australien und Kanada
De Tijd notiert zur Lage in Nahost: Israel will eine neue Bodenoffensive im Gazastreifen beginnen. Die Menschen in Gaza leiden zurzeit unter Hunger, weil Israel seit zwei Monaten humanitäre Hilfe blockiert. Was Israel in Gaza macht, ist unwürdig für einen demokratischen Rechtsstaat. Die humanitäre Krise wegen der Hungersnot ist Folge einer politischen Entscheidung. Der Krieg ist keine Selbstverteidigung mehr, sondern eine nicht zu akzeptierende kollektive Bestrafung von Zivilisten, schimpft De Tijd.
La Libre Belgique schreibt zu den Wahlen in Australien und Kanada: In beiden Ländern haben die mitte-links Kandidaten gewonnen. Ihre Gegner aus dem rechten Lager, die zum Teil ähnliche Ideen wie US-Präsident Trump hatten, haben überraschend deutlich verloren. Die Bürger in Kanada und Australien haben damit ein klares Zeichen gesetzt. Sie haben sich für Mäßigung und Respekt ausgesprochen und gegen aggressives Verhalten und Misstrauen, freut sich La Libre Belgique.
Kay Wagner