"Außenhandel: US-Präsident kündigt Zölle von 25 Prozent auf Autoimporte an – Trump: Beginn des 'Tages der Befreiung in Amerika", liest man im GrenzEcho. "Wer sind die Verlierer und die Gewinner der amerikanischen Einfuhrzölle auf Autos?", fragt L'Echo. De Morgen formuliert sehr ähnlich. "Autozölle: Allein für VW, Mercedes und BMW beträgt der Schaden schon jetzt mindestens elf Milliarden Euro", meldet De Tijd.
Donald Trump lässt keine Chance aus, um die Nachrichten zu dominieren, seufzt Gazet van Antwerpen in ihrem Leitartikel. Dieses Mal unter anderem mit seiner Ankündigung von Einfuhrzöllen von 25 Prozent auf importierte Autos. Einen Monat später sollen für Autoteile gleich hohe Zölle folgen. Am schlimmsten wird das die asiatischen und europäischen Autohersteller treffen, vor allem die deutschen. Denn etwas mehr als die Hälfte der importierten Autos in den Vereinigten Staaten stammt aus Deutschland.
Das Seltsame an der ganzen Geschichte ist, dass so gut wie kein Wirtschaftsexperte glaubt, dass die amerikanischen Bürger von Trumps Zoll-Politik profitieren werden. Denn Einfuhrzölle machen Produkte teurer, befeuern die Inflation und führen zu Gegenzöllen. Die Faustregel lautet: Bei Handelskriegen gibt es keine Gewinner.
Trump bleibt derweil davon überzeugt, dass er die Autohersteller so zwingen kann, mehr Fahrzeuge in Amerika zu produzieren. Man wird sehen, ob dieser Plan aufgeht. Aber selbst wenn es so wäre, würde das Jahre dauern, betont Gazet van Antwerpen.
Trumps Angriff auf die Weltwirtschaft
Trump spielt ein gefährliches Spiel, kommentiert De Morgen, nicht zuletzt für die Vereinigten Staaten selbst. Es könnte zu einem Dominoeffekt in der Weltwirtschaft kommen. Wenn die EU-Staaten, Kanada und die asiatischen Produzenten Gegenmaßnahmen ergreifen, droht ein Handelskrieg zwischen den traditionellen Verbündeten. Ein Krieg, bei dem alle verlieren würden wegen der höheren Preise nicht nur für Autos, sondern für alle Güter und Dienstleistungen. Es ist eine Illusion zu glauben, dass die USA so einer erneuten Inflation entkommen könnten, ist De Morgen überzeugt.
Der so gefürchtete Handelskrieg weitet sich also aus, hält L'Echo fest, auf Stahl und Aluminium folgen kommenden Mittwoch Autos. Was einige noch bis vor Wochen für eine bloße Verhandlungsstrategie von Trump hielten, wird immer mehr zu einem echten Angriff auf die Weltwirtschaft. Leiden wird darunter die Wirtschaft auf beiden Seiten des Atlantiks. Das macht es aber nicht einfacher, eine angemessene Antwort auf Trumps Beschlüsse zu finden. Natürlich muss Europa Rückgrat zeigen und sich ebenfalls entschlossen geben. Andernfalls würde es Trump und seiner Politik der Schwächung von Partnern nur in die Karten spielen. Allerdings darf Europa nicht in eine Logik des "Auge um Auge, Zahn um Zahn" verfallen. Denn im aktuellen Kontext würde das bedeuten, sich selbst in den Fuß zu schießen, warnt L'Echo.
Laut Schätzungen könnte Trumps jüngste Zoll-Salve die Autoindustrie pro Jahr 110 Milliarden Dollar an Zöllen kosten, meldet die Wirtschaftszeitung De Tijd. Und auch die amerikanischen Verbraucher kommen nicht ungeschoren davon, der Preis eines Durchschnittswagens in den USA könnte um 9.000 Dollar steigen. Aber dahinter könnte sich ein noch riskanterer Plan von Trump und Co. verbergen – ein Versuch, das weltweite Finanz- und Handelssystem zu verändern und am Status des Dollars zu rütteln. Dass so ein Plan laut einhelliger Expertenmeinung unrealistisch und destabilisierend wäre, ist da kein Trost. Denn mit Trump und Konsorten im Weißen Haus muss man mit solchem "Bullshit" sicher rechnen. Die Einfuhrzölle Trumps könnten also nur der Vorbote für Schlimmeres sein, befürchtet De Tijd.
Europas Hebel in der Ukraine
Das GrenzEcho befasst sich mit dem gestrigen Ukraine-Gipfel in Paris: Es war ein symbolträchtiger Gipfel. Frankreichs Macron und Großbritanniens Starmer haben einmal mehr das getan, was in Berlin, Rom und Madrid noch immer gescheut wird: Sie haben ausgesprochen, was sich abzeichnet. Die Option, Truppen auf ukrainischem Boden zu stationieren. Das war keine reine Solidaritätsbekundung – es war ein Signal, nach Moskau ebenso wie an die Adresse der EU-Partner.
Es ist auch mehr als Rhetorik, es ist eine strategische Ansage. Dass Moskau bereits jetzt allergisch auf die bloße Erwähnung europäischer Truppen reagiert, unterstreicht deren potenzielle Hebelwirkung. Die Initiative aus Paris ist kein bloßer Impuls, sondern der Versuch, geopolitische Handlungsfähigkeit unter Beweis zu stellen, hebt das GrenzEcho hervor.
Europas Kurs bleibt mehr oder weniger unverändert, fasst Het Laatste Nieuws zusammen: beim Aufbau einer starken ukrainischen Armee helfen, europäische Friedenstruppen vorbereiten für den Fall eines Kriegsendes und europäisch aufrüsten. Der Gipfel in Paris diente vor allem dazu, Signale zu senden und um den Druck aufrechtzuerhalten. Eines aber hat sich verändert: Europa scheint deutlicher als vorher Hebel in der Hand zu haben, um sich einen Platz am Verhandlungstisch zu erobern. Denn die russischen Invasoren fordern die Aufhebung von Wirtschaftssanktionen, um einer Waffenruhe in der Ukraine zuzustimmen. Das könnte für Europa eine Chance sein, meint Het Laatste Nieuws.
Auch Kaltblütigkeit gefordert
De Standaard greift die Ankündigung eines Aktionsplans der Europäischen Kommission zur Krisenvorsorge beziehungsweise Krisenvorbereitung auf: Die Kommission will dafür zunächst alle möglichen Gefahren erfassen und untersuchen lassen. Auf dieser Grundlage sollen die Notfallpläne perfektioniert und koordiniert werden. Dabei sollen alle mitmachen – von der Wirtschaft über die Zivilgesellschaft bis hin zu jedem einzelnen Bürger.
Das neue Leitmotiv wird also, besser vorbereitet zu sein auf Bedrohungen. Das erfordert einen gehörigen Mentalitätswandel nach all den Jahrzehnten der Ruhe und des Friedens. Was es aber auch brauchen wird, das ist Kaltblütigkeit. Es bringt nichts, dem Durchschnittsbürger jeden Tag unnötig Angst zu machen, mahnt De Standaard.
Boris Schmidt