"Einfuhrzölle: Trump hat die Märkte abstürzen lassen", titelt L'Avenir. "Blutbad an den amerikanischen Börsen", meldet Het Laatste Nieuws. "Hunderte Milliarden in Rauch aufgegangen", schreibt Het Nieuwsblad. "Weltweite Beunruhigung", so der Aufmacher bei Le Soir. "Welthandel steht vor Zerreißprobe", liest man beim GrenzEcho.
Trump hat es also wieder geschafft, die Welt fassungs- und sprachlos zu machen, konstatiert La Dernière Heure in ihrem Leitartikel. Sein jüngster Auftritt hatte alle Elemente des Trumpismus: grobe Vereinfachung, Fake News, Schwarz-Weiß-Denken und angebliche vergangene Größe zurückbringen wollen. Trumps Pläne sind auf Sand gebaut und auf Träume. Aber Zölle auf ausländische Waren kommen gut an in den amerikanischen Industriebrachen, die amerikanischen Arbeiter werden Trump weiter zujubeln. Zumindest bis sie zur Kasse gebeten werden durch explodierende Preise. Das ist kein "Liberation Day", kein "Tag der Befreiung", wie Trump behauptet, es ist "Deflagration Day", "Tag der Verpuffung", giftet La Dernière Heure.
Das Dilemma der internationalen Gemeinschaft
Für Het Laatste Nieuws ist es "Taxation Day", also "Tag der Besteuerung". Was der angeblich so gewiefte Geschäftsmann Trump da macht, ist nämlich nichts anderes, als massiv neue Steuern zu erheben. Und das, obwohl er Steuern vorgeblich doch so hasst. Trump will ja auch, dass viele Produkte wieder in den Vereinigten Staaten hergestellt werden. Aber wer soll das denn überhaupt machen? So gut wie alle arbeitsfähigen US-Bürger arbeiten schon. Und die Migranten, die die Jobs vielleicht machen könnten, werden von Trumps Regierung nach El Salvador in Horrorgefängnisse deportiert. Es ist wirklich erstaunlich, wie eine sogenannte "konservative" Partei den internationalen Handel so aufgeben kann, schreibt Het Laatste Nieuws.
Die internationale Gemeinschaft steht vor einem Dilemma, resümiert L'Avenir: Auf die US-Zölle mit eigenen Zöllen zu antworten, das würde bedeuten, in die zerstörerische Logik eines globalen Handelskrieges zu verfallen. Nichts zu tun, das käme aber einer strategischen Kapitulation gleich. Vielleicht muss man also einen dritten Weg finden. Zum Beispiel, indem man versucht, die Vereinigten Staaten durch Drohungen zu Verhandlungen zu bewegen. Außerdem könnte gerade Europa versuchen, die Chance für neue Freihandelsabkommen mit Asien oder Afrika zu nutzen. Die echte Frage darf nicht lauten: Wer kann am härtesten zuschlagen? Sondern: Wer schafft es am besten, sich auf die Zeit nach Trump vorzubereiten? Europa steht mit dem Rücken zur Wand: Es muss sein eigenes Drehbuch schreiben, ohne dabei den Sirenen des Protektionismus nachzugeben, fordert L'Avenir.
Die beste Antwort auf die Welle amerikanischer protektionistischer Maßnahmen ist nicht "Auge um Auge, Zahn um Zahn", appelliert derweil De Tijd. Das Gegengift für Trumps Einfuhrzölle muss lauten: mehr Handel mit dem Rest der Welt und innerhalb der Europäischen Union. Denn brutal zurückzuschlagen mit eigenen Zöllen würde letztlich vor allem die Verbraucher hierzulande treffen. Und vielleicht wird die Menschheit am Ende ja sogar etwas Positives lernen aus dem Ganzen: Nämlich, dass Handelsfrieden besser ist als Handelskrieg, wünscht sich De Tijd.
Trumps Vision einer Weltordnung
Die europäischen und asiatischen Börsen leiden zwar auch unter Trumps Wirtschaftskurs, aber es ist die amerikanische Börse, die am härtesten getroffen wird, hält L'Echo fest. Den amerikanischen Präsidenten scheinen die anhaltenden Kursverluste an der Wall Street jedoch nicht zu jucken. Und das, obwohl ein Großteil des Wohlstands der Bürger der Vereinigten Staaten davon abhängt. Trump scheint sich auch genauso wenig um die Auswirkungen seiner Maßnahmen auf die Inflation und die Kaufkraft zu scheren, oder darum, was er dem Wirtschaftswachstum antut. Vielleicht wird hier wirklich eine Seite umgeblättert und wird der "amerikanische Exzeptionalismus", der die US-Wirtschaft zu so einer Ausnahmeerscheinung gemacht hat, gerade zu Grabe getragen, sinniert L'Echo.
Wer hofft, Trump werde unter innenpolitischem Druck nachgeben, verkennt, wie wenig ihm an den tatsächlichen Bedürfnissen seiner Wähler liegt, kommentiert das GrenzEcho. Ihm geht es um Kontrolle, Konfrontation – und die von ihm so geliebten Zölle. Es ist eine Obsession, keine Strategie. Sein Plan gleicht eher einem wütenden Schlägertrupp mit Baseballschläger als einem strukturierten Aufbauprogramm der US-Wirtschaft. Kollateralschäden sind eingepreist. Internationale Abkommen existieren nur noch auf dem Papier. Europa muss sich darauf einstellen, dass dieser Kurs keine Episode ist. Er ist Trumps Vision einer Weltordnung, in der nur nationale Interessen zählen, Handel ein Nullsummenspiel ist und Kooperation als Schwäche gilt. Wer sich darin nicht behauptet, wird zerschlagen – vom Vorschlaghammer einer entfesselten amerikanischen Wirtschaftspolitik, warnt das GrenzEcho.
Hat der Wahnsinn Methode?
Alles deutet darauf hin, dass die Einfuhrzölle keine temporäre Drohung sind, sondern die neue Politik der Vereinigten Staaten repräsentieren, schlägt De Morgen in die gleiche Kerbe. Ökonomisch betrachtet grenzt der Trumpismus an Wahnsinn. Am schwersten werden Trumps Maßnahmen zumindest am Anfang die Amerikaner selbst treffen. Aber selbst die zynische Hoffnung, dass eine Rezession Trump vielleicht auf andere Gedanken bringen könnte, könnte sich als hohl erweisen. Trump kann seine murrende Wählerschaft immer mit einer noch schärferen Einwanderungs- und Identitätspolitik beschwichtigen. Und schließlich gibt es ja auch immer noch die Möglichkeit, irgendwo im Ausland einen Krieg anzuzetteln, um von Problemen zu Hause abzulenken, erinnert De Morgen.
Auch wenn viele es denken: Trump ist weder dumm noch verrückt, meint Het Belang van Limburg: Er ist höchstens ein hochgradiger Narzisst. Natürlich weiß er, dass seine Maßnahmen die Inflation in den USA befeuern werden. Das sind eben Kollateralschäden, was soll's. Er weiß auch, dass es mindestens fünf bis zehn Jahre dauern wird, um Industriekapazitäten in die Vereinigten Staaten zurückzuholen. Schließlich beschäftigt sich Trump nicht umsonst mit der Frage, wie er die Verfassung aushebeln kann, um über seine zweite Amtszeit hinaus Präsident zu bleiben. Und seine Strategie scheint zu funktionieren. Überall wird jetzt davon geredet, dass mögliche Gegenmaßnahmen gegen seine Zölle "schlau und durchdacht" sein müssen, dass man doch mit den Amerikanern reden müsse. Trump lacht sich derweil ins Fäustchen, ist Het Belang van Limburg überzeugt.
Boris Schmidt