"Papst Franziskus (1936-2025)", titeln De Morgen und Gazet van Antwerpen. "Papst Franziskus – Papst der Schlichtheit und Nüchternheit", würdigt Het Belang van Limburg. "Papst Franziskus, der Hirte, der die Kirche erschüttern wollte", so La Libre Belgique. "Adieu Franziskus – der Papst, der die Kirche erschüttert hat", meint La Dernière Heure. "Abschied vom leisen Revolutionär", schreibt das GrenzEcho. "Eine Herrschaft ohne Wunder", hebt Le Soir hervor.
Selbst ein Papst ist das Kind der Umstände, unter denen er aufgewachsen ist, hält De Standaard in seinem Leitartikel fest: Das gilt auch für Franziskus. Als Kind von Migranten trat er während seines Pontifikats für die Schwächsten ein – für Flüchtlinge, für Migranten, für Menschen ohne Papiere. Als Bischof und Erzbischof von Buenos Aires sah sich der spätere Papst mit Korruption innerhalb der Kirche konfrontiert – dem setzte er seinen eigenen, bewusst schlichten Lebensstil entgegen und dagegen kämpfte er später auch in Rom. Wir wissen noch nicht, wie der künftige Papst aufgewachsen ist. Dass Franziskus die meisten Kardinäle selbst ernannt hat, ist noch keine Garantie, dass sein Nachfolger den progressiven Weg weiter beschreiten wird. Die Welt ist seit 2013 nach rechts gerückt und konservativer geworden, warnt De Standaard.
Ein historischer Moment
Der Tod von Papst Franziskus berührt selbst Nicht-Gläubige, unterstreicht La Dernière Heure: seine Schlichtheit, seine Menschlichkeit, seine Unvollkommenheit haben die Menschen bewegt. Er ist oft angeeckt, er war manchmal zu laut, gerade für Rom, aber auch bei seinem Besuch in Belgien. Das war Franziskus: ehrlich, nahbar, aber auch radikaler als viele glaubten in seiner Treue zur Kirche. Er hat den Konservativen der Welt ins Gewissen geredet, er war unbequem für die Oberflächlichen, er hat aber auch die Progressisten enttäuscht mit dem Umfang seiner Reformen, zählt La Dernière Heure auf.
Ob gläubig oder weniger gläubig: Der Tod eines Papstes bewegt viele Menschen, hebt auch Gazet van Antwerpen hervor. Hinzu kommt der besondere Todestag von Franziskus, der alles noch symbolträchtiger macht für Christen. Ein Kirchenfürst hat natürlich auch immer eine gewisse Aura. Das spüren selbst Menschen, die nicht mehr in die Kirche gehen oder die sich nicht mehr als gläubig bezeichnen. Der Tod eines Papstes ist vergleichbar mit dem eines Königs oder einer Königin – es ist einfach ein historischer Moment. Bei Franziskus kommt noch hinzu, dass er beliebt war: Nicht nur durch seine natürliche Ausstrahlung, sondern auch wegen seiner betonten Schlichtheit und seinen fortschrittlichen Visionen für die konservative Kirche, würdigt Gazet van Antwerpen.
Auch verpasste Chancen
Der Einsatz von Papst Franziskus für die Schwächsten der Gesellschaft ist unbestritten, kommentiert L'Avenir. Aber Franziskus war natürlich noch viel mehr: Er war eine echte Popikone mit Millionen Fans in den Sozialen Netzwerken, er fuhr einen Fiat 500, er inspirierte Straßenkünstler und schaffte es selbst auf die Titelseiten von Magazinen wie dem "Rolling Stone". So etwas hatte es bis dahin noch nie gegeben in der Geschichte des Papsttums. Dann waren da noch seine Fähigkeit, Kontakt zu Menschen aufzubauen, seine Umarmungen, sein Lachen, seine überfüllten Messen – Franziskus war einer der beliebtesten Päpste aller Zeiten. Aber es gab auch verpasste Chancen, zum Beispiel als Franziskus Ärzte, die Abtreibungen durchführen, als "Auftragsmörder" beschimpfte. Oder als er Abbé Pierre nur als "Sünder" bezeichnete anstatt als Kriminellen und Vergewaltiger, erinnert L'Avenir.
Als Jorge Mario Bergoglio im März 2013 Papst wurde, war das eine stille Revolution, schreibt das GrenzEcho. Ein Papst aus Lateinamerika, der sich Franziskus nannte – wie der Heilige der Armen. Viele hofften auf eine Kirche, die sich öffnet, erneuert, modernisiert. Von dieser Hoffnung ist wenig geblieben. Es gab starke Gesten, aber im Innersten ist die katholische Kirche fast dieselbe geblieben – patriarchal, hierarchisch, auf Machterhalt bedacht. Franziskus war nicht der moderne Papst, den sich viele erhofft hatten. Er war lediglich weniger konservativ als sein Vorgänger. Die großen Reformen – Gleichstellung von Frauen, wirkliche Aufarbeitung sexualisierter Gewalt, echte Beteiligung der Gläubigen – sind ausgeblieben oder stecken im Sand vatikanischer Trägheit. Der Papst hat Türen geöffnet, aber kaum eine durchschritten. Franziskus war ein Papst der Symbolik. Der nächste Papst muss mehr sein, mahnt das GrenzEcho.
Warten auf den weißen Rauch
Die Erwartungen und Hoffnungen waren groß, als der Papst 2013 sein Amt antrat, fasst Le Soir zusammen: Damals schien ein frischer Wind zu wehen, man versprach sich Reformen. Aber letzten Endes herrscht nach zwölf Jahren Franziskus Enttäuschung vor. Aber war überhaupt mehr möglich? In diesem Vatikan, der jeden Versuch der Erneuerung und des Wandels schon im Keim erstickt? Einen klaren Kurs zu fahren ist alles andere als einfach in dieser zerstrittenen katholischen Welt, die vom Islam und den Evangelikalen in die Zange genommen wird. Und das sind nur die strukturellen Stolpersteine gewesen. Hinzu kommt noch die ambivalente Persönlichkeit des Papstes, der im Kern sehr konservativ war, sich selbst aber als ultra-fortschrittlich verstand, gibt Le Soir zu bedenken.
Papst Franziskus hatte sich fest vorgenommen, das Ruder herumzureißen und die Kirche auf einen neuen Kurs zu setzen, merkt Het Belang van Limburg an. Das ist ihm nicht in allen Bereichen gelungen. Aber auch, wenn er vielen nicht weit genug gegangen ist, hat er doch zumindest den Mut gehabt, Geschwüre zu öffnen, die jahrzehntelang vor sich hin geeitert hatten. Letzten Endes hat Franziskus dem Ruder einen Stoß gegeben, es ist ihm auch gelungen, den arg ramponierten Ruf der Kirche zumindest wieder etwas aufzupolieren. Ob das reichen wird, um das Schiff auf neuen Kurs zu bringen, ist noch nicht absehbar. Dazu wird man auf den weißen Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle warten müssen, so Het Belang van Limburg.
Boris Schmidt