"Es ist aus - Bruch zwischen N-VA und CD&V", mit diesem Titel macht De Morgen heute auf und meint, dass die Kritik des scheidenden Premiers Yves Leterme an N-VA-Parteichef De Wever den flämischen Nationalisten in den falschen Hals geraten ist. Mit seiner Attacke habe Leterme seinen eigenen Parteichef Wouter Beke und dessen Erfolgschancen bei den Verhandlungen zur Staatsreform torpediert, zitiert De Morgen den N-VA Spitzenpolitiker Siegfried Bracke.
Im Leitartikel heißt es hierzu, man habe keine individuellen Sticheleien sondern eine kollektive Artilleriesalve von Seiten der CD&V auf die N-VA erlebt. Die Geduld vieler flämischer Parteien mit der N-VA schwinde, so meint der Leitartikler in De Morgen. Die Notwendigkeit, sich inhaltlich und strategisch von der nationalistischen Partei abzusetzen, steige. Ist die N-VA auf der Suche nach Einigung oder will sie nur ihre Ausgangsposition bei Wahlen stärken? Beides sei für die Partei legitim, doch sei an der Zeit, deutlich zu machen, wohin die Reise geht.
CD&V und N-VA: Stichelei, Ehestreit oder doch schon Krieg?
De Standaard sieht zwischen N-VA und CD&V zwar einen Familienstreit entbrannt, glaubt aber noch nicht an den Bruch. Es sei menschlich, meint der Leitartikler: Da fahre man einen grandiosen Wahlsieg ein, doch 300 Tage später habe man immer noch nichts zu sagen, während die scheidende Regierung weiter im Cockpit sitze und fleißig weiterregiere. Da müsse man Dampf ablassen. Dennoch müsse man feststellen, dass beides auch zu kritisieren sei. Regierungsverhandlungen die nach 300 Tagen nirgendwo sind, und eine agierende, aber eigentlich scheidende Regierung, wie wir sie jetzt erleben, das sei schwindelerregend. Noch einen Monat, und dann sei ein Jahr vergangen, seit der flämische Liberalen-Parteichef Alexander De Croo die Regierung Leterme zu Fall brachte. Es sei an der Zeit, dass Di Rupo und De Wever einer Einigung jetzt zügig Konturen verschafften.
Geheime Übereinkunft zwischen Leterme und Di Rupo?
In Het Nieuwsblad ist von einem Krieg zwischen CD&V und N-VA die Rede. Bei der N-VA müsse der Eindruck entstehen, dass Elio Di Rupo und die PS Yves Leterme den Posten des Premierministers in einer nächsten Regierung angeboten haben, wenn dafür die N-VA im Gegenzug nicht zu den Koalitionspartnern gehören würde, so N-VA-Politiker Siegfried Bracke im Interview der Zeitung. Im Leitartikel interpretiert das Blatt das Verhalten und die Kritik der CD&V an den flämischen Nationalisten als eine Geste des Zähnefletschens, die vielen flämischen Christdemokraten wohltue. Für sie war es an der Zeit, dass ihre Partei noch mal die Zähne zeigt. Dennoch bleibe die CD&V in der Nähe der N-VA, alles andere wäre derzeit in Flandern auch politischer Selbstmord.
Nicht Leidenschaft, sondern Strategie
Auch La Libre Belgique schreibt, bei CD&V und N-VA hänge der Haussegen schief, und man erlebe gerade einen Ehestreit. Sei dies die Wende? - fragt sich La Libre und vergleicht die Situation mit den legendären Streitereien zwischen Liz Taylor und Richard Burton. Zusammen, auseinander, und wieder zusammen… Ein gewagter Vergleich, wie der Leitartikler eingesteht, denn beim Paar Leterme - De Wever zähle nicht die Leidenschaft, sondern die Strategie. Nach der Wahlniederlage sei die CD&V vom Radar verschwunden, jetzt melde sie sich über den schon totgeglaubten Premier Leterme zurück. Seine Feststellung, dass die N-VA bislang auch nichts vorzuweisen habe, sei treffend. Die flämischen Wähler hätten die N-VA nicht gestärkt, damit ihre Spitzenpolitiker das System lähmen. Sie sollten es weiterentwickeln.
Bart De Wever nicht der Alleinschuldige
Der Leitartikler von Het Belang van Limburg fragt sich, weshalb Bart De Wever und die N-VA als alleinige Schuldige für die derzeitige Situation dastehen sollen. De Wever habe schließlich mehrfach fast gebettelt, Initiativen ergreifen zu dürfen. Diese Chance habe man ihm nicht gegeben. Diejenigen, die mit aller Macht verhindern wollen, dass das Land so verändert wird, wie die Partei, die in Flandern die Wahl gewonnen hat, es will, würden nur beweisen, dass der belgische Kompromiss nicht mehr funktioniert und man mit Belgien deshalb besser Schluss machen solle. Auf der Titelseite vermerkt Het Belang heute übrigens, dass die Politiker im Land sich Sorgen machen sollten: Nur noch 13 % der Belgier setzen nämlich noch Vertrauen in sie.
EU-Frühjahrsgipfel: Wackelkandidaten und Wüteriche
Het Laatste Nieuws und das Wirtschaftsblatt L'Echo haben heute die Demonstrationen am Rande des in Brüssel stattfindenden EU-Gipfels auf der Titelseite. Während Het Laatste Nieuws zu den hitzköpfigen Hooligans unter den Demonstranten schreibt, meint L'Echo, dass der erste Tag des EU-Frühlingsgipfels durch Euro-Wackelkandidat Portugal, der möglicherweise eine 75 Milliarden-Euro-Finanzspritze braucht, überschattet war.
Steigende Zahl von Asylanträgen
Le Soir macht mit einer derzeit monatlich um 30 % steigenden Zahl von Asylanträgen in Belgien auf und meint, dass der zuständige Staatsekretär Courard deswegen die Alarmglocke läute.
Heißer Schnee im Hafen von Antwerpen
Gazet van Antwerpen informiert auf der Titelseite über die steigende Zahl von Hafenarbeitern, die in der Scheldestadt mächtig am Drogenhandel verdienen. Für das Löschen von "heißen" Ladungen aus Containern zahle die Drogenmafia im Antwerpener Hafen 15.000 Euro pro Container.
Bild: Filip Claus (belga)